Tut mir leid, dass ich in letzter Zeit so lange für die Kapitel brauche, doch ich habe auch ein anderes Projekt in Bearbeitung, dass ich nach der vollendung von Stolz & Vorurteil on stellen werde.
Hier ein neues Kapitel.
Kapitel 16: Als ich aufwachte, blickte ich an das besorgte Gesicht meiner leiblichen Mutter. Sie hielt meine Hand und streichelte beruhigend mit ihrem Daumen darüber. Einzelne Tränen liefen über ihre Wangen. Ich fragte mich, was wohl geschehen sein mochte, dass sie so verzweifeln ließ. Ich konnte mich an nichts erinnern. Erst jetzt schien sie meine offenen Augen zu bemerken. Ihr Gesicht fing an zu strahlen und sie lächelte mich an. „Mein Baby…“ Nun strich sie mir über die Wange. „Was ist geschehen, Mum?“ Eine Denkfalte entstand auf ihrer Stirn. „Ich glaube, es ist nicht der richtige Zeitpunkt, dir das zu erzählen. Ruh dich lieber noch ein bisschen aus. Hm?“ Ich versuchte mich aufzusetzen. Ein gellender Schmerz durchzuckte meine Schulter und meine Mum drückte mich sanft wieder zurück in die Kissen. „Was ist passiert? Wo sind die anderen?“ „Welche anderen?“ „Die Gäste vom Ball. Wo sind sie hin? Bin ich die Treppe runter gestürzt, oder warum bin ich hier in diesem Krankenzimmer mit einem Schlauch in der Nase?“ Sie seufzte laut auf. Ich rückte etwas auf die rechte Seite und deutet ihr sich neben mich zu setzen, was sie dann auch tat. Nun blickte sie mir tief in die Augen und erzählte mir von dem Abend auf dem Ball. Nachdem sie geendet hatte, starrte ich geschockt die gegenüberliegende Wand an. „Schätzchen, geht es dir gut?“ Ich nickte abwesend. Danach meinte ich: „Würdest du bitte dafür sorgen, dass niemand außer dir dieses Zimmer betreten darf? Ich wünsche keine Besucher.“ „Was ist mit Matthew? Oder Tommy?“ „Keine Besucher.“ Sie sah mich einen Moment eindringlich an. Dann ging sie aus dem Zimmer. Sofort zog ich mein Krankenhemd ein Stück runter, was mich einen Blick auf den Verband werfen ließ. Vorsichtig begann ich diesen zu lösen und zum Vorschein kam eine gewaltige Narbe, die sich von meiner Schulter bis zu meiner Brust zog. Lange Zeit starrte ich diese Wunde an. Ich konnte nicht fassen, wie groß sie war. Trotz allem schaffte ich es nicht, auf Tray böse zu sein. Ich hatte keine Ahnung warum, doch ich glaubte ihm, dass er unschuldig war. Und meine Geiselnahme und diese winzige Verstümmelung waren nur Ausdruck seiner Ratlosigkeit gewesen. Wenn einem keiner glaubte, was hat man denn dann noch zu verlieren? Ich konnte ihn gut verstehen. Deshalb beschloss ich auch, ihn sobald wie möglich im Gefängnis zu besuchen, um alles zwischen uns zu klären. Plötzlich bemerkte ich leise Schritte am Gang. Schnell versuchte ich den Verband wieder so hinzukriegen, wie er zuvor gewesen war. Gerade als ich mein Gewand wieder zurechtgerückt hatte, kam ein Arzt mit meiner Mutter ins Zimmer zurück. „Miss Harrison, es freut mich sie so munter zu sehen. Wie geht es ihnen?“ „Ähm…so weit so gut. Wie soll es einem schon nach einem Aufenthalt in einem brennenden Haus gehen?“ Der Arzt sah mich verständnislos an und dann meinte er, ohne auf meine Bemerkung eizugehen: „Wünschen Sie wirklich keinen Besuch?“ „Ja, das hat ihnen meine Mutter, doch schon mittgeteilt.“ „Aber viele ihrer Freunde sitzen im Wartezimmer und würden sich freuen, Sie zu sehen.“ „Ich wünsche keinen Besuch“, sagte ich mit einem strengen Unterton, der keine Widderrede erlaubte. Er räusperte sich. „Wenn es Ihr Zustand sich in 2 Tagen verbessert hat oder gleich geblieben ist, dürfen Sie nach Hause.“ „Danke für die Information.“ Meine Mutter geleitete den Arzt noch nach draußen, wahrscheinlich entschuldigte sie sich für mein schlechtes Benehmen. Ich rollte mich zusammen und blieb einige Momente, ohne zu verharren, liegen. Viele Male klopfte es in den nächsten zwei Tagen an meine Tür, doch die Schwestern ließen nur meine Mutter durch, wie ich es gewünscht hatte. Somit hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Ich überlegte mir, was ich wohl sagen würde, wenn ich Tray gegenüber säße. Käme meine Wut auf? Würde ich mir wünschen, ich hätte nie jenes Gefängnis betreten? Außerdem quälte mich der Gedanke Tommy gegenüberzustehen, denn ich hatte keine Ahnung wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Er hatte mein Leben gerettet. Ohne ihn wäre ich verbrannt oder erstickt. Noch dazu wusste ich, dass er in mich verliebt war und ich konnte nicht leugnen, dass ich ihn nicht mehr hasste. Ja, er war mir in gewisser Weise richtig ans Herz gewachsen, doch ich konnte nicht sagen, ob ich mich in ihn verliebt hatte. Doch vielleicht wollte mein Herz ihn an sich binden, aber mein Verstand war noch nicht bereit dazu. Deshalb wollte ich auch keinen Besuch, damit mich niemand auf Tray oder Tommy ansprechen würde. Nach 2 Tagen fühlte ich mich richtig erholt, obwohl meine Schulter noch ziemlich schmerzte. Die Narbe würde ewig ein Teil von mir sein, denn sie würde nicht mehr verschwinden. Meine Mum holte mich ab, räumte mein Zeug in ihren Kofferraum und fuhr mich zu ihr nach Hause, wo ich eine Weile wohnen würde. Ich marschierte ins Badezimmer, wo ich erstmals ein schönes, heißes Bad nahm. Dann informierte ich Darius per Telefon, dass ich ab nächster Woche wieder im Studio sein würde. Er meinte darauf, dass ich mir ruhig länger frei nehmen könne und ich mich ausruhen solle. Doch ich habe ihn davon überzeugt, dass ich Arbeit dringend nötig hatte. Danach hatte meine Mum mir ein 5-Sterne Abendessen gezaubert, was ich wild verschlang. Dann ging ich ins Bett und schlief sofort ein. Am nächsten Tag war es so weit. Ich wollte Tray im lokalen Gefängnis besuchen, was am anderen Ende der Stadt lag. Ich verabschiedete mich von meiner Mum, sagte aber kein Sterbenswörtchen darüber, wo ich hingehen wollte. Langsam schlenderte ich zu meinem Auto. Meine Narbe war unter vielen Schichten Gewand verborgen. Irgendwie schämte ich mich für dieses grässliche Ding. Ich kramte gerade meinen Schlüssel aus meiner Tasche, als mich jemand von hinten anstupste. Erschrocken zuckte ich zusammen und ließ in aller Aufregung meine Tasche fallen. Ich bückte mich schnell, um sie aufzuheben, doch da krachte ich auch schon mit dem Kopf eines anderen zusammen. Ich hielt mir die schmerzende Stelle und blickte auf. Vor mir stand sich ebenfalls den Kopf haltend Tommy da und sah mich an. „Heii“, meinte er verlegen und leise. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und sammelte deshalb mein Zeug zusammen. „Ähm…können wir vielleicht reden…?“ Ich sah nicht einmal auf, als ich meinte: „Es tut mir wirklich leid, doch ich habe noch etwas zu erledigen.“ Ich erhob mich und er tat es mir gleich. Ich blickte ihm nie direkt in die Augen. Dann nährte ich mich ihm und flüsterte in sein Ohr: „Danke, dass du mich gerettet hast. Ich stehe ewig in deiner Schuld.“ Schon wandte ich mich meinem Wagen zu, stieg ein und fuhr los. Tommy starrte mir verdutz nach, was ich im Rückspiegel sehen konnte. Ich parkte ein paar Blocks vom Gefängnis entfernt, warum wusste ich auch nicht. Wahrscheinlich nur damit niemand meinen Wagen sah und wusste wo ich mich aufhielt. Mit klopfendem Herzen näherte ich mich dem Gebäude mit den vergitterten Fenstern und einem Zaun mit Stacheldraht darauf. Bevor ich eintreten durfte, musste ich mich vollständig ausweisen und den Wächtern mitteilen wen ich besuchen wollte. Als ich meinen Wunsch äußerte Tray zu besuchen, sahen sich mich verständnislos an. „Ist das nicht der Mann, wegen dem Sie im Krankenhaus lagen?“ „Ist es ihre Sache, wen ich besuche und wen nicht? Ich glaube ich kann das schon alleine verantworten.“ Er schüttelte den Kopf führte mich dann aber in einen Besucherraum. Dort setzte ich mich an einen Stuhl und wartete darauf, dass sie Tray zu mir brachten. Mein Herz raste förmlich und ich glaubte zu ersticken. Die Tür ging auf und vor mir stand Tray mit einer orangen Gefängniskluft und Fesseln, die ihm eine der Wachen abnahm. Tray sah mich nicht an, hatte eine gleichgültige und ausdruckslose Miene. Eine Wache blieb vor der Tür stehen, für den Fall, dass Tray mir etwas antun sollte, was ich ihm nicht zutraute. Eine Weile saßen wir uns schweigend gegenüber. Dann meinte Tray: „Was willst du hier Jude? Habe ich dir denn noch nicht genug angetan, damit du mich in Ruhe lässt?“ Nervös spielte ich mit meinen Fingern. Ich erwiderte: „Tray, auch wenn du mir das vielleicht nicht abnimmst, doch ich bin dir nicht böse. Ich habe dir längst verziehen.“ „Ah, wie großzügig von dir. Kann ich jetzt wieder in meine Zelle?“ Ich nahm seine Hand, zuerst zuckte er zusammen, damit hatte er anscheinend nicht gerechnet. Er schien innerlich mit sich selbst zu streiten, ob er sie nun wieder wegziehen sollte oder ob er sie liegen lassen sollte. „Ich glaube dir auch, dass du deine Freundin nicht getötet hast. Wir haben die gleichen Eltern, sind Geschwister und auch wenn ich lange nichts von deiner Existenz gewusst habe, weiß ich, dass du so etwas nicht machen würdest. Ich bin mir absolut sicher, dass du sie von ganzem Herzen geliebt hast. Was hätte es dir gebracht, wenn du den einzigen Menschen umgebracht hättest, der dich versteht, dich akzeptiert wie du bist und dich zu einem besseren Menschen gemacht hat?“ Er unterbrach mich. „Worauf willst du hinaus Jude?“ „Ich werde dir helfen, deine Freiheit zu erlangen.“ Tränen bildeten sich in seinen Augen. „W..Wieso glaubst du mir nach allem was ich dir angetan habe? Warum gibst du mich nicht auf, wie all die anderen vor dir?“ „Darauf kann ich dir leider keine Antwort geben, doch mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich dir vertrauen kann. Tray, ich werde dich nicht aufgeben. Ich werde dir helfen. Ich werde Beweise finden, die bezeugen, dass du unschuldig bist.“ Und so saßen wir noch lange beisammen und redeten darüber, wie ich Beweise finden konnte. Danach verabschiedete ich mich von ihm und versprach ihm bald wieder zu besuchen, was ihn lächeln ließ. Er meinte: „Ich freue mich schon darauf, dich wiederzusehen, Jude. Hoffentlich werde ich bald mehr über dich erfahren.“ Dann wurde er wieder abtransportiert.
Als ich bei meinem Wagen ankam, lehnte eine Person an ihm. Langsam ging ich auf die Person zu. Dann erkannte ich, dass es Tommy war. Ich starrte ihn verständnislos an. „Was machst du hier?“ Plötzlich ging mir ein Licht auf. „Hast du mir hinterher spioniert?“ Wütend sah ich ihn an. Er drehte sich zu mir. „Was hast du hier gemacht Jude? Wieso warst du im Gefängnis?“ „Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig! Außerdem bist du es, dir mir hinterhergefahren ist, um zu erfahren, wo ich bin. Und da fragst du wirklich mich, was ich getan habe?“ Tommy ergriff meine Handgelenke. „Lass mich los“, meinte ich wütend und zynisch. Ich versuchte mich loszureißen, doch sein Griff blieb eisern. „Jude, es tut mir leid, doch ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Und dazu bist du mir noch einen Gefallen schuldig!“ „Hast du mich nur gerettet, um Eindruck bei mir zu schinden? Und dafür etwas zu verlangen?“ „Nein, natürlich nicht. Wie kannst du nur so etwas sagen?“ „Hättest du mich auch gerettet, wenn wir immer noch verfeindet gewesen wären und ich potthässlich wäre?“ Er kaute auf seine Lippe, doch seine Antwort blieb aus. „Wie ich es mir gedacht habe. Bitte, lass mich los, Tommy.“ Ich sah ihm in die Augen, wenn er mich nicht gleich freigab, würde ich anfangen zu weinen und das wollte ich nicht. Auf einmal meinte er: „Jude, was soll ich denn machen? Das einzige woran ich denken kann bist du. Wenn ich dich nicht in meiner Nähe weiß, frage ich mich ständig, ob es dir gut geht. Jude, ich vergöttere dich. Das Leben hat mir nicht viel geboten, doch seit dem ich dich näher kennengelernt habe, tun sich für mich neue Welten auf. Es ist, als ob meine schwarz-weiße Welt nun in allen Farben erstrahlt. Jude, ich habe dich gerettet, weil ich dich liebe. Ja, ich liebe dich Jude.“ Überrascht von seinem erneuten Liebesgeständnis sah ich ihn an. Plötzlich näherten sich seine Lippen, den meinen und er küsste mich. Sein Kuss war sanft, voller Leidenschaft und intensiv. Mein ganzes Leben hatte ich noch nie einen solchen Kuss erlebt. Doch als er merkte, dass ich den Kuss nicht erwiderte, hörte er auf. Er ließ meine Handgelenke los. Und murmelte: „Tut mir leid.“ Ganz plötzlich fing es an zu regnen. Tommy wandte sich um und wollte gerade gehen, als ich ihm hinterherrief: „Tommy! Warte.“ Er drehte sich zu mir um. Ich ging auf ihn zu und diesmal, war ich es, die ihn küsste, doch er erwiderte ihn. Ich schlang meine Arme um ihn. So standen wir da, uns küssend im Regen. Ich konnte nicht glauben, dass ich mich wirklich in Tommy Q verliebt hatte. Hätte mir das jemand vor einem Jahr erzählt, hätte ich laut aufgelacht. Doch nun war es einfach wundervoll in seinen Armen zu sein und ihn zu küssen. Er war das, wonach ich mich so lange gesehnt hatte. Wir lösten uns voneinander, da wir Luft holen mussten. Er lächelte mich an. In seinen Augen konnte ich das Glück lesen, dass er empfand. „Wollen wir noch etwas Essen gehen? Natürlich zahle ich auch.“ „So eine Art Date?“ „Ja.“ Er nahm meine Hand und so schlenderten wir Händchen haltend im Regen, ohne zu merken, wie kalt es war und wie nass wir waren. In diesem Moment gab es nur uns. Niemanden sonst. In das Restaurant ließen sie uns, aufgrund unserer triefenden Klamotten, nicht rein. Daher beschlossen wir, zu ihm nach Hause zu fahren, wo er etwas für uns kochen wollte. Während er in der Küche stand, beobachtete ich ihn und konnte dabei nicht aufhören zu grinsen. Ich war so glücklich. Als wir uns dann beim Essen gegenüber saßen, konnten wir unsere Blicke nicht voneinander abwenden. Es war alles total romantisch. Um uns herum waren nur Kerzenlichter. Plötzlich wurde Tommy ernst und er fragte: „Was wolltest du wirklich im Gefängnis? Du warst doch nicht etwa bei Tray oder?“ „Können wir nicht ein anderes Mal darüber reden? Das würde nur die Stimmung verderben.“ Tommy rollte mit den Augen, dann meinte er: „Dann aber morgen.“ „Versprochen.“ Nach dem Essen setzten wir uns vor den Fernseher, wo wir uns gemütlich zusammenkuschelten und uns irgendeinen Film ansahen, doch ich hatte keine Zeit auf den Film zu achten, da ich damit beschäftigt war, ihn anzustarren. Er bemerkte dies erst viel später und dann meinte er: „Gefällt dir der Film nicht? Wollen wir etwas anderes machen?“ „Was schwebt dir denn vor?“ „Mir würde vieles einfallen.“ „Was denn zum Beispiel?“ Er zog mich zu sich und küsste mich. Wieder war ich überwältigt von der Sanftheit und Intensität seines Kusses. Dann wurden wir von meinem klingelnden Handy unterbrochen. Entschuldigend ging ich aus dem Raum und hob ab. Am anderen Ende der Leitung war Tray. „Jude?“ „Ja, was gibt es denn?“ „Sie haben mir mitgeteilt, dass ich bald vor Gericht erscheinen muss. Das heißt, du musst die Beweise so schnell wie möglich finden, sonst bin ich verloren. Entweder ich bekomme Lebenslänglich oder die Todesstrafe.“ Ich hielt den Atem an. „Tray, ich werde gleich morgen anfangen zu ermitteln. Ich werde nicht zulassen, dass du für ein Verbrechen verurteilt wirst, das du nicht begangen hast.“ „Jude, ich habe Angst.“ „Du brauchst keine Angst zu haben. Ich lass dich nicht im Stich.“ „Gut. Dann sehe ich dich in 2 Tagen.“ „Bis dann.“ Ich ging zurück in Tommys Wohnzimmer. „Wer war das?“ „Falsch verbunden.“ Ich hatte keine Ahnung, warum ich ihn angelogen hatte. Und es war erschreckend wie leicht mir die Worte von den Lippen kamen. Ich setzte mich wieder neben ihn, als ob nichts geschehen wäre. Tommy sah mir tief in die Augen. Dann küsste ich ihn und er schloss seine Augen. Doch auf einmal schob er seine Hände unter meinen Pullover. Ich hielt seine Hände fest und murmelte: „Ich glaube, ich sollte gehen.“ Ich stand auf und war schon an der Tür, als Tommy mir hinterher lief und sagte: „Jetzt warte doch einmal. Was ist denn los?“ Verlegen wich ich seinem Blick aus. Dann erwiderte ich: „Wir haben es schon einmal überstürzt, lass uns diesen Fehler nicht noch einmal begehen. Okay?“ Er nickte. „Gut. Willst du nicht noch etwas bleiben?“ „Hältst du das für eine gute Idee?“ „Sonst würde ich doch nicht fragen, oder?“ „Vielleicht kann ich noch ein Weilchen bleiben.“ Er lächelte mich an, nahm meine Hand und zog mich wieder ins Wohnzimmer. Doch nachdem wir noch ein wenig ferngesehen hatten, schlief ich auf der Couch auf seiner Schulter ein. Ich war schon im Halbschlaf als Tommy murmelte: „Ich liebe dich Jude.“ Dabei streichelte er mir sanft über den Kopf.
das sind echt 2 super kapitel! schön das Jommy endlich zueinander gefunden haben!<3 bin gespannt ob Jude die Beweise findet, ich freu mich also schon auf das nächste kapitel!
Am nächsten Tag verließ ich sehr früh am Morgen Tommys Wohnung. Ich wollte ihn nicht wecken, deshalb schlich ich mich heimlich hinaus. Danach machte ich mich auf den Weg zu Tray, der schon ungeduldig im Gefängnis auf mich gewartet hatte. Ich saß ihm gegenüber. Nervös drückte er an seinen Fingern herum. „Jude, es ist bald soweit. Du musst dich beeilen, wenn du mir helfen willst. Falls du nichts findest oder einfach zu wenig Beweise auftreiben kannst, bin ich dir trotzdem überalles dankbar. Nur deinetwegen wage ich es noch zu hoffen.“ „Tray, ich werde dich hier rausholen, dass schwöre ich dir bei meinem Leben.“ „Schwöre lieber nichts, was du nicht halten kannst.“ „Ich breche meine Versprechungen nicht.“ Auf einmal unterbrach uns der Wächter: „Tut mir leid, doch ich muss Sie wieder in Ihre Zelle begleiten.“ „Schon gut, wir waren sowieso gerade fertig. Mach’s gut Jude. Auf ein baldiges Wiedersehen.“ Ich lächelte ihm hinterher. Danach schlenderte ich zu meinem Wagen, kramte aus meiner Tasche einen Zettel heraus, auf dem die Lage des Ortes beschrieben war, an dem Sheila erschossen wurde und das nicht von Tray. Ich hoffte nur, dass mein Gefühl sich nicht irrte und Tray mich doch belog. Doch dann dachte ich an seine Augen, aus denen einem die Trauer förmlich entgegensprang. Und seine Worte, die so aufrichtig waren und von Herzen kamen. Nein, er belog mich nicht. Da war ich mir 100% sicher. Ich hatte meine Sonnenbrille aufgesetzt und fuhr langsam in Richtung Brooke Mountain, dort würde ich mich auf die Suche nach der Lichtung machen müssen. Mein Auto parkte ich einige Straßen entfernt und schon marschierte ich den Pfad hinauf. Oben angekommen sah ich mich um. Es war ein trostloser Ort. Überall lagen Bierdosen, Plastikflaschen, leere Chipssackerl, einfache eine reine Müllhalde. Zudem wuchs hier kein Gras und es schien, als hätte hier einmal ein großes Feuer gewütet. Ich kniete mich nieder, streifte mit meinen Fingern den Boden und ließ den Ort auf mich wirken. Dann wühlte ich aus meiner Jackentasche ein Foto von Sheila heraus. Sie war eine sehr schöne Frau gewesen. Volle Lippen, dunkle Haare und braun gebrannt. Wieder starrte ich auf den Boden, wo ich meinte eine Blutspur zu erkennen, was sich dann aber nur als weiterer Müll herausstellte. Mein Blick fiel noch einmal auf das Bild, dann flüsterte ich: „Was ist dein Geheimnis? Wie bist du gestorben?“ Ich versuchte mich daran zu erinnern, ob Tray gesagt hatte, dass ihre Leiche gefunden wurde, oder nicht. Doch mein Erinnerungsvermögen setzte aus. Hier würde ich auf jeden Fall keine Beweise finden. Doch gerade als ich mich umdrehen wollte, blitzte etwas aus dem Wald hervor. Ich blickte mich um, niemand war zu sehen. Langsam schlich ich auf das blinkende Etwas zu. Ich stolperte über eine riesige Wurzel und blieb vor einem verrosteten, umgestürzten Wagen liegen. Schweren Atems stemmte ich mich wieder hoch. Verwundert betrachtete ich das Auto. Ich versuchte eine Türe zu öffnen, doch diese klemmte. Dann trat ich sie mit einem kräftigen Tritt auf. Ich kroch hinein, durchsuchte das ganze Auto und stieß auf einen verschlossenen Koffer. Mit einem Taschenmesser, das ich auch gefunden hatte, öffnete ich den Koffer. Zum Vorschein kamen einige Dokumente. Mit schnell schlagendem Herzen durchstöberte ich die Papiere. Ich stieß auf einige Bilder von Tray, die ihn in verschiedenen Situationen zeigten. Sie hatten ihm also nachspioniert. Ich blätterte um. Auf der nächsten Seite war über Trays Kontaktdaten ganz groß „Eleminieren“ gedruckt. Wieder blätterte ich weiter. Auf der nächsten Seite war ein Bild von Sheila, doch dort hieß sie Rebecca Martins. Verwundert las ich mir ihre Akte durch. Eigentlich stand auf dem Blatt nichts interessantes, doch dann las ich etwas, was mich beinahe aufschreien ließ, so sehr zerriss es mir das Herz. Denn Rebecca alias Sheila war auf Tray angesetzt worden, um nähere Informationen zu erhalten und ihn so leichter umzubringen. Doch wieso machten sie solch ein Tumult darum, wenn Tray ihnen nur Geld schuldete. Er verschwieg mir etwas, da war ich mir sicher. Schnellen Schrittes eilte ich zu meinem Wagen. Mein Handy leuchtete auf. Ich hatte 3 Anrufe in Abwesenheit und eine Mitteilung. Ich hörte mein Telfon ab. Die erste Nachricht war von meiner Mutter, die mich zum Essen bei ihr einlud. Die nächsten beiden waren von Tommy: „Heii Jude, du warst heute morgen so schnell verschwunden. Was war denn los? Habe ich irgendetwas falsch gemacht? Wenn ja, dann tut es mir leid. Bitte melde dich.“ Und die andere Nachricht: „Heii Jude, ich bin’s noch einmal. Bitte melde dich doch endlich. Ich mach mir sorgen.“ Er war echt süß, doch leider musste er warten. Mit überschrittener Geschwindigkeit raste ich zurück zum Gefängnis. Dort angekommen, wollte man mich zuerst nicht zu Tray lassen, bis ich ihnen mitteilte wer ich war. Sobald die Wache den Raum verlassen hatte, stellte ich Tray zur Rede: „Was verheimlichst du mir? Und lüg mich nicht an. Ich weiß, dass deine Geschichte, so wie du sie mir erzählt hast nicht stimmt. Was wollten diese Typen wirklich von dir?“ Er ließ seinen Kopf in seine Hände sinken und seufzte. Dann sah er mir direkt in die Augen. „Du weißt also auch, dass Rebecca ein Mitglied der Gang war?“ Ich nickte. „Nun, du musst wissen, dass Rebecca und ich verdeckt für die Polizei ermittelt hatten. Sie hat sich deshalb in die Gang eingeschleust und Informationen gesammelt, die sie dann an mich weitergegeben hat. Doch bekam die Gang Wind davon und verdächtigte mich, setzten Rebecca auf mich an. Sie wollten mich ausschalten, weil sie zu Recht befürchteten, dass ich zu viel wusste.“ Gebannt lauschte ich seiner Geschichte. „Eines Tages fanden sie Rebecca und mich küssend auf der Lichtung. Wegen ihres Verrates sollte Rebecca mit der höchsten Strafe bezahlen: ihrem Leben. Ein Kerl schoss auf sie und sie blieb reglos liegen. Mein Herz ist mir damals stehen geblieben. Doch während sich die beiden Kerle mir zuwandten, sah ich, dass Rebecca aufstand, sich die Seite hielt und zu mir kommen wollte, doch ich deutete ihr zu verschwinden, was sie dann auch tat. Leider habe ich nicht mit der Gerissenheit der Gang gerechnet, denn sie tränkten eine Jacke in Rebeccas Blut, die sie dann der Polizei überreichten und danach zündeten sie die Lichtung an, damit es keine Überreste gab. Mich stellten sie als kranken Perversling da, der Rebecca schon länger bedrängt hat und als ich nicht das bekam, was sie wollte, grausam ermordet habe. Es gibt einen Beweis, dass ich Rebecca nicht umgebracht habe, einen lebenden sogar, doch ich wollte sie nicht in Gefahr bringen, deshalb versuchte ich sie nicht zu finden. Doch mittlerweile glaube ich, es ist der einzige Weg, mich selbst zu retten. Jude, finde Rebecca und du wirst mich hier rausholen können.“ „Hättest du mit der Wahrheit früher rausgerückt, wärst du schon längst befreit.“ „Tut mir leid, doch es war nur zu deinem eigenen Schutz. Nimm dich in Acht vor der Gang. Du weißt nicht, auf was du dich da einlässt. Vielleicht solltest du lieber aufhören, bevor du dich in Gefahr begibst.“ „Niemals. Ich habe es dir versprochen und ich werde dich nicht im Stich lassen.“ Er nahm meine Hand. Ich wusste, dass das ein Zeichen seines Dankes war. Ich stand auf und ging. Ich fuhr nach Hause, um mich etwas frisch zu machen und mir etwas anderes anzuziehen. Vor der Wohnung von meiner Mum, wartete bereits Tommy auf mich. Ich ging auf ihn zu, wollte ihn küssen, doch er wich vor mir zurück. „Was ist los?“ „Das fragst du mich? Du verschwindest einfach, ohne mir auch nur ein Wort zu sagen, an dein Hand gehst du auch nicht. Was hast du dir dabei gedacht? Ich habe mir große Sorgen gemacht.“ „Tut mir leid. Das hab ich nicht gewollt.“ „Schon gut.“ Er blickte zu Boden. „Willst du was mit mir unternehmen?“ „Würde ich sehr gerne, doch ich fürchte, dass das warten muss.“ „Wieso?“ „Ich habe noch etwas Wichtiges zu erledigen.“ „Und was?“ „Kann ich dir nicht sagen.“ „Kannst du oder willst du nicht? Man, wie soll das mit uns weitergehen, wenn du mir jetzt schon Dinge verschweigst? Triffst du dich mit einem anderen oder was ist es, was du mir nicht sagen kannst?“ Ah, jetzt wusste ich, was mit ihm nicht stimmte. Er war eifersüchtig. „Es gibt keinen Grund eifersüchtig zu sein…“ „Ich bin nicht eifersüchtig“, meinte er gekränkt. „Tommy, ich liebe dich, doch ich kann es dir jetzt einfach noch nicht sagen. Wenn alles vorbei ist, werde ich dir alles erzählen, aber bis dahin muss ich es dir leider verschweigen.“ „Dann eben nicht. Weißt du was, ich ertrage im Moment deine Gegenwart nicht, denn ich habe gerade einfach keinen Bock mit dir zu reden, wenn du mir nicht einmal die Wahrheit erzählen kannst.“ Schon zischte er an mir vorbei. „Tommy, warte.“ Doch er drehte sich nicht um. „Scheiße.“ Ich stampfte auf den Boden. Da warf ich einen Blick auf die Uhr und schrie noch einmal: „Scheiße.“ Ich stürmte in die Wohnung, zog mir bequeme Sachen an und machte mich auf den Weg zu einem Freund, der für die Polizei arbeitete und mir bestimmt helfen konnte, was Rebecca anging. Bei ihm angekommen, setzten wir uns vor seinen Computer. Er loggte sich ein und durchsuchte seine Datenbank nach Rebecca, wurde aber nicht fündig. „Versuch es mal mit Sheila.“ Und tatsächlich hatten wir Glück. Ich schrieb mir ihre Adresse auf. „Danke Robin, du warst mir eine große Hilfe. Ich bin dir was schuldig.“ Ich umarmte ihn und fuhr dann weiter. Ich bog in Rebeccas Straße ein, klingelte an ihrer Tür. Eine Frau, deren Gesicht im Schatten versteckt war, öffnete mir. „Sheila?“ „Ja? Wie kann ich Ihnen helfen?“ „Dürfte ich bitte eintreten? Es geht um eine Person die sie mit Sicherheit interessiert, Rebecca.“ „Wie haben Sie mich gerade genannt?“ „Rebecca. Das ist doch ihr Name, Offizier, oder nicht?“ „Schickt die Gang Sie?“ „Nein, mein Bruder. Tray.“ „Tray?“ Sie öffnete die Tür. Nun erkannte ich ihr Gesicht. Die eine Hälfte ihres Gesichts hatte Narben von schweren Verbrennungen und trotzdem war sie wunderschön. „Schnell kommen Sie rein, bevor man sie sieht.“ Sie zog mich rein. In den nächsten darauf folgenden Stunden erläuterte ich ihr das Geschehene. Dann meinte sie: „Wir müssen sofort los. Sonst kommen wir möglicherweise zu spät.“ „Aber sein Prozess ist doch erst morgen.“ „Die Gang hat bestimmte Kontakte. Auch unter der Polizei. Möglicherweise haben sie etwas von deinem Plan gehört und haben veranlasst, dass die Anhörung bereits früher stattfinden wird.“ „Dann sollten wir sofort aufbrechen.“ Wieder raste ich mit überschrittener Geschwindigkeit zum Gefängnis, doch wir wurden aufgehalten. Der Mann fragte uns, ob wir etwas getrunken hatten. Betrachtete uns skeptisch und verharrte besonders lange bei Rebecca. Als er sich seinem Kollegen zuwandte, flüsterte Rebecca: „Jude, fahr los. Sie sind nicht das, wofür sie sich ausgeben. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass ich sie schon einmal in der Gang gesehen habe.“ Da war es auch schon zu spät, die zwei Typen packten uns. Ich strampelte wild umher. Und konnte Rebeccas Peiniger direkt ins Gesicht schlagen, der sie vor Schmerzen losließ. „Lauf Rebecca! Rette meinen Bruder.“ Sie starrte mich an, nickte dann und rannte. Doch der Mann, der mich festhielt, wollte auf sie zielen, doch ich trat ihm auf den Fuß, woraufhin er sein Ziel verfehlte und Rebecca außer Sichtweite war. „Das hättest du nicht tun sollen, Miststück.“ Er schleuderte mich gegen das Auto. Benommen schüttelte ich meinen Kopf. Da packte er mich auch schon wieder und warf mich in die Arme seine Kollegen. Dieser drückte mich wieder zu Boden und trat mehrmals auf mich ein. Zu Beginn spürte ich bei jedem Schlag, dass irgendetwas in mir kaputtging, doch mit der Zeit bemerkte ich gar nichts mehr. Wahrscheinlich wegen des Schockzustandes. Als ich reglos liegen blieb, ließen sie von mir ab und stiegen in ihren Wagen. Erst Minuten später zog ich mich vorsichtig am Auto hoch. Ich hielt mir meine Seite. Anscheinend hatte ich mir ein paar Rippen gebrochen. Ich stieg in den Wagen, den Schmerz ignorierend und fuhr zum Gefängnis, wo man mir mitteilte, dass Trays Prozess vorverlegt wurde und er sich gerade im Gerichtssaal befand. Da ich Kapuze und Mütze aufhatte, erkannten sie meinen Zustand nicht. Ich bedankte mich bei ihnen und eilte zum gegenüberliegenden Gebäude, in dem Trays Anhörung stattfand. Ohne mich auszuweisen, stürmte ich in den Gerichtssaal. Alle Blicke wanderten zu mir. Ich erkannte Tray, meine Mutter, Rebecca und auch Tommy war da. Wieso wusste ich nicht, doch er stand dort. Ich zog mir die Kapuze vom Kopf. Es raunten Stimme durch den Saal. Ich schleppte mich nach vorne, wo ich mit bebender Stimme sagte: „Dieser Mann ist unschuldig und das kann ich bezeugen, ich bin ein weiterer lebender Beweis nach Rebecca Martins, die er angeblich getötet hat.“ Dem Gericht erläuterte ich meine Geschichte, alle hingen an meinen Lippen. Immer wieder gab es Einspruchsanfragen, doch sie wurden jedes Mal abgelehnt, da man mich enden lassen wollte. Als ich geendet hatte, musste ich mich festhalten, da ich sonst umkippen würde. Tray kam auf mich zu, stützte mich und geleitete mich zu seinem Platz, neben dem ich mich setzte. Das Gericht zog sich zurück, um zu entscheiden. „Jude, wie geht es dir?“ „Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht, Tray.“ „Ich wollte mich schon einmal im Vorhinein bei dir bedanken.“ Er umarmte mich, dabei zuckte ich zusammen, da es so schmerzte. „Nicht so schlimm, wie es aussieht? Jude, du brauchst einen Arzt.“ „Nein, es geht schon. Wirklich.“ Kopfschüttelnd sah er mich an. „Wie du meinst.“ Die Richter kamen wieder herein. „Tray McGrew erheben Sie sich. Wir werden nun unser Urteil verkünden.“ Es wurde still im Saal. Tray stand auf und seine Knie schlotterten. „Aufgrund mangelnder Beweise ist ihr Fall immer wieder aufgeschoben worden, doch heute hat sich alles geändert. Ihr angeblich totes Opfer ist aufgetaucht, was ihre Tat unmöglich macht. Ihre Schwester kam zu uns in den Gerichtssaal von zwei Attentätern, die verhindern wollten, dass sie die Beweise zu uns bringt, zugerichtet. In dieser Hinsicht erkennen wir sie nun als unschuldig.“ Tray atmete tief durch. „Trotzdem können wir nicht davon absehen, dass sie ihre Schwester gefangen genommen, bedroht, verletzt und beinahe umgebracht haben. Wir verurteilen Sie zu 1 Sozialarbeiten verpflichten, zudem müssen sie eine Therapie machen, um das Geschehene zu verarbeiten. Wir sind Ihnen und Ihrer Schwester auch zu tiefstem Dank verpflichtet. Nur dank ihnen haben wir endlich genug Beweise, um die Suche nach der Verbrechergang aufzunehmen. Sie dürfen nun nach Hause gehen.“ Tray lächelte mich an. Danach stürmte er zu Rebecca, die er mit voller Freude in den Arm schloss. Wie lange hatte er darauf verzichtet, sie zu sehen, nur um sie zu beschützen? Während ich die beiden beobachteten, kam Tommy auf mich zu. Er setzte sich neben mich. „Ich muss mich bei dir entschuldigen, Jude. Ich habe total überreagiert und Sachen gesagt, die ich nicht so gemeint habe….Ich…“ Ich legte meinen Zeigefinger an seine Lippen und meinte: „Ich bin dir nicht böse. Ich kann dich ja verstehen.“ Er zog mich zu sich, vor Schmerz verzog ich mein Gesicht. „Alles in Ordnung?“ „Ja, habe nur ein paar blaue Flecke abbekommen.“ „Soll ich dich zum Arzt fahren?“ „Nicht nötig.“ „Dann bring ich dich jetzt zu mir nach Hause, damit du dich ein wenig ausruhen kannst.“ „Das hätte ich dringend nötig.“ Ich versuchte meine Schmerzen, so gut es ging zu verbergen. Bei ihm angekommen, nahm ich ein Bad. Nun erkannte ich das ganze Ausmaß der Prügelattacke. Mein ganzer Körper war grün und blau. Meine Narbe von Trays Messer immer noch gut sichtbar. Na toll. Wenn Tommy mich so sah, würde er mich sofort zum Arzt bringen wollen und das wollte ich vermeiden. Mit nur einem Handtuch umschlungen, musste ich erkenne, dass ich mein Zeug nicht mehr anziehen konnte, da es total verdreckt war. Deshalb beschloss ich in Tommys Zimmer zu schleichen und mir was zum Anziehen zu suchen. Leider lief ich genau Tommy rein, der mich geschockt anstarrte. „Heii Tommy.“ Ohne ihn etwas erwidern zu lassen, küsste ich ihn. Zuerst starrte er mich immer noch geschockt an, dann schloss er aber allmählich seine Augen und fing an den Kuss zu genießen. Doch dann zog er mich näher zu sich und berührte dabei mehrere meiner wunden Stellen, was meine Augen tränenließ. Er löste sich von mir. „Wir fahren jetzt zum Arzt und keine Widerrede.“ Der Arzt diagnostizierte 4 Rippenbrüche, mehrere schwere Prellungen, eine Gehirnerschütterung und mehrere Schürfwunden. Er verordnete mir strenge Bettruhe und haufenweise Schmerzmittel. Dann brachte er mich wieder zu sich, wo er mir sein Bett herrichtete und mich zwang mich niederzulegen. Gekränkt schlang ich meine Arme ineinander. Er setzte sich neben mich und küsste mich. Unser Kuss wurde immer verlangender, doch dann bremste Tommy mich, denn er sagte: „Der Arzt hat dir strenge Bettruhe verurteilt und diese Aktivität zählt mir Sicherheit nicht zu Bettruhe.“ Ich verdrehte die Augen. „Ich denke, ich sollte dich schlafen lassen.“ „Nein, bleib hier. Lass mich nicht allein.“ Er legte sich neben mich und ich kuschelte mich an ihn. Nach wenigen Minuten schlief ich ein.
Am nächsten Morgen wurde ich von einem herrlichen Duft geweckt, der mir aus der Küche entgegen strömte. Absichtlich mein Aufstehverbot vergessend, schlenderte ich gemütlich nach unten, wo ich mich an den Türrahmen lehnte, die Arme ineinander schlang und Tommy beobachtete, wie er Pfannkuchen machte. Er trug nichts außer Boxershorts. Ich musste grinsen, als er versuchte den Pfannkuchen mittels in die Luft werfen umzudrehen und es ihm nicht gelang. Nun schien er mich zu bemerken. „Was tust du denn da? Du sollst doch nicht aufstehen!“ „Ich bin so sehr mit Schmerzmittel vollgepumpt, dass ich nichts fühle.“ „Trotzdem solltest du vorsichtiger sein.“ „Ja, ich wird’s mir merken, Papa Tommy.“ Belustigt lächelte er mich an. „Du weißt, dass ich mir nur Sorgen um dich mache und nicht will, dass du Schmerzen hast.“ „Das weiß ich doch.“ Er kam auf mich zu, umarmte mich und gab mir dann einen sanften, kurzen Kuss. Dann flüsterte er mir ins Ohr: „Morgen. Konntest du schlafen?“ „Ich habe ausgezeichnet geschlafen. Wie spät ist es denn?“ „Ich glaube schon fast Mittag. Wieso?“ „Scheiße, schon so spät?“ Ich löste mich von ihm und rannte in sein Schlafzimmer, wo ich mir irgendwelche Sachen aus seinem Schrank nahm, sie mir überzog und wieder nach unten eilte. „Heii, wo willst du denn jetzt hin?“ „Ich muss zu G-Major. Dort habe ich mich schon ziemlich lange nicht mehr blicken lassen.“ „Ich denke, sie werden es verstehen, wenn du noch ein paar weitere Tage fehlst.“ „Aber das will ich nicht.“ „Jude, du sollst dich nicht überanstrengen.“ „Mach ich schon nicht.“ Ich gab ihm noch einen Kuss, drehte mich um und eilte zum Wagen. Dort angekommen hielt ich mir die Seite, da ich schon noch Schmerzen hatte. Nichts desto trotz fuhr ich los. Vor G-Major blieb ich erst einmal ein paar Minuten stehen. Es ist lange her. Vieles hatte sich geändert. Ich hatte Angst. Dann atmete ich einmal tief durch, drückte die Tür auf und trat ein. Als ich durch G-Major schritt, starrten mich alle an. Schnurstraks ging ich zu Darius. Ich klopfte ein paar Mal an seine Tür. Zuerst bekam ich nur Stille als Antwort, doch nach einer Weile tönte Darius „Herein“ mir entgegen. Langsam öffnete ich die Tür und wartete darauf, dass er sein Gesicht zu mir umwandte. Ich setzte mich in den Sessel vor seinem Schreibtisch, da erst drehte er sich zu mir. Seine strahlend weißen Zähne lächelten mir entgegen. „Jude, schön dich endlich wieder einmal zu sehen. Wie geht es dir?“ „Danke. Gut.“ „Und deine Verletzungen? Ist es nicht zu anstrengend für dich herzukommen?“ „Du hast davon gehört?“ „Wer hat das nicht? Es läuft auf allen Kanälen. Jude mit dieser Geschichte hast du dich super vermarktet.“ Klar, dass es ihm wieder einmal nur ums Geschäft ging. Ich fragte mich, ob ich in seinen Augen ein Mensch oder ein Objekt war, das man rumschubsen konnte, wie man wollte. „Wann kannst du denn wieder arbeiten?“ „Sofort.“ „Bist du dir da sicher?“ „Sonst würde ich es doch nicht sagen, oder?“ „Na gut, wie du meinst. Matthew müsste in eurem Studio sein. Ich denke, er vermisst dich.“ Ich verabschiedete mich von Darius und näherte mich bedacht langsam unserem Studio. Ohne zu klopfen, betrat ich den Raum. Sobald ich drin war, wurde ich auch schon von Matthew umarmt, was tausend kleine Schmerzwellen in mir entfachten und trotzdem genoss ich es. „JUDE! Lass dich ansehen.“ Er wich einen Schritt von mir zurück. „Trotz deiner blauen Flecken siehst du umwerfend aus.“ „Danke. Wie geht es dir Matthew?“ „Seid du durch diese Tür gegangen bist, erstaunlich gut.“ Ich lächelte ihn an, dann setzten wir uns nieder und redeten eine Weile. Wir beschlossen erst am nächsten Tag mit der Arbeit an neuen Songs zu beginnen. Dann machte ich mich auf den Weg zu meiner Mum, um ihr zu sagen, dass es mir gut ging und sie sich keine Sorgen machte. Danach beeilte ich mich wieder zu Tommys Wohnung zu fahren, doch als ich dort eintraf, war er nicht da. Darum beschloss ich ein romantisches Dinner für ihn und mich zu organisieren. Zuerst kochte ich uns Spaghetti, dann stellte ich in der ganzen Wohnung Kerzen auf. Schließlich zog ich mich noch um. Ich hatte ein paar Sachen von Zuhause mitgenommen, damit ich mir nicht immer seine Sachen ausborgen musste. Gerade als ich fertig geworden war, kam Tommy nach Hause, der meinen Namen rief. „Jude! Was ist denn hier los?“ „Freust du dich nicht?“ „Natürlich. Doch wofür habe ich das verdient?“ „Muss ich einen Grund haben, um meinen Freund glücklich zu machen?“ „Deinen Freund?“ Geschockt starrte ich ihn an. „Ähm…ich hatte angenommen…dass…das…“ „Jude, das war nur ein Spaß.“ Ich boxte ihm einmal leicht in die Seite. „Du bist echt fies.“ „Wie kann ich das wieder gut machen?“ Er begann meinen Arm zu küssen. „Bist du noch sauer?“ „Etwas.“ Er wanderte zu meinem Nacken hinauf. „Und jetzt?“ „Fast nicht mehr.“ Nun legte er sanft seine Lippen auf meine. „ich liebe dich Jude.“ „Ich liebe dich auch.“ Wir setzten uns zum Tisch, wo ich Tommy bediente. Ich servierte die Spaghetti und den Wein, den ich extra gekauft hatte. Tommy sah mich an als ich ihm erneut Wein einschenkte. „Was ist?“ Er fing an zu lachen. „Wenn ich es nicht besser wissen würde, würde man meinen, du wolltest mich ins Bett kriegen?“ Schauspielerisch meinte ich: „Aber nein. Auf was für Gedanken kommst du nur, Tommy. Das du dich nicht schämst. Tzzzz.“ Er zog mich auf meinen Schoß und küsste mich. Meine Hände wanderten zu seinem Gürtel, um ihn aufzumachen, doch Tommy hielt mich zurück. „Ich denke nicht, dass jetzt der richtige Moment dafür ist. Du bist noch verletzt. Ich will dir nicht weht tun.“ „Ich habe keine Schmerzen mehr.“ Wieder fing ich an ihn zu küssen. „Bist du dir sicher?“ Fragte er außer Atem. „Ganz sicher.“ Er trug mich ins Schlafzimmer, wo wir uns leidenschaftlich liebten.
Am nächsten Morgen saß Tommy am Bettrand, hatte seinen Kopf in den Händen gestützt und seufzte. Ich streichelte seinen Rücken. „Heii, was ist denn los?“ „Jude, ich muss dir etwas sagen.“ Ruckartig setzte ich mich auf und wurde hellhörig. Ich machte mich auf Schlimmes bereit. Wahrscheinlich war ihm jetzt gerade eingefallen, dass er mich doch nicht liebte. „Gestern, als ich nicht dagewesen bin…“, oder er hatte mich schon betrogen, „war ich bei meiner Firma…“, okay, jetzt kam ich nicht mehr mit, „und sie haben mir gesagt, dass ich für 2 ½ Monate nach Las Vegas gehen müsse, um dort mit einem Produzenten zu arbeiten. Es tut mir leid, doch ich fürchte ich muss gehen.“ Ein Stein fiel mir vom Herzen. Doch dann realisierte ich, was das bedeutete. Er würde für fast 3 Monate weggehen und ich würde ihn mit Sicherheit vermissen. „Wir können ja jeden Abend telefonieren.“ „Das ist nicht das Gleiche.“ „Ja, ich weiß. Und so unbefriedigend das auch klingt, doch es muss reichen. Oder willst du deinen Job aufgeben?“ „Natürlich nicht.“ „Und dazu gäbe es auch keinen Grund. Wann soll es denn losgehen?“ „Heute.“ Das war ein weiterer Schlag in meinen Magen. „So bald schon?“ „Ja.“ Ich bereute schon, dass ich ihn nicht überredet hatte, hier zu bleiben, doch ich sah ein, dass er gehen musste und ich würde mich seiner Karriere nicht in den Weg stellen. „Dann sollten wir deine Sachen packen“, sagte ich mit zittriger Stimme. Er nickte nur. Später am Flughafen kam es plötzlich über mich und ich fing an loszuheulen. Er nahm mich in den Arm. Leise flüsterte er: „Du wirst sehen, die Zeit vergeht wie im Flug. Bald bin ich wieder bei dir.“ „Ich weiß. Trotzdem werde ich dich vermissen.“ „Ich dich auch.“ Er küsste mich und wandte sich dann um, checkte ein und winkte mir noch ein letztes Mal zu. Immer noch liefen Tränen meine Wange hinunter. Ich wischte sie schnell weg. Dann rümpfte ich einmal die Nase und machte mich auf den Weg nach Hause. Kaum saß ich in Tommys Wohnung, fühlte ich mich einsam und verlassen. In den nächsten Tagen würde ich mich in die Arbeit stürzen werden, damit ich mich etwas ablenkte.
1 Monat später: Meine Sehnsucht nach Tommy wuchs jeden Tag. In der Früh war mir Speiübel und auch sonst behielt ich mein Essen nicht im Magen. Mir ging es total schlecht. Jede Faser meines Körper war auf Entzug: Tommy Entzug. Trotzdem arbeitete ich mit Matthew hart an meinem nächsten Album, doch heute war mir nicht sehr gut. Mir war schwindelig, ich hatte Kopfschmerzen und höchstwahrscheinlich auch Fieber. Als Matthew mich sah, befühlte er meine Stirn, meinte aber ich habe normale Temperatur, solle aber vielleicht trotzdem zum Arzt gehen. „Das werde ich nach der Arbeit erledigen.“ Er schüttelte den Kopf, sagte aber nichts. Er deutet mir, mich vor das Mikro zu setzen und anzufangen. Doch irgendwie wollte es nicht so richtig hinhauen, da ich mit meinen Gedanken woanders war. Zudem kamen noch die Übelkeit und die Bauchschmerzen. Mitten unter einem Song drehte Matthew die Musik ab und sagte zickig ins Mikro: „So hat das keinen Sinn, Jude. Du triffst die meisten Töne nicht. Komm wieder, wenn du dich konzentrieren kannst und nicht ständig an deinen Tommy denken musst.“ Schon brauste er aus dem Studio. Ok, ich war vielleicht nicht bei der Sache, trotzdem musste er nicht gleich so übertreiben. Ich lief ihm hinterher. „Matthew!“ Ich suchte ihn überall, konnte ihn aber nicht finden, deshalb ging ich zu Jenny, der Sekretärin am Empfang. „Heii, hast du Matthew gesehen?“ „Der ist vor etwa 15 Minuten durch diese Tür abgehauen. Er schien ziemlich wütend zu sein. Ich frage mich, was ihn so aufgeregt haben könnte. Naja…egal.“ „Danke.“ Ich holte mir einen Kaffee, setzte mich auf die Couch im Studio und dachte nach. Wieso hatte sich Matthew so sehr aufgeregt? Dann sah ich, dass mein Handy blinkte. Hoffnungsvoll sah ich nach, ob sich Tommy gemeldet hatte, doch es war nur meine Mum. Tommy hatte sich schon seit vorgestern nicht mehr gemeldet. Plötzlich verging mir die Lust auf Kaffee, darum ließ ich ihn stehen, holte meine Sachen und machte mich auf den Weg nach Hause. Doch während ich einstieg, wurde mir auf einmal so übel, dass ich wieder ausstieg und mich übergab. Na toll. Das hatte bestimmt ein super Bild abgeliefert. Vielleicht hatte Matthew recht und ich sollte zum Arzt gehen. Doch irgendwie sträubte es mich in letzter Zeit zum Arzt zu gehen. Ich hatte keine Ahnung wieso. Trotzdem wollte ich keine Grippe bekommen, wenn ich sie nicht schon hatte. Ich seufzte laut auf. Heute war nicht mein Tag. Und das so kurz vor meinem 19. Geburtstag. Wegen eines Schwindelanfalls lehnte ich mich ans Auto und betrachtete die Menschen, die umher gingen. Bald war Frühlingsbeginn und das merkte man den Menschen an. Alle hatten ein strahlen im Gesicht. Ich konnte sie nicht verstehen. Winter war die schönste Zeit im Jahr. Alles ist schneeweiß, es duftete wundervoll nach Zimt in jedem Haus und jeder bemühte sich wenigstens nett zueinander zu sein. Als ich wieder ohne Gefahr einsteigen konnte, machte ich mich auf zum nächstbesten Arzt. Im Wartezimmer blätterte ich desinteressiert in einer Zeitschrift, bis ich auf einen Artikel über mich und Tommy stieß. „HABEN DIE BEIDEN ERZFEINDE NUN ENDLICH IHRE DIFFERENZEN AUS DER WELT GESCHAFFT?“, war die Überschrift des Ganzen. Darunter ein paar Fotos auf denen ich und Tommy miteinander redeten. Ich las weiter. „Und als Tommy nach Las Vegas aufbrach gab es einen herzzerreißenden Abschied der beiden Rivalen. Jude war in Tränen ausgebrochen und winkte Tommy flehend hinterher. Auch Tommy Q., der Herzensbrecher, der auf Gefühle anderer (besonders der von Frauen) herum trampelte, schien die Szene nicht kalt zu lassen. Doch nun fragen wir uns, warum er in Las Vegas….“ Mein Name wurde aufgerufen. Ich riss mich von dem Artikel los und eilte ins Behandlungszimmer, wo ich auf den Arzt wartete. Er setzte sich mir gegenüber, durchblätterte meine Akte. „Mrs…“, er betrachtete noch einmal mein Krankenblatt, um meinen Namen zu finden, „Harrison, wie ich sehe, haben sie in letzter Zeit ziemlich viel erlebt, was ich jetzt nicht erwähnen werde, da ich denke, dass sie das noch ziemlich beschäftigt. Also, was führt sie zu mir?“ „Nun ja, ich denke, dass ich die Grippe habe oder bekomme. Denn mir ist den ganzen Tag übel, mein Kopf dröhnt, dadurch habe ich Schwindelanfälle und manchmal habe ich Bauchkrämpfe.“ „Sonst noch irgendwelche Schmerzen?“ Ich schüttelte den Kopf. „Und ihre Periode ist auch regelmäßig?“ Was hatten denn meine Tage mit einer Grippe zu tun. Trotzdem erschrak ich bei der Frage, denn ich hatte keine Ahnung, wann ich das letzte Mal meine Tage gehabt habe. „Wie ich sehe, sind Sie sich nicht sicher. Nun gut, dann würde ich einen Bluttest vorschlagen, wenn ihnen das nichts ausmacht.“ „Ähm…nein…“ Behutsam nahm er mir das Blut ab und verschwand kurze Zeit nach draußen. Als er wieder auftauchte, bat er mich draußen zu warten, denn der Test würde erst in 2 Stunden fertig analysiert sein. Ich setzte mich also wieder nieder und wollte mir den Artikel von vorhin fertig lesen, fand die Zeitschrift aber nicht mehr, deshalb spielte ich mit meinem Handy. Die Zeit verging wirklich schnell, denn als ich das nächste Mal aufblickte, kam gerade der Arzt heraus und bat mich wieder in sein Zimmer. Ich packte mein Handy weg und folgte dem Arzt. Wieder saß ich ihm gegenüber. „Mrs Harrison, ansichts habe ich gute Nachrichten für sie, doch ich weiß nicht, ob sie für eine 18-jährige Frau erfreulich sind.“ In meinem Hals bildete sich ein Kloß. Ich schluckte einmal kräftig und fragte mit zittriger Stimme: „Was fehlt mir denn?“
Kapitel 20:
„Tommy, ich bin schwanger…“ – Nein, so konnte ich es ihm nicht sagen. Er würde mir umkippen. Als ich erfahren hatte, dass ich schwanger sei, konnte ich es zuerst gar nicht glauben. Hoffte sogar, dass der Arzt mich nur auf den Arm nahm. Doch mittlerweile hatte ich mich mit dem Gedanken angefreundet Mutter zu werden. Derweil wusste niemand über meinen Zustand bescheid, ich wollte es zuerst Tommy sagen. Aber ich musste es ihm schonend beibringen, damit auch er sich abfinden konnte, Vater zu werden. Ich verlange auch nicht, dass er sich sofort freut. Ich will nur nicht, dass er mich im Stich lässt oder mir vorwirft, dass ich ihn betrogen hätte und dass nicht sein Kind ist, nur damit er keine Verantwortung für das Kind übernehmen musste. Doch so schätzte ich ihn nicht mehr ein. Vielleicht früher, doch er hatte sich geändert. Und ich hatte dazu beigetragen. Ich lächelte. Eine Sonnenbrille schützte meine Augen vor den Sonnenstrahlen, die sich durch die dunklen Wolken stahlen. Das Wetter besserte sich allmählich, es wurde wärmer, blieb länger hell und der Schneefall wurde von Regen abgelöst. Ich schlenderte in ein kleines Kaffee-to-go Bistro und stellte mich an. Aus Langeweile sah ich mir die Nachrichten in dem Fernseher, der aufgehängt war, an. Plötzlich wurde er lauter geschaltet. Ein Bericht über Tommy wurde gezeigt. Aufmerksam lauschte ich. „Vor einem Monat war Tommy aufgebrochen, um in Las Vegas an seinem neuen Album zu arbeiten, mit dem erfolgreichen Produzenten Brad Burns. Zuvor jedoch haben wir betrachtet, wie Tommy Q sich mit Jude H leiert hatte. Liebevoll und zärtlich hatte er sich in ihren schweren Monaten gekümmert. Er hat sie aus dem brennenden Haus gerettet, war immer für sie da, selbst als sie sich dazu entschloss ihrem verlorenen Bruder, der sie verletzt hatte, zu helfen. Durch sie wurde dieser aus dem Gefängnis entlassen und eine gefährliche Gang Torontos konnte geschnappt werden. Auch die Abschiedsszene am Flughafen, auf dem sie sich in der Öffentlichkeit geküsst haben, ließ daraufhin deuten, dass sie zusammen waren. Doch in Vegas schien sich Tommys Meinung geändert zu haben. Denn nach ein paar wilden Partys traf man ihn immer mit demselben Mädchen an, Kaycee, das auch in seiner Show teilgenommen hatte. Und eines schönen Tages dann, filmte man die beiden dabei, als sie sich in einer schäbigen Elvis-Kapelle total betrunken das Ja-Wort gaben.“ Mein Herz setzte aus. „Um dies anschaulich zu machen zeigen wir euch exklusiv ein paar Ausschnitte.“ Es wurde gezeigt, wie Tommy in einem Smoking Kaycees Hand hielt und ihr einen Ring an den Finger steckte. Dann wie sie sich küssten und Tommy Kaycee über die Schwelle trug. „Doch nun fragen wir uns, was ist mit Jude? Hat Tommy sie nur ausgenützt, um seinen Beliebtheitsstatuts zu steigern? Wir bleiben für sie an der Sache dran und berichten sobald wir etwas Neues erfahren.“ Reglos blieb ich stehen. Unfähig mich zu bewegen oder gar zu sprechen. Meine heile Welt war gerade zusammengebrochen. Meine Gedanken überschlugen sich. Ich konnte nicht mehr klar denken. „Mrs? Mrs? Was darf es für sie sein?“ „Ich fürchte, sie können mir nicht das geben, was ich will. Auf Wiedersehen.“ Ich stürmte nach draußen. Tränen liefen meine Wange runter. Ich lief und lief, ohne daran zu denken, stehen zu bleiben. Irgendwann als es angefangen hatte zu regnen, lief ich eine dunkle Gasse und ließ mich an einer Wand nach unten gleiten. Ich umschlang meine Knie und legte meinen Kopf auf meine Knie. Meine Tränen waren noch längst nicht versiegt. Wie konnte er mir das antun? Konnte er mich so sehr hassen? Warum war ich nur auf ihn hereingefallen? Alle seine Versprechen und Worte waren doch nichts als Lügen. Ich war so dumm. Ich hätte es wissen müssen. Und nun, war ich allein, verlassen und ein Lebewesen wuchs in mir heran. Tommy würde mich nicht unterstützen. Plötzlich vibrierte mein Handy. Tommys Bild leuchtete auf. Auf seine Lügen konnte ich im Moment recht gut verzichten, deshalb drückte ich ihn weg. Danach wählte ich Matthews Nummer. Schniefend meinte ich: „Kannst du mich abholen?“ „Wo bist du denn? Hast du geweint?“ „Können wir später darüber reden? Ich bin…Moment…“ Ich suchte ein Schild mit dem Straßennamen und wurde fündig. „In der Portlane.“ „Was machst du denn dort?“ „Komm bitte so schnell wie möglich.“ „Bin schon unterwegs.“ Ich setzte mich wieder auf den Boden und fing wieder an zu weinen. Nach wenigen Minuten kam eine Person auf mich zu. „Jude?“ Ich sprang auf und stürzte in Matthews Arme. Er strich mir beruhigend über den Kopf. „Du bist ja total durchnässt. Ich bring dich nach Hause.“ Ich schüttelte den Kopf. „Fahr mich bitte zu Tommys Wohnung. Ich muss meine Sachen holen.“ „Wieso das?“ „Hast du es denn noch nicht gehört?“ „Was?“ „Er hat geheiratet. Kaycee.“ Er antwortete nicht. „Du hast es gewusst? Wie konntest du es mir nu verschweigen?!“ „Tommy hat mich darum gebeten. Er wollte es dir selber sagen.“ „Seit wann versteht ihr beiden euch denn so gut?“ Ich wandte mich um und wollte gehen. Dabei fluchte ich leise vor mich hin. „Jude, warte! Es tut mir leid. Ich weiß, dass ich es dir hätte sagen sollen.“ Auf einmal musste ich wieder weinen. „Heii, nicht weinen. Alles ist gut.“ Als ich ihm antwortete, schrie ich ihn förmlich an: „Nichts ist gut! Ich bin schwanger. Tommy hat mich betrogen und geheiratet! Welche Zukunft hat unser Kind, wenn Tommy und ich keine Zukunft miteinander haben?!“ „Jude…das habe ich nicht gewusst…“ „Ich auch nicht, bis heute. Kannst du mich nun zu Tommys Wohnung fahren oder nicht?“ „Natürlich.“ Eine Weile später sperrte ich mit dem Schlüssel, den mir Tommy gegeben hatte, die Tür zu seiner Wohnung auf. Dann durchwühlte ich alle Kästen und Schränken nach meinen Sachen: Im Schlafzimmer mein Gewand, im Bad meine Schminksachen, im Wohnzimmer mein Songbuch. Danach holte ich Tommys Fotoalbum, in dem viele Bilder von uns waren und verbrannte es. Zum Schluss packte ich noch meine Schuhe in eine Tüte und stellte alles vor die Tür. Mit einem letzte Rundgang checkte ich noch einmal, ob ich etwas vergessen hatte. Und schließlich legte ich das Armband, das Tommy mir geschenkt hatte, und den Schlüssel auf den Wohnzimmertisch und verließ die Wohnung. Matthew half mir das Zeug in seinem Auto zu verstauen. Meine Mutter öffnete überrascht die Tür, da sie meine Koffer sah. „Ich hatte nicht erwartet, dass du mich für mehrere Tage besuchen kommst.“ „Kann ich wieder einziehen?“ „Hast du dich mit Tommy gestritten?“ „Er weiß es zwar noch nicht, aber ich habe Schluss gemacht. Bitte stell keine Fragen. Ich werde dir auch nicht zur Last fallen und mir bald eine eigene Wohnung suchen.“ „Lass dir ruhig Zeit. Komm erst mal rein. Ich mach uns was zu essen.“ „Das ist lieb, Mum, doch ich habe keinen Hunger.“ „Aber vielleicht möchte dein Freund etwas essen.“ „Danke, Mrs McGrew, doch ich bleibe lieber bei Jude.“ Matthew schleppte meine Sachen in mein Zimmer. Danach redeten wir noch lange. Und darum schlief auch Matthew bei mir. Am nächsten Morgen wachte ich früh auf. Ich schlich mich aus meinem Zimmer, da ich hörte, dass meine Mum schon wach war und Matthew nicht aufwecken wollte, der wie ein Baby schlief. „Guten Morgen, Jude. Hast du gut geschlafen.“ „Mum, ich bin schwanger.“ Etwas erschrocken sah sie mich an. „Ist Tommy der Vater?“ Ich nickte. „Ist das Kind der Grund, warum du mit ihm Schluss gemacht hast?“ „Nein, er hat mich betrogen. Außerdem hat er in Vegas geheiratet.“ Meine Mum kam auf mich zu und nahm mich in ihre Arme. „Gemeinsam schaffen wir das schon. Ich bin immer für dich da und werde dich unterstützen. Ich habe mir zwar nicht gedacht mit 42 schon Oma zu werden, doch trotzdem freue ich mich.“ „Danke Mum.“ „Gern geschehen, Mäuschen. Auf was hast du denn Appetit?“ „Pfannkuchen.“ Sie lächelte mich an und machte mir die besten Pfannkuchen in J-Form. Nach dem Frühstück fuhren ich und Matthew zu G-Major, wo Jenny mir mitteilte, dass mich jemand erwartete. Ich ging ins Studio, wo Tommy stand. Hinter mir schloss ich die Tür. „Solltest du nicht erst in ca. 2 Monaten zurückkommen?“ Er kam auf mich zu, wollte mich küssen, doch ich sagte: „Fass mich nicht an, Tommy.“ „Du weißt es also bereits.“ „Tommy, wer weiß es nicht. Deine Blitz-Hochzeit mit Kaycee wird auf allen Kanälen gezeigt.“ „Jude, lass es mich erklären!“ „Was gibt es da noch zu erklären? Ich war dir nicht gut genug, deshalb hast du sie geheiratet. Ich war nur eine von vielen für dich.“ „Das ist nicht wahr.“ „Nein, wieso hast du es dann getan?“ „Ich war ziemlich betrunken…sie war es auch…“ „Tommy…“ „Warte, lass mich ausreden. Jude, ich habe dich für sie gehalten.“ „Weil wir uns ja so ähnlich schauen. Tommy, du solltest endlich lernen zu deinen Taten zu stehen und dich nicht hinter schlechten Ausreden verstecken.“ „Aber ich sage die Wahrheit und das kann ich beweisen!“ Er zog seine Jacke aus und auf seinem Arm kam ein riesen Verband zum Vorschein. Er löste ihn und darunter befand sich ein Tattoo. Er hatte sich meinen Namen tätowieren lassen. „Was soll das beweisen? Das du nach der Hochzeit zum Tätowierer gegangen bist und dir meinen Namen hast stechen lassen?“ „Nein, es war kurz vor der Hochzeit und das hab ich auf Band.“ „Trotzdem hast du mich betrogen, denn eine Hochzeit verbindet auch eine Hochzeitsnacht.“ Darauf wusste er nichts mehr zu antworten. „Jude, ich habe versucht die Ehe annullieren zu lassen, doch der Antrag wurde abgelehnt. Aber ich habe bereits die Scheidung eingereicht. Ich würde alles machen, um diese Nacht ungeschehen zu machen.“ „Das kannst du nicht.“ Nun fiel mir wieder die Tatsache ein, dass ich ein Kind von ihm erwartete, doch wenn ich ihm dies nun sagen würde, würde er höchstwahrscheinlich nur mit mir zusammen bleiben, wegen des Kindes und das wollte ich nicht. Doch da er sowieso bald merken würde, dass ich schwanger war, sagte ich: „Außerdem mache ich dir keinen Vorwurf. Ich bin schwanger Tommy, das Kind ist nicht von dir“, diese Worte kosteten mich viel Kraft, „Unsere ‚Beziehung‘ hatte keine Zukunft. Wir haben uns gegenseitig betrogen. Wahrscheinlich ist es das Beste, wir beenden sie. Ich habe meine Sachen bereits aus deiner Wohnung geholt und alles aufgeräumt. Dein Schlüssel liegt auf dem Wohnzimmertisch. Es ist als wäre ich nie dagewesen.“ „Wer ist der Vater?“ „Das geht dich nichts an.“ „Jude, es ist mir egal, wessen Kind das ist. Ich könnte es lieben, wie mein eigenes. Ich liebe dich, Jude.“ „Tut mir leid, wenn ich dir sagen muss, dass ich das nicht glauben kann.“ „Jude…“ „Nein, Tommy. Es ist alles gesagt. Du solltest jetzt gehen.“ Ich hielt ihm die Tür auf. „Aber…“ „Bitte geh jetzt.“ Mit traurigem Blick verließ er das Studio. Sofort danach kam Matthew hereingestürmt. Ich erzählte ihm den Verlauf des Gesprächs. „Er denkt also, dass es nicht sein Kind ist?“ Ich nickte. „Wirst du ihm jemals die Wahrheit sagen?“ „Ich denke nicht.“ „Und wenn dein Kind eines Tages nach seinem Vater fragt?“ Ich zuckte mit dem Schultern. Danach schrieb ich ein Lied, das Matthew und ich dann gemeinsam aufnahmen: Ich trag meine Vergangenheit mit mir rum wie Dreck Unter den Nägeln und mein Tagebuch widert mich an Ich zerreis' alle Seiten und versuch zu vergessen, dass ich dich nicht vergessen kann Meine Gedanken häng' wie Trauerweiden in der Luft Und die Schwalben fliegen wieder tief Dann seh ich deine Silhouette am Horizont da war das Monster, das so lange schlief
Bridge 1:
Du tauchst in mein Leben Und ich spür', wie es sticht Wie all' meine Hoffnungen an den Worten zerbricht Du tauchst in mein Leben Schürst aufs Neue die Glut Und meine älteste Narbe spuckt wieder Blut
Refrain 1:
Es tut wieder weh Es tut wieder weh Ich will raus hier Doch ich weiß nicht wie Es tut wieder weh Es tut wieder weh Und mein Stolz geht vor dir auf die Knie Es tut wieder weh
Noch mit den Füßen im Feuer würd' ich schwörn' es ging mir nie besser doch die Lüge ist kein Triumph Ich verteidige mein Wort schon seit Jahren bis aufs Messer Doch das Messer wird mir langsam stumpf
Bridge 1: Refrain 1
Es tut wieder weh Es tut wieder weh Ich will raus hier Doch ich weiß nicht wie Es tut wieder weh Es tut wieder weh Und mein Stolz geht vor dir auf die Knie Es tut wieder weh
Refrain 2:
Es tut wieder weh Dieses Verlangen, das ich nicht ertrag Es tut wieder weh Es tut wieder weh Und ich fühl' mich, wie am ersten Tag Es tut wieder weh
Es tut wieder weh
Bridge 1:
Du tauchst in mein Leben Und ich spür', wie es sticht Wie all' meine Hoffnungen an den Worten zerbricht Du tauchst in mein Leben Schürst aufs Neue die Glut Und meine älteste Narbe spuckt wieder Blut
Bridge 2:
Du tauchst in mein Leben Und mein Leben wird kalt Und deine Versprechen werden müde und alt Du tauchst in mein Leben Und ich spür', wie es sticht Denn du siehst mich nicht Oh, du siehst mich nicht
Refrain 1:
Es tut wieder weh Es tut wieder weh Ich will raus hier Doch ich weiß nicht wie Es tut wieder weh Es tut wieder weh Und mein Stolz geht vor dir auf die Knie Es tut wieder weh
Refrain 2:
Es tut wieder weh Dieses Verlangen, das ich nicht ertrag Es tut wieder weh Es tut wieder weh Und ich fühl' mich, wie am ersten Tag Es tut wieder weh (6x)
Und ich fühl mich, wie am ersten Tag Es tut wieder weh
Nachdem wir das Lied aufgenommen hatten, lud Matthew mich in ein Restaurant ein. Dort aßen wir und redeten. Plötzlich stand Tommy vor unserem Tisch und meinte zornig: „Ist dieser Mistkerl der Vater des Kindes? Deine Affäre? Ziehst du so jemandem mir vor?“ Ich sah Matthew an. Und meinte dann: „Ja, er ist der Vater. Und er ist wenigstens ehrlich und heiratet nicht in Las Vegas.“ Matthew starrte mich geschockt an, er setzte schon zu einem Widerspruch an, doch ich rammte ihm meinen Absatz unter dem Tisch in den Fuß und er verstummte. Doch dann stürzte Tommy sich auf Matthew und schlug auf ihn ein. „Tommy, hör auf! Hör sofort auf.“ Ich hielt seine Hand fest, aber er stieß mich weg. Dann versuchte ich es noch einmal, doch diesmal traf er mein linkes Auge und meine Nase, während er ausholte, um Matthew wieder eine rein zu hauen. Meine Nase begann stark zu bluten. Sofort ließ Tommy von Matthew ab und kam auf mich zu. „Jude, es tut mir leid. Lass mal sehen.“ „Bist du jetzt zufrieden? Gott, du bist so ein Idiot.“ Ich bückte mich zu Matthew und half ihm auf. „Es tut mir leid, dass ich dich da mit reingezogen habe.“ „Schon gut. Du wusstest ja nicht, dass er so reagieren würde.“ Er stützte sich auf mich. Tommy hatte ihn ziemlich zugerichtet. Tommy stand weit abseits und betrachtete uns. „Jude, vielleicht war das eine Lektion für dich.“ „Was denn bitte für eine Lektion?“ „Das du Tommy nicht anlügen solltest. Dann wärst du genauso mies, wie er.“ „Vielleicht hast du recht. Aber das kläre ich nicht heute. Er soll sich zuerst wieder beruhigen, damit man vernünftig mit ihm reden kann.“
wow! das waren wiedereinmal ein paar echt super kapitel! das tommy in vegas heiratet hätte ich echt nicht erwartet,aber ich hoffe dass jude ihm verzeiht!
tut mir wieder total leid, wegen der langen warte zeit... hab schon voll das schlechte gewissen...
trotzdem wünsch ich dir viel spaß beim lesen
Kapitel 21:
Chips futternd, saß ich in meinem Zimmer und machte eine Plus-Minus-Liste Tommy die Wahrheit zu sagen. In den letzen Tagen hatte ich das oft gemacht. Doch obwohl meine Mutter und Matthew mich dazu drängten, hatte ich es immer wieder verschoben. Aus einem Tag wurden mehrere, aus mehreren Tagen wurde ein Monat. Ich mied die Öffentlichkeit und verkroch mich in meinem Zimmer unter meiner Bettdecke. Dort ließ ich meinen ganzen Frust raus, indem ich stundenlang heulte. Danach waren meine Augen zwar immer ziemlich gerötet und brannten auch ganz schon heftig, aber es ging mir immer deutlich besser. Nur leider hatte sich auch ein Gedanke in meinen Kopf genistet, den ich versuchte zu verdrängen, der aber durchaus eine mögliche Lösung war. Wäre es für alle Beteiligten nicht einfach das Beste, wenn ich dieses Etwas, das in mir heranwuchs, im Keim erstickte? Mir einen Termin geben lassen, das Kind abtreiben und so tun, als wäre das alles nie geschehen? Könnte ich jemals vergessen, ein Lebewesen getötet zu haben? Aber Tommy würde nie die Wahrheit erfahren… Und ich konnte versuchen neu anzufangen und ihn zu vergessen. Mit einem Kind von ihm würde das nur schwer möglich sein. Doch wenn ich das Kind nicht abtreibe und Tommy vorgaukle, er sei nicht der Vater, dann würde ich das Baby allein aufziehen müssen. Es hätte keinen Vater… Ich müsste meine Karriere aufgeben und mich nur noch um es kümmern… Verdammt…warum war ich nur zu so einem ungünstigen Moment schwanger geworden? Um mich etwas abzulenken, machte ich den Fernseher an. Auf dem Nachrichtenkanal lief gerade der Prozess von Tommys Scheidung. Alle berichteten nur noch darüber…machten den totalen Trubel darum. Was war so besonders an einer Scheidung? Doch dann machte ich den Ton lauter, um die Worte des Sprechers zu verstehen. „Tommy Q war mit allen Bedingungen von seiner Angetrauten einverstanden… Er hatte eingewilligt ihr sein halbes Vermögen zu überlassen, obwohl sie erst gut eineinhalb Monate verheiratet waren. Was trieb ihn nur dazu, solch eine große Summe einfach an Kaycee zu geben, eine Ex-Kandidatin aus seiner Show, die er nicht einmal liebte? Gibt es vielleicht jemand anderes? Ist noch eine Person in diese Sache verwickelt? Eine Frau? Vielleicht sogar unsere Jude Harrison, die sich schon seit Wochen nicht mehr blicken lässt? Ja, eigentlich so ziemlich genau seit dem Tag, an dem von Tommys Blitzhochzeit in allen Medien berichtet worden ist. War ihr Hass all die Jahre nur vorgetäuscht, um sich selbst zu schützen? Hegt sie vielleicht Gefühle für ihn? Egal, was der Grund für Tommys Handeln war, wir bleiben für sie an der Story und berichten demnächst. Und nun schalten wir wieder ins Studio….“ Frustriert schaltete ich den Fernseher aus. Dann ließ ich mich zurück in die Kissen sinken. Nach einer Weile, in der ich an die Wand gestarrt hatte, rang ich mich dazu durch wieder einmal bei G-Major vorbeizuschauen. Ich sollte wirklich an meinem neuen Album arbeiten, auch wenn ich zurzeit eine totale Blockade meiner kreativen Ader hatte. Ich setzte mich ins Auto. Ich blickte auf mein Handy. Keine neuen Anrufe. Am Anfang hatte Tommy tausendmal probiert mich zu erreichen, mich irgendwie zu kontaktieren. Er hinterließ mir viele Nachrichten auf meiner Mailbox und schickte andauernd Textnachrichten. Doch mit der Zeit hatte er es wohl aufgegeben. Mein Kopf sank auf das Lenkrad, wobei die Hupe betätigt wurde. Doch mir war das egal. Warum musste alles nur so kompliziert sein? Plötzlich klopfte eine alte Lady mit ihrem Gehstock an meine Scheibe. Sie warf mir etliche Schimpfwörter an den Kopf. Langsam wandte ich mein Gesicht in ihre Richtung und nickte ihr zu, dass ich verstanden hatte. Kopfschüttelnd zog die Dame weiter. Das war mein Stichwort. Ich fuhr los. Als ich bei G-Major angekommen bin, hatte ich meinen Entschluss gefasst. Selbstbewusst stolzierte ich hinein und stürmte in das Studio von Matthew, denn ich hatte beobachtet, wie Tommy in Darius Büro gegangen war. Matthew strahlte mich an und sagte ziemlich laut: „JUDE! Schön dich zu sehen!“ „Schhhhhh!!! Nicht so laut, willst du, dass die ganze Welt mitkriegt, dass ich hier bin?“ „Oh…du hast Tommy also schon gesehen?“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Was macht er hier?“ „Er will die Plattenfirma wechseln…“ „Nein…sag, dass das nicht wahr ist!“ Er sah mich mitleidig an. Ich konnte mich nicht zügeln, deshalb stürmte ich in Darius Büro. Dieser sah mich verwundert an. „Jude…was machst du hier? Es tut mir leid, doch ich bin beschäftigt.“ Nun drehte sich der Sessel um, indem Tommy drin hockte. Er trug eine Sonnenbrille. „Was fällt dir überhaupt ein? Willst du mir jetzt auch noch bei der Arbeit auflauern? Hast du mir nicht schon deutlich klar gemacht, dass du kein Interesse an einer Beziehung mit mir hast, indem du in Vegas dieses Flittchen geheiratet hast?“ Ohne irgendeine Emotion stand Tommy auf und platzierte sich vor mich hin. „Du denkst wohl, die ganze Welt dreht sich immer nur um dich…was? Ich bin nicht hier, wegen dir Jude, sondern einfach nur weil Darius mir ein sehr gutes Angebot gemacht hat, dass ich unmöglich ausschlagen kann.“ Entgeistert starrte ich ihn an. Etwas leiser, so dass nur ich es hören konnte, fügte er hinzu: „Mir ist klar geworden, dass du recht gehabt hast…unsere Beziehung hatte nie eine Zukunft… wir sind zu verschieden… außerdem kann man den abgrundtiefen Hass, den wir füreinander empfinden, nicht einfach überwinden… Ich hoffe, ich werde dir so wenig wie möglich über den Weg laufen, wenn ich hier angefangen habe…“ Seine Worte verletzten mich so sehr, dass ich nicht einmal etwas erwidern konnte. Denn dann hätte ich mit Sicherheit angefangen, los zu schluchzen. Darum wandte ich mich wortlos um und versuchte betont langsam davon zu schlendern. Dabei zitterten jedoch meine Hände. Ich öffnete die Tür wieder zum Studio, schloss sie und lehnte mich daran. Lautlos liefen mir die Tränen übers Gesicht. „Jude, was ist denn passiert? Alles in Ordnung?“ Bei dieser Frage musste ich auflachen. „Nein, nichts ist in Ordnung…ich trage in mir ein Kind von einem Mann, der mich nicht liebt…“ Ich schwieg lange, bevor ich hinzufügte: „Ich kann dieses Kind nicht bekommen…es hätte einfach keine rosige Zukunft…“ Er starrte mich geschockt an. „Jude, übereil jetzt bloß nichts. Hast du dir das gut überlegt?“ „Ja, ich weiß, dass das die richtige Entscheidung ist.“ Ich erhob mich und stellte mich vor das Fenster. Ohne etwas wahrzunehmen, starrte ich nach draußen. „Tommy wird niemals die Wahrheit erfahren….und ich kann mit meinem Leben weitermachen, ohne ständig daran erinnert zu werden, was ich verloren habe…oder was ich nie hatte…“ Wieder drehte ich mich zu Matthew um und meinte: „Versuch bitte nicht, mich zu hindern und vor allem kein Wort zu meiner Mutter oder Tommy…“ „Jude…“ „Bitte, Matthew…tu es für mich…“ Auf einmal ballte Matthew seine Fäuste. „Wie könnte ich dir jemals einen Wunsch abschlagen…Du bist die Einzige, die es für mich gegeben hat…Doch ich war immer nur dein Kumpel…dein bester Freund…wie sehr hat es mich gequält, mit ansehen zu müssen, wie du dich in Tommy verliebt hast…Du hast niemals bemerkt, was ich für dich empfinde… Und es schmerzt mich, dich so verletzt zu sehen… Jude, ich liebe dich…“ Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein! Es mussten irgendwo versteckte Kameras. „Matthew…ich…“ „Nein, sag nichts…“ Er kam auf mich zu und ohne, dass ich es voraussehen konnte, küsste er mich. In dem Moment indem seine Lippen meine berührten, öffnete sich die Tür zum Studio und Tommy trat ein. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Stand reglos da. Doch die Tränen liefen immer noch meine Wangen runter. Als Matthew aufhörte mich zu küssen, veränderte sich sein Gesichtsausdruck in Reue. „Jude…es tut mir leid…“ Er wollte mich berühren, doch ich wich einen Schritt zurück. Dann ging ich an ihm und Tommy vorbei, der seine Augen immer noch hinter der Sonnenbrille versteckte. Matthew rief mir hinterher, doch ich hörte ihn nicht. Ich stapfte rauf zum Dach von G-Major, wo ich mich übergab. Dann setzte ich mich an den Rand des Daches und starrte nach unten. Nach einer Weile wurde die Tür geöffnet und Tommy kam auf mich zu. Er setzte sich neben mich. Er sagte nichts. So saßen wir uns gegenüber und schwiegen. „Was ist denn zwischen dir und Matthew vorgefallen?“ Ich wandte meinen Kopf in seine Richtung. „Seit ich denken kann, sind Matthew und ich die besten Freunde. Er hat immer zu mir gehalten, hat alles für mich getan, mir jeden einzelnen Gefallen getan, um den ich gebeten hab. Selbst als ich gesagt habe, dass ich dich mit ihm betrogen habe, hat er mitgespielt, ohne irgendetwas zu sagen. Und nun auf einmal…auf einmal ist alles anderes. Er hat mir seine Liebe gestanden. Dadurch hat sich einfach alles verändert…Ich sehe mein Leben und kann keinen haltenden Punkt mehr finden…alles droht in ein schwarzes Loch zu stürzten und ich mit hinein. Noch dazu hast du mir deutlich gesagt, dass du keine Gefühle mehr für mich hast… Auch wenn ich es nicht zugegeben habe, haben diese Worte mich mehr getroffen als alles andere… Und ich sehe, wie unsere gemeinsame Zeit verblasst…wie du unsere Liebe vergisst….mich durch eine andere ersetzt…“ Meine Augen wurden feucht. „Ich…ich stehe total neben mir… tut mir leid, dass ich damit belästige…doch du hast gefragt…“ Wieder schwiegen wir, wobei Tränen meine Wangen überzogen. Auf einmal rückte Tommy ein Stück auf mich zu, wischte mir die Tränen weg und sagte: „Bitte, hör auf zu weinen. Ich ertrage es nicht, dich so zu sehen. Dabei zerbricht mir beinahe das Herz…“ „Aber…du hast doch gesagt…“ „Jude, wie könnte ich jemals meine Gefühle für dich verlieren? Du bist der einzige Mensch, der mich liebt, nicht aufgrund meines Geldes oder meines Ruhms…du siehst mich an und siehst mich. All die anderen waren nur hüllenlose Lückenfüller…. Mein ganzes Leben lang habe ich auf dich gewartet…und dann als du endlich an meiner Seite warst…habe ich diesen beschissenen Fehler gemacht und eine andere in Las Vegas geheiratet, obwohl ich doch schon geplant hatte, dich zu fragen, ob du mich heiraten willst. Und dann als du von der Hochzeit erfahren hast, hast du mich ignoriert, auf keine meiner Nachrichten geantwortet und mir dann gesagt, du hättest mit Matthew geschlafen…ich war verletzt…und deshalb habe ich das gesagt…“ „Das sagst du doch jetzt nur, weil du mich trösten willst und weißt, dass das Kind von dir ist…“ „Es ist von mir? Wir bekommen ein Kind?“ „Hast du denn wirklich geglaubt, dass ich dich betrogen habe? Wie hätte ich das tun können?“ „Jude…ich liebe dich und selbst wenn das Kind nicht von mir gewesen wäre, würdest du für mich immer die Liebe meines Lebens bleiben….“ „Ist das dein Ernst?“ „Natürlich…kannst du mir denn verzeihen…?“ „Nur, wenn du mir verzeihen kannst…“ Zärtlich streichelte er mir über die Wange, dann beugte er sich zu mir vor und küsste mich leidenschaftlich. Plötzlich wurde eine Tür aufgeschlagen. „Du hast dich also wieder für ihn entschieden…Ich hätte dich auf Händen getragen. Niemals hätte ich die verletzt…doch du hast nur Augen für ihn…“ „Matthew…“ „Nein, du musst mir nichts erklären…ich weiß, dass du für deine Gefühle nichts kannst...und trotzdem schmerzt es so sehr…“ Er stockte für einen kurzen Moment. „Ich brauche etwas Abstand…ich kann nicht mehr so tun, als würde ich nicht begehren…“ „Bitte, verlass mich nicht…Ich brauche dich Matthew…du bist mein bester Freund…“ „Gib mir ein wenig Zeit…“ Dann verschwand er. Tommy nahm mich in den Arm. Ich weinte mich an seiner Schulter aus. Dann spendierte Tommy mir beim Chinesen ein Essen, das ich runter schlang. Am späten Abend lagen er und ich auf einer Wiese, eng aneinander gekuschelt auf einer Decke und starrten in die Sterne. „Jude…?“ „Hm?“ Er richtete sich auf und zog mich mit. „Ich weiß, dass das wahrscheinlich nicht der perfekte Zeitpunkt ist…doch durch unsere Trennung ist mir klar geworden, dass ich ohne dich nicht mehr sein kann…ich will keinen einzigen Tag mehr von dir getrennt sein…ich weiß, dass wir zusammen gehören…und das für immer….deshalb…“, er kramte irgendetwas aus seiner Jacke, „will ich dich fragen, ob…ob mich heiraten willst…? Werde meine Frau Jude…“
hoffe du magst das neue Kapitel und dass ich dich nicht enttäuscht habe...
Kapitel 22:
Geschockt starrte ich ihn an. Jetzt hatte er wirklich die Bombe zum Platzen gebracht. Hastig richtete ich mich auf. Erwartungsvoll präsentierte mir Tommy immer noch den Ring, in dem ein kleiner Diamant eingemeißelt war. Das dämmernde Sonnenlicht wurde darin gespiegelt und in alle Richtungen reflektiert. Ich wich Tommys Blick aus und versuchte die richtigen Worte zu finden, um ihm zu sagen, dass ich ihn nicht heiraten konnte. Auf jeden Fall noch nicht jetzt. Es ging mir einfach alles zu schnell. Das Kind, die Sache mit Matthew, Tommys Heirat in Vegas…Warum musste er nur immer alles überstürzen? Alleine schon unser erstes Mal war betrunken und ziemlich übereilt. Sein aller erstes Liebesgeständnis hatte er auch nicht gerade im richtigen Moment von sich gegeben. Außerdem würde ich in 2 Wochen erst 19 werden. Ich wollte so früh noch nicht heiraten. Und wenn ich es mir recht überlegte, konnte ich ihm immer noch nicht richtig vertrauen. Die Sache mit Kaycee hatte eine große Narbe auf meinem Herzen hinterlassen, die erst einmal verheilen musste. Und wenn ich ihm nie wieder vertrauen konnte? Wenn ich bis zum Ende meines Lebens ständig Angst hatte, dass er mich wieder betrog? Da wurde mir bewusst, dass ich auch Abstand brauchte. Ich musste mir erst wieder klar werden, was ich für wen empfand, das heißt ich musste mein Gefühlschaos entwirren. Ich seufzte laut. „Also was sagst du? Nimmst du meinen Antrag an?“ „Tommy, hier geht es darum, was ich kann und was ich nicht kann. Ich habe dir verziehen, doch vertrauen kann ich dir nicht. Ich empfinde noch viel für dich, was nicht zu leugnen ist, doch diesen Antrag kann ich nicht annehmen. Es geht zu schnell und ich muss erst wieder zu mir selbst finden, lernen wieder auf mein Bauchgefühl zu horchen, ansonsten werde ich dir niemals wieder in die Auge sehen können, weil ich den Schmerz nicht ertrüge, denn du mit deiner Blitzhochzeit mit Kaycee meinem Herzen angetan hast. Es tut mir leid, doch ich werde für einige Woche verreisen und dir dann meine Entscheidung über unsere gemeinsame Zukunft mitteilen.“ Ich stand auf. Tommy sah mich traurig an. „Während meiner Abwesenheit solltest du dir nichts zu Schulden lassen kommen. Du hast nur noch diese eine Chance, nutze sie oder verlier mich für immer.“ Ohne auf eine Reaktion von ihm zu warten, ging ich mit Tränen in den Augen zur nächsten Bushaltestelle, um nach Hause zu fahren. Derweil schrie Tommy mir nach, doch obwohl es mich schmerzte, drehte ich mich nicht um. Ich stürmte in die Wohnung meiner Mutter, packte Hals über Kopf meine Sachen. Meine Mutter beobachtete mich dabei. „Was hast du vor, Liebes?“ „Ich brauche etwas Abstand von G-Major und Tommy…“ „Kann ich gut verstehen…Und wo willst du hin?“ „Ich dachte, dass es an der Zeit ist, endlich wieder einmal meine Adoptiveltern zu besuchen. Immerhin sind sie für mich auch eine Familie.“ „Natürlich. Ich wollte dir selbst schon den Vorschlag machen, sie zu besuchen. Doch du wirktest immer so verloren und angespannt. Deshalb wollte ich mich nicht in deine Sachen einmischen.“ „Bitte sag niemandem, wo ich mich aufhalte. Und wenn ich niemand sage, dann meine ich auch absolut niemanden.“ „Natürlich, wie du willst. Ich mische mich da nicht ein. Aber bitte melde dich bei mir, damit ich weiß, dass es dir gut geht.“ „Klar. Ich werde dich vermisse. Doch wir werden uns bald wiedersehen.“ Ich drückte ihr noch einen Kuss auf die Wange und schon stürmte ich wieder aus der Wohnung. Mittlerweile war es schon ziemlich spät. Schnell stieg ich in meinen Wagen, um noch vor Tagesanbruch bei Victoria, Stuart und Sadie zu sein. Sie lebten nicht in Toronto. Ich war nur aufgrund meines Plattenvertrags umgezogen. Obwohl ich das Haus meiner Kindheit auf dem Land liebte, war das Stadtleben eher etwas für mich. Deshalb habe ich meine Entscheidung nie bereut, weggezogen zu sein aus dem kleinen Vorort von Toronto. Während der Fahrt konzentrierte ich mich nur auf die Straße und dachte an nichts. Ich würde noch genug Zeit haben, mir meinen Kopf über all die vorgefallenen Dinge zu zerbrechen. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, dass das Display meines Handys aufleuchtete. Ich schielte, um sehen zu können, wer mich anrief. Doch als ich Tommys Kontaktbild erkannte, drückte ich ihn weg und machte mein Handy aus. Ich hatte ihm doch gesagt, dass ich Abstand brauche. Warum konnte er es nicht einfach hinnehmen? Oder wollte er mir mitteilen, dass er nicht auf mich warten wolle und schon die nächste bereit stand? Denn, wie alle Welt weiß, ist Tommy ein heiß begehrter Mann. Wütend drückte ich aufs Gaspedal, um schneller an meinen Zielort zu gelangen. Durch seinen Anruf hatte Tommy es geschafft: Jetzt grübelte ich doch über ihn! Dann jedoch machte ich das Radio an und beruhigte mich etwas, als ich ‚I will Love You Monday‘ anhörte. Die Fingerspitzen trommelten im Takt auf das Lenkrad. Wegen meiner Unachtsamkeit hätte ich beinahe die Abzweigung verpasst, doch noch gerade rechtzeitig bog ich ein. Auf einmal starb mein Motor ab. Da erst bemerkte ich, wie leer es um den Füllstand meines Benzintanks stand. Wütend riss ich meine Tür auf. Sowas konnte auch nur mir passieren! Und gerade jetzt! Es war stockdunkel. Bis zur nächsten Tankstelle konnten es Meilen sein! Ich zwang mich selber, wieder etwas runterzukommen. Atmete tief durch, kramte dann aus meinem Auto mein Handy hervor. Ich schaltete es ein, gab den Pincode ein und rief dann bei meinen Adoptiveltern an. „Jude? Schön von dir zu hören…“ Stuart klang ziemlich verschlafen. „Dad? Ich wollte euch besuchen kommen, doch habe leider verpasst, dass ich tanken hätte sollen und jetzt sitze ich mit meinem Auto irgendwo in der Ödnis fest.“ „Ich komme dich abholen.“ „Danke.“ 20 Minuten später parkte das Auto meines Dads vor mir und ließ mich einsteigen. „Es wundert mich, dass du uns besuchst…und das mitten in der Nacht.“ „Komme ich ungelegen?“ „Nein, du kannst zu jeder Tages- und Nachtzeit zu uns kommen. Ich meinte ja nur…“ Wir schwiegen uns an. „Du hast dich lange nicht gemeldet…Heißt das, dass du nun endlich verkraftet hast, dass wir dich adoptiert haben?“ „Ja, das habe ich.“ „Freut mich zu hören. Ich habe dich schrecklich vermisst, Engelchen.“ „Du hast mir auch gefehlt, Dad. Doch ich war einfach nicht bereit euch zu besuchen. Nicht nach allem was passiert ist. Und die Art, wie ich erfahren habe, adoptiert zu sein, war auch nicht gerade die beste. Aber ich bin froh, endlich zu wissen, wo ich hingehöre. Ich verstehe mich mit meiner leiblichen Mutter wirklich super und doch werdet du und Victoria immer in meinen Augen auch meine Eltern bleiben.“ Nachdem ich das gesagt hatte, lächelte mein Vater. „Außerdem muss ich noch was mit Sadie klären. Viel zu lange habe ich sie angeschwiegen. Ich hoffe sie verzeiht mir.“ „Du weißt, egal was du auch getan hast, sie hat dir bereits verziehen.“ „Meinst du?“ „Davon bin ich überzeugt.“ „Ich wäre da nicht so zuversichtlich…Ich habe echt Mist gebaut…Aber lass uns jetzt nicht darüber reden…“ „Du siehst gut aus Jude. Ich hatte dich viel schmäler in Erinnerung, doch die paar Kilo mehr stehen dir wirklich gut…“ Plötzlich verkrampfte sich alles in mir. Sie wussten ja noch gar nichts über meine Schwangerschaft. Verdammt. Ich würde das nicht lange verheimlichen können, da ich immer noch mein Essen nicht behielt und Appetit auf alle möglichen Sachen hatte. Nun, ich durfte mir jetzt nicht auch noch den Kopf darüber zerbrechen, wie ich es ihnen beibrachte. Ich sollte es ihnen einfach im rechten Moment gerade heraus sagen. Ja, genau. SO werde ich es machen. Wenige Augenblicke später hielt mein Dad vor meinem Familienhaus. Meine Mum…ich meine Victoria wartete bereits im Bademantel und in der einen Hand eine Tasse Tee, die sie mir überreichte, auf der Veranda. Dann umarmte ich sie stürmisch. Ich hatte auch sie vermisst. Zu meiner Überraschung hatte Victoria Tränen in den Augen und als sie begann zu schluchzen, stimmte ich mit ein. Nach einer Weile gingen wir gemeinsam nach drinnen, wo ich ihnen alles erzählte, was ich karrieremäßig erlebt hatte und natürlich die Sache mit Liane und Tray. Als der Morgen graute, legten wir uns schlafen. Doch ich konnte nur wenige Stunden schlafen, da mich schlimme Albträume plagten. Deshalb schlenderte ich nach unten, wo noch niemand war. Aber dann kam Sadie auf mich zu. Etwas unsicher blieb sie einige Schritte vor mir entfernt stehen. „Jude…“ Doch da ging ich schon auf sie zu und umarmte sie. “Es tut mir leid, ich war ja so dumm. Beinahe hätte ich riskiert, dass wir im Streit auseinandergingen und nie wieder ein Wort redeten. Und das nur wegen eines Mannes. Sadie, ich habe erkannt, dass Freunde, Geliebte und Karriere an einem vorbeizieht, doch an den Dingen, die man ewig hat, sollte man festhalten. Und du bist meine Schwester, ich liebe dich und habe dich enttäuscht…“ „Du hast mich nicht enttäuscht. Ich war noch nie stolzer auf dich, als in diesem Moment.“ Wieder umarmten wir uns. Dann zog sie mich mit nach draußen, wo wir in den Wald gingen. Sie brachte mich zu unserem Platz, den wir früher immer aufgesucht hatten: Unser Baumhaus, das wir auf den Baum über dem See befestigt hatten. Wir kletterten rauf. „Und wie ist es mit dir und Tommy weitergegangen? Die Presse hat doch alles erfunden, oder?“ Sie sah mich fragend an. Plötzlich war ich den Tränen nahe. Sadie bemerkte dies. Sie las mich, wie ein offenes Buch. „Du hast dich in ihn verliebt, ihr wurdet ein Paar und er fliegt nach Vegas und heiratet seine Affäre?“ Ich nickte. Sie setzte sich neben mich, legte einen Arm um meine Schulter und meinte: „So ist er schon immer gewesen. Sobald er sich an ein Mädchen gebunden hat, wurde er dessen Anwesenheit überdrüssig und entledigte sich ihrer. Bei mir war es nicht anders. Obwohl er unsere Beziehung nicht aufgeben wollte, habe ich seine Affären entdeckt und unter dem Kapitel Tommy und mir einen Schlussstrich gezogen. Weißt du noch, meine Reise nach Europa?“ Ich nickte wieder. „Das war eine Reise, um meine Trauer alleine zu bewältigen. Ich wollte nicht, dass du mitbekommst, wie schlecht es mir ging. Aber nach dieser Reise habe ich erkannt, dass Tommy nicht der Richtige für mich gewesen ist. Wir waren zu verschieden. Und es war bei mir eher Schwärmerei…“ „Sadie…ich liebe ihn…“ Sie runzelte die Stirn. „Das stellt natürlich ein Problem dar. Dann müssen wir dich entlieben…“ „Sadie, ich bin hergekommen, um festzustellen, ob ich mir noch eine Zukunft mit ihm vorstellen kann…“ „Was? Du erwägst, ob du zu ihm zurückgehst? Nachdem was er dir angetan hat! Er hat dich in der ganzen Öffentlichkeit bloßgestellt! Hat eine andere geheiratet! Es ist auf allen Kanälen gelaufen…“ „Aber ich denke auch an die Zeit vor seinem Betrug…Er war immer für mich da…Obwohl er zu Beginn wirklich ein Arschloch und Macho war. Aber er hat sich geändert…“ „Jude, was redest du da? Der Mann ist seit er 15 ist immer derselbe geblieben und er wird sich auch niemals ändern…Du musst ihn wirklich sehr lieben, dass du ihn selbst dann noch verteidigst, wenn er dich so hintergangen hat…Oder steckt noch mehr dahinter?“ Sie kannte mich wirklich zu gut. Ich blickte zu Boden, sammelte meinen ganzen Mut zusammen und erzählte ihr die ganze Geschichte, die sich in den letzen Monaten zugetragen hatte. Von meinen Gefühlen zu Tommy, unsere Nacht gemeinsam, sein Liebesgeständnis, sein erneutes Liebesgeständnis, unsere gemeinsame Zeit, sein Betrug, meine Schwangerschaft, Matthew, Matthews Liebesgeständnis und natürlich Tommys Antrag. Nachdem ich geendet hatte, war Sadie sprachlos. „Was hast du jetzt vor?“ „Mir meiner Gefühle im Klaren werden und dann eine Entscheidung fällen. Deshalb bin ich hier und ich werde nicht eher gehen, bis ich zu einer 100% Sicherheit sagen kann, was ich will. Aber im Grunde meines Herzens weiß ich, dass ich Tommy immer lieben werde, nur ich weiß nicht, ob ich ihm verzeihen kann. Sein Vertrauensbruch hat mich zu tiefst erschüttert…“ „Das kann ich verstehen. Ich werde dich so gut unterstützen, wie es mir nur möglich ist…“ „Zu aller erst, solltest du nichts Mum und Dad sagen…Ich glaube sie wären von meiner Schwangerschaft nicht sehr erfreut.“ Sadie blickte mich vielsagend an. „Ich weiß, dass sie es eines Tages bemerken werden, doch ich will es ihnen selbst sagen.“ „Nur zu. Ich rede dir da nicht drein.“ Danach schlenderten wir wieder zurück zum Haus, wo schon Frühstück auf uns wartete. Ach, wie ich dieses Familienleben vermisst hatte. Und vielleicht würde ich eines Tages auch mit meinem Kind und Tommy solch eine Familie haben. Ich strich über meinen Bauch. Zum ersten Mal gefiel mir der Gedanke Mutter zu werden. Nun musste ich nur noch eine Entscheidung für mich und mein Kind fällen, ob Tommy ein Teil in unserem Leben wurde oder nicht. Plötzlich klingelte es an der Tür. Da ich so gute Laune hatte, stand ich auf und öffnete die Tür. Ich konnte es kaum glauben, wer da vor mir stand…Erschrocken lehnte ich am Türrahmen. Was wollte er hier?
„Verdammt, ich habe dir doch gesagt, dass ich eine Auszeit von dir brauche!“ Ich knallte die Tür vor seiner Nase zu. Er schrie mir hinterher, doch ich ignorierte es. Ich setzte wieder ein Lächeln auf und ging zurück in die Küche. „Wer war denn das, Liebes?“ „Niemand.“ Nun rief er wieder ganz laut meinen Namen. „Dieser Niemand scheint dich aber zu kennen.“ Victoria warf mir einen tadelnden Blick zu. Ich zuckte mit den Schultern. Doch ihr Blick drängte mich, wieder an die Tür zu gehen, da sie nicht den ganzen Tag von irgendeinem Fremden belästigt werden wollte. Ich stieß hörbar die Luft aus. Wut flammte wieder in mir auf. Nur wegen ihm war meine Laune jetzt wieder im Keller. Ich stampfte wieder zur Tür, riss die sie auf und unterbrach ihn dabei an die Tür zu hämmern. Er sah mich erstaunt an. Wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet, dass ich mich noch einmal blicken ließ. Zu Recht. „Woher weißt du, dass ich hier bin?“ „Können wir reden?“ „Über was? Tommy es ist alles gesagt! Also, wer hat dir verraten, dass ich hier bin. Nur meine Mum und die hier Anwesenden wissen von meinem Aufenthaltsort.“ Plötzlich kam Sadie von der Treppe und meinte: „Ich habe es ihm gesagt. Sei mir nicht böse, doch du solltest mit ihm reden. Ihr habt einiges zu klären. Ich sehe doch, wie schlecht es dir geht. Deshalb dachte ich mir, ich hole Tommy hier her, damit du deinen ganzen Frust nicht in dich hinein frisst, sondern es ihm an den Kopf wirfst. Und wenn du erst mal Ballast abgebaut hast, solltet ihr vernünftig miteinander reden.“ Ich sah sie zornig an. Wie konnte sie es nur wagen, sich in diese Sache einzumischen! Hatte ich sie darum gebeten? Mein Blick wanderte wieder zu Tommy, der ziemlich eingeschüchtert wirkte. „Worüber willst du denn mit mir reden?“ „Können wir irgendwo hingehen, wo wir ungestört sind?“ „Jude, zeig Tommy doch unser Baumhaus.“ Gott, konnte sie nicht endlich die Klappe halten? Musste sie mich so quälen? Widerwillig ging ich nach draußen, schloss die Tür und eilte schnellen Schrittes weiter. Als ich bemerkte, dass Tommy mir nicht folgte, drehte ich mich erneut zu ihm und meinte bissig: „Hast du Wurzeln geschlagen? Komm schon, ich warte nicht auf dich.“ Sofort stürmte Tommy zu mir und während ich vorging folgte er mir. Schweigend gingen wir durch den Wald. Man hörte jeden einzelnen Ast knacksen, wenn einer von uns darauf trat. Jedes Mal zuckte ich kaum merklich zusammen. Wenig später kamen wir beim Baumhaus an, doch anstatt hochzuklettern lehnte ich mich an den Baum, an dem es befestigt war und musterte Tommy eingehend. Er wich meinem Blick aus. Anscheinend ist er hergekommen, um mir zu sagen, dass er seine Meinung geändert hatte und er nicht wisse, was ihn geritten habe, doch er mich gar nicht heiraten wolle. Auch wenn ich es niemals zugeben würde, aber dieser Gedanke schmerzte mich. Ich hoffte Tommy bekam davon nichts mit. Ich wandte meinen Blick ab, da ich Angst hatte, meine Gefühle zu offenbaren. „Wenn du hergekommen bist, um mit mir Schluss zu machen…dann sag es einfach und schweig mich nicht an.“ Nun trat Verwunderung in Tommys Züge. „Warum sollte ich mit dir Schluss machen wollen?“ „Was weiß ich…Zu jung, zu unattraktiv, zu viel Verantwortung…mir vielen da viele Gründe ein.“ „Jude, wie kannst du nur so etwas denken? Naja…ich habe in letzter Zeit wirklich viel Mist gebaut, was dich zu dieser Annahme führen könnte.“ „Allerdings…“ „Aber…wenn du nichts mehr für mich empfindest…warum hast du mich auf dem Dach dann geküsst? Warum hast du noch diesen Tag mit mir verbracht, bevor du einfach abgehauen bist…?“ „Ich habe nie behauptet, nichts mehr für dich zu empfinden…Ich liebe dich Tommy…Doch manchmal reicht Liebe einfach nicht aus…“ „Ich kann mich ändern…“ „Wie oft habe ich das schon aus deinem Munde gehört. Einfach zu oft. Ich vermag es nicht mehr dir zu vertrauen und ich weiß auch nicht, wie du es zurückerlangen solltest…Du hast mich enttäuscht und gedemütigt, hast auf meinen Gefühlen herum getrampelt…Ach…Tommy…ich weiß einfach nicht, wie es weitergehen soll…“ „Vielleicht, wenn ich dir etwas Zeit gebe…“ „Ich kann dir nicht einmal sagen, ob Zeit meine Wunden heilen würde. Du musst mir beweisen, dass du es ernst meinst und mein Vertrauen zurückerlangst…“ „Was soll ich tun?“ „Solch eine Geste kann ich dir nicht nennen, sie muss aus deinem Herzen kommen.“ Etwas bedrückt starrte er auf den Boden. Ich ging auf ihn zu. „Tommy, du hast mein Leben verändert. Ohne dich war es ziemlich eintönig, so wie ein Schwarz-weiß Film. Mein Hass auf die Welt, auf mein Leben, auf die Sache, dass ich adoptiert war, auf alle Lügen, die mir jeder aufgetischt hat, hat mich verbittert. Durch deine Liebe erst konnte ich mich öffnen, du hast mir gezeigt, wer ich bin. Zuvor war ich nur ein Kind, das irgendeinen Contest gewonnen hat, doch du hast mir geholfen meine wahre Musik zum Vorschein gebracht. Aber manchmal…manchmal ist Leb wohl der einzige Weg, den es gibt…“ „Sag das nicht, Jude. Darius hat mich gebeten bei ihm unter Vertrag zu gehen…Ich habe sein Angebot abgelehnt und ihm den Vorschlag gemacht, dich zu produzieren, da ich es leid bin, in der Öffentlichkeit zu stehen. Mein Licht ist bereits verblasst, doch deines fängt gerade erst zu strahlen an…“ „Du…du hast deine Karriere aufgegeben, nur um mit mir zusammen zu arbeiten?“ Gerührt sah ich ihn an. „Was bringt mir Ruhm und Erfolg, wenn diese mich immer weiter von dir wegzutreiben scheinen? Wenn du willst, übernehme ich Matthews Posten…als dein Producer…“ Ich wollte gerade etwas erwidern, als er hinzufügte: „Lass dir mit deiner Entscheidung Zeit. Übereile nichts und denk einmal nur über dich nach. Selbst wenn du für dich entscheidest, dass du keine Zukunft mit mir haben willst, werde ich dich mit unserem Kind immer unterstützen. Ich werde die Arztrechnungen bezahlen, die Ausbildung…dem Kind einfach ein guter Vater sein. Das war auch ein Grund, warum ich meine Musikkarriere beenden möchte…“ War das wirklich der Tommy Q, den ich kannte? Wann hatte er sich so verändert? „Und vielleicht kann dich das auch davon überzeugen, dass man mir vertrauen kann…“ Er überreichte mir ein Kuvert. „Was ist das?“ „Öffne es, wenn du alleine bist. Ich werde jetzt gehen. Ich werde dich zu keiner Entscheidung drängen…Mach’s gut, Jude. Ich hoffe, dich bald wiederzusehen.“ Er machte einen Schritt auf mich zu und drückte mir einen sanften Kuss auf die Stirn. Dann trat er den Rückmarsch zu seinem Auto an. Da ich meine Neugierde nicht zurückhalten konnte, riss ich den Briefumschlag auf. Darin kamen einige Bilder zum Vorschein. Was hatten diese zu bedeuten? Ich betrachtete sie näher. Auf vielen von ihnen erkannte man Tommy und Kaycee, nur dass Kaycee Tommy ins Bett zerrte, sich auszog und sich dann neben ihn lag. Auch noch beigelegt, war ein ärztliches Attest. Zu dem Zeitpunkt der Blitzhochzeit ist Tommy total unter Drogen gestanden. Unter den Bildern fand ich einen Brief: „Liebe Jude, wenn du diese Bilder siehst, ist dir vielleicht nicht ganz klar, was sie bedeuten. Sie zeigen nur, dass ich in der besagten Hochzeitsnacht nicht mit Kaycee geschlafen habe, da ich viel zu benebelt war, was das Attest beweist. Kaycee wollte mich nur in dem Glaube lassen mit ihr geschlafen zu haben, damit ich mich an sie band und dich verließe. Doch da hat sie nicht mit der Überwachungskamera in allen der Hotelzimmer gerechnet. Sie wollte uns auseinander bringen mit einer List, wollte dich und mich glauben lassen, dass ich dich betrogen hätte. Dass ich immer noch der alte war und keine Bindung eingehen könne. Aber sie irrt sich und ich hoffe du erkennst das auch. Ich bitte dich innständig darum, mir zu vertrauen. Dein Tommy. Ps.: Ich liebe dich.“ Entsetzt fielen mir die Bilder und der Brief aus der Hand. Tommy hatte mich also gar nicht betrogen? Und als er sagte, er meinte, er habe sie für mich gehalten, hat er also auch nicht gelogen? Schnell rannte ich durch den Wald. Ich musste ihn einholen. Er durfte nicht abreisen. Nicht jetzt. Er hatte mir die verlangte Geste erbracht. Ich wusste nun, dass ich ihm vertrauen konnte, mich auf ihn verlassen konnte. Ich war so dumm gewesen! Doch konnte man es mir verübeln? Wer hätte in dieser Situation anders reagiert als ich? Immerhin hatte ja so einiges dafür gesprochen, dass er sich mit Kaycee vergnügt hat…Tommys Vergangenheit, die Hochzeit im Fernsehen…nun gut…Das würde mich jetzt nicht weiter beschäftigen. Ich musste unser Haus erreichen, bevor Tommy sich in seine Viper setzte und davonfuhr. Mich hier zurückließ. Ich musste ihm sagen, was ich für ihn empfand, dass ich ihm wieder vertraute… Plötzlich bekam ich heftiges Seitenstechen. Ich war an die Art Sport nicht gewöhnt. Dann sah ich hinter den Bäumen schon unser Haus. Mit letzter Kraft stürmte ich darauf zu und eilte zum Vordereingang. Dort, wo Tommys Viper geparkt hatte, war sie nicht mehr. Am Ende der Straße konnte ich erkennen, wie sie gerade blinkte, um in die nächste Straße einzubiegen. Ich lief hinterher und schrie Tommys Namen. Verzweifelt brüllte und lief ich gleichzeitig. Aber dann verschwand die Viper aus meinem Blickfeld. Enttäuscht sank ich zu Boden. Doch plötzlich hörte ich, wie eine Wagentür geöffnet wurde. Hatte er mich doch gehört? Hoffnungsvoll starrte ich den Punkt an, an dem Tommy verschwunden war.
ich hab lange überlegt wies weitergehen könnte, ist mir aber auch nicht sehr viel eingefallen.. aber ich finds klasse wie du weiter geschrieben hast, echt spannend! ich finds toll, dass sadie tommy angerufen hat, ich hoffe aber dass tommy noch anhält und zurückkommt!