Heii Leute...ich hab mir gedacht, schreib ich wieder mal ne neue Geschichte...
das ist dabei rausgekommen:
Falling Down:
Kapitel 1:
Ich war an dem Punkt angelangt…an dem ich liegen blieb. Zu oft in meinem bisherigen Leben war ich gefallen und hatte mich wieder aufgerappelt, doch nun hatte ich keinen Grund mehr aufzustehen. Meine Hauptbeschäftigung des Tages bestand darin an die Decke zu starren, meine Lebensfreude war gestorben, genauso wie meine Leidenschaft…ich hatte die beiden aufgegeben. Ich sprach nicht über die Vergangenheit, versuchte sie nur zu verdrängen, was mir nicht gelang, denn Gedanken ließen sich nicht stoppen. Meinen Eltern war ich egal, denn sie bemerkten nicht einmal wie schlecht es mir ging. Sie wussten nicht einmal, wie weh sie mir taten, als sie mir beibrachten, dass wir nach Toronto umziehen werden, damit meine „super-perfekte“ Schwester an die beste Universität für Wirtschaft und Marketing gehen konnte und auch mein Dad hatte schon einem besser bezahlten Job zugesagt und sie hatten schon ein großes Haus gekauft, dass etwas am Stadtrand lag. Klar, hier in Kalifornien, hatten wir eine kleine Wohnung, nicht viel Geld und wir lebten mitten im Stadtzentrum. Doch trotzdem liebte ich diesen Ort, denn die Vergangenheit band mich an ihn. Niemals werde ich vergessen, was sich hier in Kalifornien hinter geschlossenen Türen zugetragen hatte. Ein Schatten lag wie eine Hülle um meine Seele. Morgen würden die Leute kommen, die uns beim Umzug halfen. Meine Sachen hatte ich schon gepackt, ich hatte nicht viel Zeug, das ich mitnehmen konnte. Ich wollte mich gerade schlafen legen, als meine Mutter in mein Zimmer gestürmt kam. „Mum, was willst du? Verschwinde aus meinem Zimmer!!“ „Jude, ich weiß, dass dich der Umzug nicht glücklich macht. Du denkst, ich kenne dich nicht, doch ich weiß, was du durchmachen musst. Ich kann mir gut vorstellen, dass du Char…“ „Wag es nicht diesen Namen auszusprechen!“ Automatisch griff ich nach meinem Amulett, dass ich ich immer trug. „Es tut mir leid…Kann ich dir irgendwie helfen?“ „Nein, kannst du nicht, denn du wirst nicht nur wegen mir diesen Umzug verhindern, aber eins schwöre ich dir...sobald ich volljährig bin, ziehe ich wieder nach Kalifornien und ihr werdet mich nie wieder sehen.“ Meine Mutter wollte noch etwas sagen, doch ich ließ sie nicht zu Wort kommen und meinte flüsternd: „Und jetzt raus aus meinem Zimmer…bitte.“ Sie stand auf, blieb eine Minute im Türrahmen stehen, dann verließ sie mein kleines Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Am nächsten Morgen weckte mich meine Mutter. Ohne ein Wort ging ich an ihr vorbei ins Bad, wo ich mich fertig machte. Am Nachmittag war alles verstaut und wir waren bereit ein neues Leben in Toronto anzufangen, was für mich nicht möglich war, da ich die Stadt jetzt schon hasste. Ich setzte mich ins Auto und drehte meinen iPod auf volle Lautstärke, damit ich mir nicht das Geplapper meiner Familie anhören musste. Irgendwann schlief ich ein, als ich wieder aufwachte, waren wir schon in Toronto. Der Rest der Familie schaute begeistert auf unser neues Zuhause, betrachtete unser neues Haus. Mit vollem Desinteresse fragte ich: „WO ist mein Zimmer?“ „Du musst nur die Treppe raufgehen und dann das erste Zimmer auf der rechten Seite, Mäuschen.“ Ohne den Rest des Hauses zu betrachten, stürmte ich in mein Zimmer. Ich schloss die Tür hinter mir, lehnte mich an sie und schloss die Augen. Dann atmete ich tief durch. Nach einigen Momenten, in denen ich mich nicht von der Stelle bewegt hatte, nahm ich ein Geschenk auf meinem Bett war. Ich näherte mich diesem Metallgestellt, das Stangen für einen Vorhang für das Bett besitze, und nahm das riesige Päckchen vorsichtig in die Hand. War es wirklich für mich bestimmt? Langsam fuhr ich die Kanten des Gegenstandes nach. Ich konnte meine Neugierde nicht länger unterdrücken, also beschloss ich es zu öffnen. Doch was ich sah, ließ mich Kreidebleich werden. Wütend riss ich das Fenster auf und schmiss den mir über alles verhassten Gegenstand raus. Meine Eltern sahen traurig zu mir hoch. Tränen liefen über mein ganzes Gesicht. Lauthals schrie ich nach unten: „Wie oft habe ich euch schon gesagt, dass ich die Musik aufgeben habe? Warum versteht ihr das nicht? Ihr wisst doch ganz genau, wie weh es mir tut an die Vergangenheit erinnert zu werden!! Wieso habt ihr diese verdammte Gitarre zurück gekauft? Es hatte einen Grund, warum ich sie verkauft habe. Lasst mich einfach mein Leben so gestalten, wie ich es will, ansonsten habt ihr keinen Platz mehr darin!“ Langsam ließ ich mich auf den Boden sinken. Meine Vergangenheit würde mich immer wieder einholen. Ich nahm mein Medaillon ab und öffnete es. Eine wunderschöne Melodie erklang und ich sah das Bild der Person, die mein Leben gewesen war. Mit der ich alles gemacht hatte, bis der Unfall kam. Leise flüsterte ich: „Ach…Charlotte…wieso hast du mich nur verlassen?“ Diese Nacht machte ich kein Auge zu, denn ich wusste, dass mich Albträume heimsuchen würden. Am nächsten Tag musste ich zum ersten Mal in die neue Schule. Ich war viel zu früh aufgestanden, damit ich als erste das Haus verließ, um mit niemanden reden zu müssen. Die Lautstärke meines iPods war wieder auf Maximum gestellt und um schneller voranzukommen, hatte ich meine Rollerskates angezogen. Ich flitzte durch die Straßen, ohne auf den Verkehr zu achten, überquerte Straßen ohne darauf zu achten, ob ich Vorrang hatte ich oder nicht. Plötzlich geschah alles wie in Zeitlupe, ein Auto kam auf mich zugerast. Diese Szene erinnerte mich an den Unfall in meiner Vergangenheit. Ich sah wieder Bilder, die ich geglaubt vergessen zu haben. Auf einmal landete ich auf der Motorhaube einer blauen Viper. Ich sah in 2 wunderschöne blaue Augen. Langsam rutschte ich von dem Gefährt. Geschockt starrte der Mann mich an. Dann half er mir auf, entschuldigte sich überschwänglich, meinte sogar, er würde mir Schmerzensgeld zahlen. „Ach ich bitte Sie. Sie schulden mir nichts. Ich habe nicht aufgepasst, es war meine Schuld.“ „Nein war es nicht. Sie hatten grün. Sind sie sicher das ich sie nicht ins Krankenhaus bringen soll?“ „Ganz sicher…“ „Sollten sie sich das wegen dem Schmerzensgeld anders überlegen, hier ist meine Karte.“ Ich sah die Karte nicht einmal an, sondern steckte sie gleich weg. „Auf Wiedersehen.“, sagte ich noch schnell, bevor ich davon flitze. In der Schule wurde ich von allen angeglotzt, als wäre ich eine Ware oder so was. Ohne die gaffende Menge zu beachteten ging ich auf meinen Spint zu. „Nummer 234. Na endlich.“ Ich sperrte ihn auf, warf mein Zeug hinein. „Heii, du bist also die Neue.“ „Ich habe auch einen Namen.“ „Den ich sehr gern wissen würde.“ „Jude…Jude Harrison.“ „Freut mich dich kennenzulernen Jude. Ich bin Jamie.“ „Kannst du mir zufällig sagen, wo ich den Zeichensaal finde?“ „Klar, komm ich zeig ihn dir.“ „Danke.“ Als ich in dem stinklangweiligen Zeichenkurs saß, ging mir der Mann mit den blauen Augen und der Viper nicht mehr aus dem Kopf. Ich zog die Karte heraus und las: Tommy Quinzy. Musikproduzent bei G-Major. Darunter noch seine Handy- und Pagernummer.
die story fängt ja schon ganz schön spannend an! ich frage mich, wer wohl diese charlotte ist und was es mit diesem unfall auf sich hat. also hoffe ich, dass du die story ganz schnell weiterschreibst!
Kapitel 2: Während des restlichen Schulvormittags überlegte ich die ganze Zeit, ob ich diesen Tommy einmal anrufen sollte, oder gleich bei G-Major seinem Arbeitsplatz vorbeizuschauen. Doch schnell verwarf ich diesen Gedanke wieder. Warum sollte ich das auch tun? Er war ein Fremder für mich. Wer weiß, was wirklich hinter seiner heilen Fassade steckt. Nach der Schule begleitete Jamie mich nach Hause. Wir redeten ein bisschen und merkten, dass wir viele Gemeinsamkeiten hatten. Er war einfach total lustig. Mit seinem Humor brachte er mich ständig zum Lachen. Es tat gut wieder einmal so zu lachen. Ich war auch sehr erleichtert, dass er ganz in der Nähe wohnte, so hatte ich immer einen Zufluchtsort, wenn ich es zu Hause nicht mehr aushielt. Ich verabschiedete mich von Jamie, ging ins Haus hinein, knallte die Tür zu und ging anschließen hoch in mein Zimmer, ohne darauf zu achten, was meine Mum mit hinterher rief. Ich schloss mich ein, ließ mich auf den Boden sinken und umschlang mit den Händen meine Knie. Wenige Augenblicke später klopfte meine Mutter an die Tür. „Schätzchen? Hast du keinen Hunger? Ich hab dir deine Lieblingsspeise gekocht. Spaghetti.“ Wieder einmal merkte man, dass meine Mum mich nicht kannte. Ich hasste Spaghetti, aber Sadie liebte Spaghetti. “Danke Mum keinen Hunger.” “Wie war den dein erster Tag in der neuen Schule? Gefällt es dir dort? Hast du dich mit jemanden angefreundet?“ „Mum…bitte lass mich in Ruhe.“ Ich hörte meine Mutter seufzen, doch ohne einen weiteren Mucks war sie schon wieder verschwunden. Ich gab mir einen Ruck und stand auf. Dann schleuderte ich meinen Schulrucksack auf mein Bett. Danach ging ich ins Bad, duschte mich, zog mich an und trug wieder Make-up auf. Heute Abend wollte ich mir eine Kneipe in Toronto suchen, wo ich meinen Kummer wieder mal in Alkohol ertränken wollte. Ich zog mir meinen schärfsten Fummel an, betrachtet mich im Spiegel. So richtig zufrieden war ich nicht, denn in den letzen Monaten hatte ich ziemlich abgenommen, deswegen sah ich irgendwie abgemagert aus. Doch ich hatte keine Lust mich noch einmal umzuziehen. Es war schon später als ich gedacht hatte. Schnell packte ich noch meine Sachen. Handy, Geld, Schminke und natürlich meinen gefälschten Ausweis. Ich beförderte alles in eine kleine Tasche. Um nicht erwischt zu werden, kletterte ich aus dem Fenster. Ich schmiss meine selbst gebastelte Hängeleiter nach unten und hangelte mich so runter. Ich musste ganz leise sein, denn meine Eltern hatten ein ziemlich gutes Gehör. Jeder Mucks machte sie misstrauisch. Mein Taxi wartete schon einen Block entfernt auf mich. Ohne auf unseren Fahrweg zu achten, spielte ich mit meinem Handy. Nach einer Weile ließ mich der Fahrer vor einer riesigen Club aussteigen, obwohl diese Clubs nicht mein Ding waren, gab ich dem Fahrer mehr als genug Trinkgeld und ging auf das Gebäude zu. Natürlich gab es einen Türsteher. Er wirkte etwas misstrauisch, als er mich und meinen Ausweis betrachtete, doch mit einem Kompliment hatte ich ihn um den Finger gewickelt und er ließ mich passieren. Sofort als ich reinging kam mir eine Welle lauter Musik entgegen, ich verstand nicht, was die Leute nur an so lauter Musik fanden. In einer kleinen Kneipe mit einer Live Band war es viel gemütlicher. Ich bannte mir einen Weg durch die tanzende Menge zur Bar. Ich bestellte einen Whiskey pur und noch ein Mixgetränk. Ich kippte einen Drink nach dem anderen. Der Barkeeper sah mich erstaunt an, wahrscheinlich hätte er nicht gedacht, dass ein Mädchen, wie ich, so viel vertrug. Plötzlich setzte sich ein Mann neben mich. Irgendwie kam er mir bekannt vor, doch ich war schon so betrunken, dass ich nicht mehr zuordnen konnte, wer da neben mir saß. Der Mann sah mich an. Diese Augen hatte ich doch schon einmal wo gesehen, oder hatte ich ein paar Drinks zu viel? Doch dann vor meinem inneren Auge sah ich, die Szene, woher ich ihn kannte. Ganz klar, das war Tommy Q. Er schien mich auch erkannt zu haben. „Entschuldigen Sie?“ Redete er jetzt mit mir, oder hatte ich schon Halluzinationen. „Ja?“, ich lallte schon ziemlich. Echt toll. So konnte ich auf keinen Fall bei ihm punkten. Was rede ich denn da? Wieso interessiert es mich, was er von mir denkt? „Sind Sie nicht die Frau, die auf meiner Motorhaube gelegen ist?“ Ich nickte, dann sagte ich: „Nennn…en… Sie mich…ein...ffach Jude.“ Gott, wann hatte ich nur so viel getrunken, dass ich nicht einmal mehr richtig reden konnten? „Bist du nicht noch etwas zu jung für diese Bar?“ „Was ggehht..Sie..ds an?“, fuhr ich ihn bissig an. „Hey, ich wollte nur freundlich sein, kein Grund mich hier gleich so anzumotzen!“ Er sah mich zornig an, dann gleich im nächsten Moment wurde sein Blick wieder sanft. „Aber jetzt mal im Ernst, glaubst du nicht es ist Zeit für dich nach Hause zu gehen?“ Ich zuckte mit den Schultern und bestellte mir noch einen Drink, doch Tommy meinte zu dem Barkeeper: „Ich glaube, sie hat für heute schon genug.“ Was bildet der sich ein? Wütend warf ich Geld auf den Tresen, stand auf und wollte gehen, doch mir wurde so schwindelig, dass ich mich, wo festhalten musste, dann torkelte ich davon. Erst als ich vor dem Gebäude stand, merkte ich, dass dieser Tommy mir gefolgt war. „Soll ich dich nach Hause fahren?“ „Kümmer dich um deinen eigenen Scheiß.“ So lief das immer. Ständig wollte mir jemand helfen, indem er sich in mein Leben einmischte. Ich konnte mein Leben schon selber leben. „Man Jude. Jetzt sei doch nicht so anmaßend. DU bist betrunken. In diesem Zustand lasse ich dich nicht durch die Straßen ziehen. Du musst nach Hause.“ „Wenn ich dir sage, dass ich kein wirkliches Zuhause habe? Das ich einfach nicht mehr dorthin zurück will?“ Er würde mich bestimmt jetzt für einen aufmüpfigen Teenager halten. Doch er sah mich nur mitleidig an. „Wenn du willst, kannst du bei mir übernachten.“ Jetzt sah ich ihn überrascht an. Warum lag ihm nur so viel daran, mich in Sicherheit zu wissen? Es wäre besser für ihn, mich einfach hier stehen zu lassen und zu vergessen was geschehen war. „nein. Ist nicht nötig. Ich such mir jetzt einfach ne gemütliche Parkbank, um meinen Rausch auszuschlafen. Wenn ich morgen früh wieder in meinem Bett liege, merken meine Eltern nicht einmal, dass ich weg war.“ „Das kommt gar nicht infrage. Entweder, du schläfst bei mir oder ich bringe dich auf der Stelle nach Hause.“ Er konnte mich eigentlich zu gar nichts zwingen, doch ich willigte ein.
Kapitel 3: Als ich am nächsten Morgen um 4 Uhr in der Früh von meinem Handywecker geweckt wurde, konnte ich mich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wo ich war, wie ich dort hingekommen war und vor allem, wer mich dort hingebracht hatte. Ich sah mich um. Ich lag auf einer Couch. Also wahrscheinlich das Wohnzimmer von irgendwem. Ich sah an mir runter. Was hatte ich denn da an? Es war auf jeden Fall nicht mein Jogginganzug, denn dieser war mir einige Nummern zu groß. Gott, wieso konnte ich nach solchen Nächten, nicht ein einziges Mal in meinem eigenen Bett aufwachen. Sonst schlief ich immer bei Freunden. Ich stand auf, suchte in dieser ziemlich modern eingerichteten Wohnung, das Badezimmer. Als ich endlich fündig geworden war, riss ich einfach die Tür auf. Vor mir stand ein Tommy Q. mit nur einem Handtuch umgeschlungen. Schnell entschuldigte ich mich und schloss die Tür so schnell es ging, meine Wangen glühten. Sie waren total rot angelaufen. Verdammt, immer musste mir so etwas Peinliches passieren. Aber wer rechnet denn damit, dass jemand um vor Uhr Morgens halbnackt im Badezimmer steht? Ich wollte nur noch raus aus dieser Wohnung, ich ging wieder ins Wohnzimmer, wo ich meine Tasche und mein Gewand fand, das gewaschen und zusammengelegt auf dem Tisch lag. Schnell nahm ich es in die Hand, hinterließ den Zettel, dass ich den Jogginganzug zurückschicken würde und schon stürmte ich den Flur entlang und aus der Wohnung hinaus. Beim Schließen der Tür, hörte ich noch, wie Tommy meinen Namen rief. Danach joggte ich ein paar Blöcke, damit wenn Tommy mich verfolgte ich ihn abhing, danach rief ich mir ein Taxi, das mich nach Hause brachte. Ich beeilte mich die Hängeleiter hochzuklettern. Als ich in meinem Zimmer ankam, war es viertel nach 5 Uhr Morgens. Ich hüpfte unter die Dusche, um den Gestank des letzten Abends abzuwaschen. Erst danach fielen mir meine Kopfschmerzen auf. Ich nahm eine Tablette gegen Kater. Dann zog ich mich an und ging nach unten, wo meine Mum schon wartete. Sie hatte ein super Frühstück hergerichtet, doch ich schnappte mir nur schnell ein Brötchen im Vorbeigehen, murmelte etwas, von wegen, dass ich schon spät dran sei und stürmte aus dem Haus. Danach ging ich zu Jamie, um dort auf ihn zu warten. Den Trainingsanzug von Tommy hatte ich in meine Tasche gestopft, dass wenn meine Mutter wieder einmal mein Zimmer durchstöberte sie ihn nicht fand. Erst jetzt fiel mir ein, dass ich mir Tommys Adresse nicht notiert hatte. Ich seufzte. Jetzt musste ich ihn wohl oder übel bei G-Major vorbei bringen. Eine halbe Stunde später kam Jamie aus dem Haus und wir gingen gemeinsam zur Schule. „Ist mit dir alles in Ordnung Jude? Du siehst irgendwie krank aus.“ „Zu wenig Schlaf.“, war meine knappe Erklärung des gestrigen Abends. Ohne weiter nachzufragen scherzte Jamie wieder mit mir und brachte mich wieder zum Lachen, wobei mein Kopf ziemlich dröhnte, doch ich war es gewohnt einen Kater zu haben. Eine Weile später standen wir vor unseren Spinten, ein paar Schüler riefen uns bei vorbeigehen zu: „Freaks!“ Jamie sah bestürzt zu Boden. „Ignorier sie einfach Jamie, die haben ja keine Ahnung.“ „Jetzt habe ich wenigstens dich. Früher war ich immer allein. Immer nur der Streber.“ Wir nahmen unser Zeug, gleich hatten wir Mathe. Während des Gehens fragte Jamie mich: „Gehen wir heute nach der Schule wieder gemeinsam nach Hause?“ „Tut mir leid, aber ich hab noch was zu erledigen.“ „Ach so.“ Wieder quälte ich mich bis halb 4 in der Schule ab. Danach verabschiedete ich mich noch von Jamie und versprach ihm, dass ich ihn morgen wieder von zu Hause abholen würde. Ich machte mich auf den Weg zu G-Major. Ich musste mehrere Passanten fragen, wo ich das Studio finden konnte. Ich irrte lange umher, bis ich endlich vor dem Gebäude stand. Ich ging hinein und staunte, G-Major war riesig. Als ich aus meiner Erstarrung aufwachte ging ich zur Empfangsdame oder was immer der Beruf von der Frau war. „Entschuldigen sie bitte.“ „Ja, Miss. Was kann ich für Sie tun?“ „Ich müsste etwas an Tommy abgeben oder könnte sie es ihm überreichen?“ „Ich bin hier Sekretärin kein Laufbursche. Geben sie es ihm gefälligst selbst. Gehen Sie bitte ihn Studio A und warten dort auf ihn. Mister Quinzy hat gerade eine Besprechung.“ „Danke.“ Schon machte ich mich auf die Suche nach Studio A. Eigentlich wäre es mir lieber gewesen, ich würde Tommy gar nicht mehr sehen, denn ich hatte mich ja total blamiert. Ich setzte mich auf eine kleine Couch, die sich in dem Studio befand. Bewundernd sah ich mir Tommys Arbeitsplatz an. Nach einer Weile stand ich auf und betrachtete alles näher. Zum Spaß saß ich mich auf den Stuhl der vor dem Mischpult stand. Dann ging ich in den Aufnahmeraum. Dort sah ich eine Gitarre und nahm sie in meine Hände. So lange hatte ich keine Gitarre in meinen Händen. Und sofort durchströmten mich wieder Gefühle, die ich verdrängt hatte. Trotzdem setzte ich mich hinters Mikro, begann auf der Gitarre zu spielen, meine ganze Konzentration galt dem Song, den ich vor Monaten einmal geschrieben hatte. Dadurch merkte ich nicht, wie Tommy mir zusah und „aufnehmen“ drückte. Ich begann zu singen: I know this isn't what I wanted I never thought it come this far Just thinking back to where we started And how we lost all that we are
We were young and times were easy But I could see it's not the same I'm standing here but you don't see me I'd give it all for that to change
And I don't want to lose her Don't wanna let her go
Chorus: Standing out in the rain I need to know if it's over Cause I would leave you alone Flooded with all this pain Knowing that I'll never hold her Like I did before the storm Before the storm
Yeah Before the storm
With every strike of lightning Comes a memory that last And not a word is left unspoken As the thunder starts to crash And maybe I should give up
Chorus: Standing out in the rain I need to know if it's over Cause I would leave you alone Flooded with all this pain Knowing that I'll never hold her Like I did Before the storm
Trying to keep The lights from going out And the clouds from ripping out my broken heart We always say A heart is not a whole Without the one who gets you through the storm
Standing out in the rain Knowing that's it really over Please don't leave me alone I'm flooded with all this pain Knowing that I'll never hold ya Like I did before the storm
Yeah Like I did before the storm Tränen liefen mir über die Wangen. Warum tut es nur so weh? Wieso hat sie mich hier alleine gelassen? Erst jetzt merkte ich, dass Tommy mich applaudierte. Schnell stand ich auf und verließ den Aufnahmeraum. Ohne ihn anzusehen, übereichte ich ihm den Anzug und sagte: „Tut mir leid, aber ich hatte keine Zeit ihn zu waschen.“ „Macht doch nichts.“ Ich wollte schon gehen, als er mich festhielt und meinte: „Jude, du hast eine unglaublich schöne Stimme. Die geht einem nicht mehr aus dem Ohr. Und dann auch noch der Song. Hast du den geschrieben?“ Ich nickte. „Mit deinem Talent würdest du hier locker einen Plattenvertrag bekommen. Was sagst du dazu?“
Kapitel 4: Aus Tommys Sicht: Geschockt starrte sie mich an. Hatte ich etwas Falsches gesagt? Jeder normale Mensch mit solch einer Stimme hätte sich über dieses Geschenk gefreut. Wieso sie nicht? Sie schüttelte bestürzt den Kopf. „Das…das geht nicht. Tut mir leid. Aber die Musik habe ich vor einem Jahr aufgegeben.“ Erst jetzt fiel mir auf, dass sie geweint hatte. Sie so verletzlich zu sehen, versetzte mir einen Stich im Herzen. Warum sie mir so nahe ging, weiß ich nicht. Es ist mir unerklärlich. Noch nie hatte ich wegen einer Frau solche Gefühle empfunden. „Weswegen? Hat es etwas mit deinen Eltern zu tun?“ „Nein.“ „Mit was dann? Vielleicht hilft es dir darüber zu reden.“
Judes Sicht: Vielleicht hatte er recht. Zu lange habe ich geschwiegen. Zu lange lag mir das Geschehene auf der Seele. Ich hielt es einfach nicht mehr aus. Ich spiele immer die Starke, doch in Wirklichkeit war mein Inneres zertrümmert. Ich nickte. „Aber nicht hier. Können wir zu dir gehen?“ „Klar, ich hab sowieso gerade Feierabend.“ Er nahm seinen Krempel, darunter auch der Trainingsanzug und ging mit mir zu seinem Auto, mit dem ich ja schon Bekanntschaft gemacht hatte. Ich setzte mich auf den Beifahrersitz der blauen Viper. Während der Autofahrt saßen wir schweigend nebeneinander. Schweigend gingen wir auch rauf zu seiner Wohnung, die ich auch schon kannte. Er führte mich in seine Küche, wo er mir eine Tasse Tee anbot. Dankend, nahm ich das Angebot an. Er setzte sich gegenüber von mir hin. Ich starrte in meine Teetasse. Dann brach ich das Schweigen. „Es geschah vor einem Jahr. Damals lebten wir noch in Kalifornien. Ich war schon immer ein Außenseiter. Kleidete mich anders und vor allem benahm ich mich anders als alle anderen. Doch eines Tages kam ein Mädchen in unsere Klasse. Ihr Name war Charlotte Sawyer.“ Ich machte eine kleine Pause, griff an meinen Talisman, der mir Kraft zum weiterreden gab. „Sie war das wohl meistbegehrte Mädchen in der Schule. Hübsch, klug und neu in der Stadt. Alle wollten mit ihr abhängen, doch eines Tages kam sie mit demselben T-Shirt in die Klasse, wie ich es trug. An diesem Tag setzte sie sich neben mich, dass war der Beginn einer Freundschaft, die für ein Leben hätte halten sollen. Wir haben uns auf Anhieb verstanden, hatten den gleichen Musikgeschmack, liebten die gleichen Klamotten. Es war als wären wir Zwillinge. Ab diesem Zeitpunkt war ich zum ersten Mal in meinem Leben so richtig glücklich. Dann als ich Charlotte schon 3 Jahre lang kannte und wir alleine auf einen See zelten fuhren, fielen mir Charlottes viele Blutergüsse und Kratzer auf. An diesem Tag erzählte sie mir von ihrer Familie, was sie zuvor noch nie getan hatte. Ich war noch nie bei ihr zu Hause, kannte ihre Eltern nicht, wusste nicht einmal, wo sie wohnte. Sie brach ihr Schweigen und gestand mir, dass sie regelmäßig von ihrem dauerbetrunkenen Vater geschlagen wurde. Ihre Mutter stand meistens daneben und sah zu. Als sie fertig war mir ihre persönlichen Horrorgeschichten zu erzählen, fingen wir beide an zu weinen. Ich unterstützte sie in allem was ging, denn sie hatte sich dazu entschieden ihren Vater anzuzeigen.“ Ich hatte wieder Tränen in den Augen. „Aber dann…dann vor Gericht…machte ihr Vater sie nieder, beschimpfte sie und schuldigte sie an zu lügen. So stand seine Aussage gegen ihre. Ihre Mutter weigerte sich etwas dazu zu sagen. Nichts wurde unternommen. Todtraurig stürmte Charlotte aus dem Gericht. Zuhause erwarteten sie wieder Schläge. Doch sie konnte nicht mehr.“ Heiße Tränen liefen meine Wangen runter. „Am 23.9.08 um 18:15 bekam ich von ihr die SMS, das es ihr so unendlich leid tun würde, was sie in den nächsten Stunden tun würde.“ Ich stockte, sah Tommy an, der mir gebannt zuhörte. „Ich versuchte überall sie zu finden, doch sie war wie vom Erdboden verschluckt. Am nächsten Morgen fand man sie…“ Tommy nahm meine Hand, was mir Kraft gab. „tot in ihrem Auto. Sie hat sich selbst erschossen, um ihrem Vater zu entkommen. Selbst ihr Selbstmord brachte ihren Vater nicht hinter Gitter. Du wirst dich jetzt fragen, was das alles mit der Musik zu tun hatte. Charlotte und ich hatte unsere kleine Band. Ich spielte Gitarre und sang, sie Schlagzeug und Backgroundgesang. Die meisten Songs schrieben wir gemeinsam, doch ich schrieb auch meine eigenen. Als Charlotte nicht mehr da war, hasste ich mein Leben und mit der Musik war es aus, denn ohne sie…war es nicht das gleiche.“ Wieder schwiegen wir uns an. Aber es tat so gut, dass endlich ein Mensch davon wusste. Meine Eltern hatten mir damals nicht geglaubt, selbst als sie Charlottes Blutergüsse sahen, behaupteten sie, dass ich lüge. „Wieso seid ihr nach Toronto gekommen?“ „Damit meine Schwester Sadie an der Universität hier studieren konnte.“ „Warst du denn damit einverstanden?“ „Natürlich nicht, aber ein 17-jähriges Mädchen hat kein Mitbestimmungsrecht.“ Ich sah auf die Uhr. Es war schon ziemlich spät. „Ich sollte nach Hause gehen.“ „Willst du nicht wieder hier schlafen? Immerhin ist es schon ziemlich spät. Du könntest ja, deine Eltern anrufen, dass du bei einer Freundin übernachtest.“ Wieder willigte ich ein.
Kapitel 5: Aus Tommys Sicht: Als ich sie betrachtete während sie schlief, sah Jude aus wie ein Engel. Sie lag in meinem Bett, da ich es ihr überlassen hatte. Zu Beginn hatte sie zwar noch protestiert, aber ich habe darauf bestanden. Irgendetwas an ihr zog mich an. Sie war so außergewöhnlich…einfach einzigartig. Sie war die bezauberndste Frau, die ich je gesehen hatte. In der ganzen Wohnung roch es nach ihr und das gefiel mir, denn sie roch unwiderstehlich gut. Zum Glück war heute Samstag, so musste ich sie nicht aufwecken. Doch als sie anfing sich von der einen Seite auf die andere zu wälzen, verließ ich das Zimmer, denn ich vermutete, dass sie bald aufwachen würde. Darum begab ich mich in die Küche, um dort schon mal Frühstück vorzubereiten. Ich dachte nach. Für ihre 17 Jahre hatte sie schon ziemlich viel erlebt. Der Tod der besten Freundin ist sicher nicht leicht zu bewältigen, aber vielleicht kann ich ihr ja dabei helfen. Erst jetzt viel mir die leere Whiskyflasche neben der Spüle auf. Na toll, ich wollte ihr helfen und kann nicht einmal verhindern, dass sie sich wieder voll laufen lässt. Als sie runter kam, sah ich sie wütend an. Dann zeigte ich auf die Flasche. „Was soll das?“ „Tut mir leid…ich…ich konnte nicht widerstehen. Außerdem hatte ich Albträume, darum kam ich runter und trank ein bisschen.“ „Ein bisschen?“ „Schon gut. Ich weiß, dass ich übertrieben habe.“ Für das, dass sie eigentlich einen Wahnsinns-Kater haben müsste, ließ sie sich nichts anmerken. Ich seufzte. „Jude. SO kann das nicht weitergehen. Nur weil es dir schlecht geht, kannst du dich nicht einfach volllaufen lassen. Du bist nicht mal volljährig.“ „Du klingst, wie ein fürsorglicher Vater aus einer dieser Fernsehshows.“ Sie sagte nicht einmal, dass ich so klang wie ihre Eltern. Die mussten sie ja wirklich schrecklich behandeln. „Aber ich habe recht. Das sage ich, weil ich ein Freund bin.“ „Echt? Seid wann sind wir denn Freunde?“ Sie sah mich belustigt an, ich erwiderte den Blick nur dass meiner traurig war. „Tut mir leid. Natürlich sind wir Freunde. Immerhin vertraue ich dir so sehr, dass ich dir meine Leidensgeschichte erzählt habe. Aber was interessiert einen Erfolgsproduzenten die Probleme eines Teenagers?“ Sie schien irgendwie geschockt darüber zu sein, was sie gerade gesagt hatte. Ohne eine Antwort meinte sie: „Ich muss dann mal los. Meine Eltern machen sich bestimmt schon Sorgen.“ „Jude. Überleg dir doch mal, ob du nicht doch auf mein Angebot eingehen möchtest und nimmst den Plattenvertrag an?“ Ich hatte Darius schon die Demo-CD geschickt und auch er war begeistert und wollte Jude unter Vertrag nehmen. Sie sah unschlüssig aus. Vielleicht merkte sie erst jetzt, wie sehr sie die Musik vermisst hatte. „Ich…muss…erst mal darüber schlafen.“ „Klar, lass dir soviel Zeit, wie du brauchst.“ Sie nickte und verlies dann die Wohnung. Ich seufzte. Was sollte ich bloß mit ihr machen?
Judes Sicht: Ich stürmte die Treppe hinunter. Fahrstuhl fuhr ich nicht gerne, darum nahm ich immer die Treppe. Da ich absolut keinen Bock darauf hatte nach Hause zu gehen, schlenderte ich zur nächst gelegenen Bar, die diesmal wirklich eine kleine Kneipe war. Ein Drink nach dem anderen wanderte in meinen Magen. Während des Trinkens ließ ich mir Tommys Angebot durch den Kopf gehen. Auf einmal fing ich an mit dem Barkeeper zu reden. „Hey, kön…nen...Sie sich vorstellen…dass ich…“, ich zeigte mit dem Finger auf mich, „ins Showbizzzz…gehe? Man hat mir nämlich einen Vertrag angeboten…“ Ich kicherte blöd. Der Barkeeper sah mich an. „Das Aussehen hätten Sie auf jeden Fall.“ „Das nenn ich mal ein Kompliment. Komm ich lad sie auf einen Drink ein.“ Der Barkeeper lächelte sie sexy an. Nachdem er auch schon ziemlich betrunken war, fragte er auf einmal: „Zu dir oder zu mir?“ Da ich schon ziemlich zu war, antwortete ich: „Zu dir. Danach kannst du mich nach Hause fahren.“ Mit einem Schluck trank ich meinen Whisky aus. Dann nahm ich meine Jacke. Der Barkeeper, Johny hieß er, folgte mir und legte seinen Arm um meine Hüfte. Nach einiger Zeit wanderte seine Hand auf meinen Po. Dann drückte er mich draußen gegen die Wand und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss. Plötzlich wurde Johny von irgendwem nach hinten gerissen. Eine Stimme, die mir bekannt war, schnauzte ihn an, dass er sich verpissen solle. Dann kam er auf mich zu. „Jude, was machst du bloß für Sachen?“ Ich sah ihn wütend an. „Du has mir gerade meinen One-Night-Stand vergrault…Danke.“ Ich torkelte an ihm vorbei. „Jude, jetzt warte doch mal. Ich wollte dir doch nur helfen und der Typ hätte dich doch nur ausgenutzt.“ „Ich gehe jetzt nach Haus…“ Mir wurde so schlecht, dass ich mich übergeben musste. Echt toll. Genau Tommy auf die Schuhe. Ich sah ihn an, sagte dann: „Schick mir die Rechnung. Ich muss jetzt los. Bye.“ Er legte seine Hand auf meine Schulter, aber ich riss mich los. Gott sei Dank folgte er mir nicht. Als ich Zuhause ankam, wartete meine Mum schon. „Shit.“ „Jude Harrison. Wo bist du gewesen? Ich hab mir Sorgen gemacht.“ Sie kam näher. „Bist du etwa betrunken? Jude, nicht schon wieder. Stuart, komm mal her.“ Mega-Shit. Ihr Vater hatte gesagt, wenn sie noch einmal betrunken Zuhause aufkreuzte, würde das Konsequenzen haben… Ihr Vater sah sie zornig an. „Jude…mir reicht es! Du kannst hier nicht immer betrunken aufkreuzen. Ich sehe nicht weiter zu, wie du dein Leben zerstörst! Warte hier.“ Nach 15 Minuten kam er heraus. Er hatte einen Koffer in der Hand. „Hier ist dein Zeug, ein wenig Geld. Komm erst nach Hause zurück, wenn du wieder vernünftig bist und einen Entzug gemacht hast.“ Ich fasse es nicht, er wirft mich tatsächlich raus. „Aber Stuart du kannst unsere Kleine doch nicht einfach vor die Tür setzen, sie ist erst 16!“ „Mum…ich bin 17.“ Gott…ich hatte sowieso keinen Bock mehr dort zu leben. Ohne irgendetwas zu sagen, nahm ich mein Zeug und ging. Toll. Wo sollte ich jetzt hin?
Kapitel 6: Tommys Sicht: Ich konnte den Gedanken einfach nicht ertragen, dass wenn ich nicht dazwischen gegangen wäre, Jude mit diesem Kerl geschlafen hätte. Sie ist erst 17! Na gut…Als ich in ihrem Alter war, war ich noch ein Mitglied bei Boyz Attack und hatte ständig irgendwelche Groupies. Aber ich bin wenigstens nüchtern gewesen! Okay, das war auch keine gute Entschuldigung. Warum machte es mich nur so rasend, wenn ich daran dachte, dass dieser Kerl Jude geküsst hatte? Wieso küsste sie einen Kerl aus der Bar und nicht mich? Ah…jetzt verstand ich…ich war total eifersüchtig. Aber wieso nur? Jude war erst 17. Ich bereits 24. Wahrscheinlich bin ich nur eifersüchtig, weil sie eine gute Freundin geworden ist, nein, die beste, die ich je hatte. Sie verstand mich, ich wusste, dass wir auf der gleichen Wellenlänge schweben. Aber als sie mich dann auch noch total genervt niedergemacht hatte, weil ich ihr ihren „One-Night-Stand“ vergrault habe. Das hatte mich schwer getroffen. Und sie war schon wieder total betrunken gewesen. Trotzdem mache ich mir die ganze Zeit über Gedanken, ob sie wohl sehr sauer auf mich ist. Obwohl eigentlich sie mir dankbar sein sollte! Immerhin habe ich sie von dem Fehler ihres Lebens abgehalten! Aber was ist, wenn sie solche One-Night-Stands schon öfter hatte? Warum lag mir nur so viel an ihrem Wohlergehen? Warum will ich sie unbedingt vor Schmerzen beschützen? So etwas wollte ich noch nie für irgendjemanden tun. Der Tag an dem ich Jude kennengelernt hatte, hat mein Leben verändert. Soll ich sie anrufen und sie fragen, ob sie gut nach Hause gekommen ist? Erst da fiel mir auf, dass ich nicht einmal ihren Nachnamen wusste und ihre Handynummer hatte ich auch nicht. Toll. Wieder musste ich seufzten. In letzter Zeit seufzte ich oft. Ich nahm mein Gesicht in die Hände. Plötzlich klingelte es. Ich sah auf die Uhr. 3 Uhr Morgens. Wer läutete um diese Zeit denn bei mir? Ich ging zur Tür und öffnete sie. Ich war überrascht, wer da vor mir stand. „Jude, was machst du denn hier? Solltest du nicht zu Hause sein?“ „Meine Eltern haben mich rausgeschmissen. Kann ich vielleicht reinkommen?“ Ich trat einen Schritt zur Seite, damit sie durchkonnte. Sie sah ziemlich erschöpft und mitgenommen aus. Sie setze sich auf die Couch, ich mich neben sie. „Sie haben dich also einfach rausgeschmissen?“ „Nein…Mein Dad hat mich, als ich letztes Mal betrunken heimkam, gewarnt, dass wenn es noch einmal geschehen sollte, es ihm reichen würde. Tja, heute war es so weit. Und ich hab den Jackpot gezogen, bin rausgeschmissen worden. Echt toll, wenn einen die Mutter, dann auch noch für 16 hält.“ Sie sah traurig aus. „Was hast du jetzt vor Jude?“ „Kann ich vielleicht erstmals bei dir pennen?“ Ich nickte. Wie könnte ich ihr auch böse sein. Ich war nur froh, dass sie mir nicht böse war und zu mir gekommen ist, anstatt sich irgendeinen Typen aufzureißen. „Du kannst gerne wieder in meinem Bett schlafen.“ Sie machte ihren Mut auf, um zu widersprechen, aber ich legte ihr meinen Finger auf die Lippen und sagte: „Keine wiederrede.“ „Aber ich will dir doch nicht zur Last fallen.“ „Glaub mir. Etwas Gesellschaft tut mir ganz gut. Mach’s dir doch im Wohnzimmer gemütlich, während ich dein Bett mache.“ Sie nickte. Ich ging nach oben, um mein Bett neu zu überziehen für sie. Als ich nach unten ging um ihr mitzuteilen, dass das Bett fertig sei, war sie schon auf dem Sofa eingeschlafen. Sanft hob ich sie hoch und trug sie nach oben. Dann ging ich nach unten und legte mich schlafen.
Als ich am nächsten Tag aufwachte, wollte ich zuerst einmal ins Bad. Ich machte die Tür auf und zuckte zusammen, unter der Dusche stand Jude. Sie schien mich nicht zu bemerken. Schnell schloss ich die Tür wieder, doch ich konnte ihren Anblick nicht mehr vergessen. Sie war so unglaublich schön. Als sie aus dem Bad kam, stellte ich mich schlafend. Ich spürte, wie sie sich neben mich setze und mir über die Wange strich. Sie flüsterte: „Danke, dass du so vieles für mich getan hast Tommy.“ Dann gab sie mir einen Kuss auf die Wange. Schon sprang sie auf und verschwand ins Schlafzimmer. Fühlte sie genauso wie ich? Es war alles so verwirrend.
Eine Stunde später saßen wir beide schweigend beim Frühstück. Ich sah, dass sie etwas bedrückte. Darum brach ich das Schweigen und sagte: „Jude, was bedrückt dich?“ „Es ist nur…ich habe über dein Angebot nachgedacht und würde den Vertrag gerne annehmen.“ Ich war überrascht und freute mich riesig. „Wirklich, das ist ja der Wahnsinn!!“ Sie lächelte. Sie hatte ein unglaublich bezauberndes Lächeln. Wir fuhren gemeinsam zu G-Major, wo sie gleich zu Darius musste. Ungeduldig wartete ich vor der Tür, bis Darius mich dazu rief. Wir besprachen alles. Ab heute würde ich der Produzent von Jude sein. Endlich kannte ich auch ihren Nachnamen. Harrison. Ich würde mich höchstwahrscheinlich mit ihren Eltern in Verbindung setzen müssen. Ich ertrug es nicht, wie sie sie behandelten. Jude war schon mal vorgegangen ins Studio A, mein Studio. Sie stand über das Mischpult gebeugt, in dieser Pose hatte ich einen guten Blick auf ihren hammergeilen Arsch. Sofort musste ich wieder daran denken, wie sie unter der Dusche ausgesehen hatte. Unbewusst schlenderte ich auf sie zu. Sie drehte sich zu mir um, lächelte mich an und umarmte mich. Ich ließ sie nicht mehr los. Dann zog ich sie noch enger an mich und küsste sie….
Kapitel 7: Judes Sicht: Ich war ziemlich überrascht über Tommys Kuss. Nie hätte ich gedacht, dass er so für mich empfindet. Doch obwohl ich mich zu ihm hingezogen fühlte, konnte ich den Kuss nicht erwidern. Zu groß war der Schock, als er mich an sich zog und mich küsste. Ich löste mich von ihm und rannte ins Mädchen Klo. Dort sperrte ich mich ein. „Scheiße!“ Verdammt. Was sollte ich denn jetzt machen? Wenn ich zurück gehe, wird er sich zurückgewiesen fühlen und denken, dass ich nichts von ihm will. Ich musste mir leider eingestehen, dass ich auf ihn stand und der Kuss mir total gefallen hat, wenn da nicht meine Verwunderung gewesen wäre. Seine Lippen auf meinen zu spüren war…himmlisch. Trotzdem wollte ich ihm heute nicht mehr über den Weg laufen, was eigentlich nicht möglich war, immerhin schlief ich beim ihm in der Wohnung. Plötzlich ging die Tür zum Mädchenklo. Aus meiner Kabine hörte ich, wie Tommy nach mir rief. Ohne groß darüber nachzudenken, ging ich raus. „Jude. Da bist du ja…Es tut mir leid…ich weiß nicht, was da über mich gekommen ist…“ Er lief rot an. Er sah so süß aus. Etwas unbeholfen boxte ich ihm freundschaftlich in die Seite. „Macht doch nichts Quinzy.“ Er schien erleichtert zu sein. „Wollen wir anfangen zu arbeiten?“ Ich nickte. Ich wusste die ganze Zeit über nicht, wie ich mich verhalten sollte. „Wollen wir nach Hause fahren?“ „Klar, Quinzy.“ Er fuhr mich zu sich nach Hause und sagte dann, dass er noch wohin musste. Als ich am nächsten Tag aufwachte und aufs Klo ging, summte eine Frau in der Küche. Ich spähte hinein. Sie hatte Tommys Hemd an. Toll. Weil er bei mir nicht ran konnte, sucht er sich gleich ne neue. Das war es also was er von mir wollte. Ich sah, dass Tommy noch im Wohnzimmer schlief, packte mein Zeug und hinterließ ihm wieder einen Zettel, auf dem ich mich für seine Gastfreundschaft bedankte. Wieder landete ich in derselben Bar. Doch diesmal ging ich mit dem Barkeeper nach Hause. Dort fielen wir übereinander her. Nun hatte ich schon wieder so eine Nacht hinter mir, in der ich total betrunken mit irgendeinem Kerl schlafe, den ich nicht mal kannte. Ich versaute mir echt mein Leben. Noch bevor mein One-Night-Stand aufwachte, war ich schon aus seiner Wohnung verschwunden. Ich setzte mich auf eine Parkbank im städtischen Park und zündete mir eine Zigarette an, die ich von Johny mitgehen lassen hatte. Nach einer Weile kam Jamie auf mich zu. „Jude! Dich hab ich ja ewig nicht gesehen. Wo warst du? In der Schule macht man sich schon Sorgen um dich.“ Als ich ihm nicht antwortete, setze er sich neben mich. Wir schwiegen uns an, dann meinte er: „Was ist los mit dir Jude? Wieso wohnst du nicht mehr zu Hause und seit wann rauchst du?“ Ich sah in eindringlich an. „Jamie…im letzen Jahr ist viel passiert, das ich bis heute noch nicht bewältigt habe. Den Schmerz ertränke ich in Alkohol. Meinen Eltern bin ich scheiß egal, weil ich nicht so bin, wie Sadie. Als ich wieder einmal betrunken Zuhause auftauchte haben sie mich rausgeschmissen. Während des ganzen Dramas habe ich auch meine Leidenschaft zur Musik wieder gefunden und nun habe ich einen Plattenvertrag und einen Produzenten, zu dem ich mich hingezogen fühle. Doch nur weil ich ihn einmal abgewiesen habe, hat er sich gleich ne Neue gesucht. Und jetzt sitze ich hier im Park und rauche und denke einfach an nichts. Verstanden?“ Jamie sah mich mitfühlend an. Dann meinte er: „Kann ich auch eine Zigarette haben?“ Ich reichte ihm die Packung. Von der Nacht mit Johny erzählte ich ihm lieber nichts. Als wir schweigend rauchten, tauchte plötzlich Tommy auf. „Jude, was soll das? Wieso bist du einfach gegangen?“ „Erstens bin ich dir keine Rechenschaft schuldig und zweitens habe ich dir einen Zettel hinterlassen.“ Tommy beobachtete mich und Jamie. „Das ist Jamie, ein guter Freund von mir. Er hat mir angeboten, das ich bei ihm pennen könnte.“ Jamie wollte schon etwas erwidern, doch bevor er dazu kam, rammte ich ihm meinen Ellbogen in die Rippen. Tommy hatte das natürlich nicht mitbekommen. „Du kannst jederzeit wieder zu mir kommen.“ „Ich werde es mir merken.“ Tommy ging, blickte noch einmal zurück und dann stieg er ins Auto ein, in dem auch sein Flittchen saß. „Shit! “ Ich warf meine Zigarette auf den Boden und fing an zu weinen. “Jude...du kannst nicht bei mir schlafen, wir haben keinen Platz.” „Das weiß ich doch Jamie. Ich wollte nur Tommy abwimmeln.“ „Ach so. Und was hast du jetzt vor?“ „Die Parkbank ist doch ziemlich bequem.“ „Das ist nicht dein Ernst?“ Ich zuckte mit den Schultern. „Nach Hause kann ich erst, wenn ich einen Entzug und eine Therapie gemacht habe…“ „Und denkst du nicht, dass dir das helfen würde?“ Wieder zuckte ich mit den Schultern. „Rede einfach noch mal mit deinen Eltern, hm?“ „Von mir aus.“ Ich stand auf, hängte mir meine Tasche um und sagte zu Jamie gewandt: „Danke Jamie.“ „Für was denn?“ „Fürs Zuhören. Du bist ein echter Kumpel.“ Mit diesen Worten ließ ich ihn stehen und ging Richtung nach Hause, wenn man es so nennen konnte. Ich klopfte an. Doch es war niemand Zuhause. Ich setzte mich auf die Eingangstreppen, nahm mein Gesicht in die Hände und fing an zu weinen. Ich dachte über mein beschissenes Leben nach. Ich überlegte, dass wenn ich sterben würde, mich irgendjemand vermissen würde? Höchstwahrscheinlich nicht. Außer vielleicht Jamie. Dann brach ich in meinem eigenen Haus ein, holte mir eine Flasche Wein aus dem Keller. Nahm mir den Autoschlüssel von Sadies Wagen, die immer mit der Bahn zur Uni fuhr. Meinen Führerschein hatte ich noch mit Charlotte gemacht. Das waren noch Zeiten. Ohne Plan fuhr ich durch die Gegend. Die Weinflasche lag auf dem Beifahrersitz.
super, dass du soviel gepostet hast, hab mich echt gefreut!!! judes geschichte mit charlotte ist ja echt traurig, sie tut mir total leid. ich hoffe nur sie hört auf, das alles in alkohol zu ertränken.. bin gespannt wie's mit tommy und ihr weitergeht freu mich schon auf die fortsetung!
Kapitel 8: Ich hielt an einem kleinen Hafen an, der ziemlich verlassen aussah. Dort setzte ich mich auf den Steg, ließ meine Beine baumeln und wollte von dem Wein trinken. Doch dann dachte ich mir, was bringt mir das? Und so schüttete ich ihn weg und blieb einfach sitzen, ließ mir die Sonne ins Gesicht scheinen und genoss den Moment. Nach einer Weile stand ich auf und beschloss nach Hause zu fahren, um mich mit meinen Eltern auszusprechen. Ich fuhr auf einer ziemlich verlassenen Straße dahin. Dort waren auch ziemlich viele Schlaglöcher. Ich wollte gerade abbiegen, als ein LKW mit ziemlich hoher Geschwindigkeit entgegen donnerte. Ich drückte auf die Bremse, doch wir krachten trotzdem zusammen. Die Windschutzscheibe zerschlug in 10000 kleine Teile. Einige davon bekam ich ab. Außerdem wurde mein Fuß eingequetscht, da der LKW das Auto ziemlich zerquetscht hatte. Und eine Wunde am Kopf hatte ich auch, das merkte ich aber erst, als Blut über meine Wangen ran. Durch den vielen Blutverlust war es schwer mein bei Bewusstsein zu bleiben. Doch ich musste, da ich sah, dass der Fahrer des LKWs bewusstlos war. Darum musste ich unbedingt Hilfe holen, um unser beider Leben zu retten. Ich suchte mein Handy, fand aber nur das von Sadie. Ich hoffte, dass es eingeschaltet war. Zum Glück war es an, doch es hatte nur noch wenig Akku. Schnell rief ich die Rettung, der ich gerade noch sagen konnte, wo wir uns befanden, bevor der Handy-Akku schlapp machte und ich mein Bewusstsein verlor.
Als ich im Krankenhaus aufwachte, war meine ganze Familie versammelt und auch Jamie war da. „Jude, Schätzchen, wie geht es dir?“ Ich konnte nicht antworten, da ich noch zu benommen war. „Wir haben uns ja solche Sorgen um dich gemacht. Als wir den Anruf bekamen, dass du einen Unfall hattest, sind wir so schnell wie möglich hergekommen.“ Ihre Mutter sah ihren Vater an. „Wir haben schon gedacht, du hättest den Unfall verursacht aufgrund deines Alkoholkonsums. Doch du warst zu 100% clean.“ War klar, dass meine Eltern wieder mir an allem die Schuld gaben. „Jude…wir wissen, das du große Probleme hast, deshalb haben wir dich hier im Krankenhaus zu einer Therapie angemeldet und die Anonymen Alkoholiker sollst du auch besuchen. Bitte, tu uns und dir selbst den gefallen.“ Ich nickte. Dann ließen sie mich allein, da die Krankenschwester meinte, dass ich viel Ruhe benötigte. Ich starrte gedankenverloren aus dem Fenster, als die Tür geöffnet wurde und der Fahrer des LKWs im Rollstuhl vor meinem Bett stand. „Miss Harrison…es tut mir so leid was passiert ist.“ Er sah beschämt zu Boden. Man konnte bis hierher sein schlechtes Gewissen sehen. „Wie war denn gleich ihr Name?“ „Derek Smith.“ „Derek. Ich bin ihnen nicht böse und verzeihe ihnen gern. Immerhin habe sie sich selbst mehr geschadet als mir. Ich habe nur einen gebrochenen Fuß eine Platzwunde am Kopf und etwas viel Blut verloren. Sie selbst aber sitzen im Rollstuhl.“ Er nickte. Dann meinte er: „ich war betrunken. Meine Frau hat mich verlassen.“ Das überraschte mich. Derek sah noch nicht sehr alt aus, ich schätze ihn auf 20. Das er da schon eine Frau hatte war wunderlich. Er schien meine Gedanken gelesen zu haben, denn er sagte: „Ja, ich habe schon sehr früh geheiratet.“ Er entschuldigte sich noch ungefähr 1000-mal bei mir. Dann beschlossen wir, sobald wir wieder fit waren, gemeinsam die Anonymen Alkoholiker aufzusuchen. Nach diesem Gespräch war ich ziemlich erschöpft, darum schlief ich sofort ein.
Als ich wieder aufwachte, stand Tommy im Zimmer. Er sah aus dem Fenster. Ich beobachtete ihn. Wegen irgendetwas schien er ein schlechtes Gewissen zu haben. Spöttisch dachte ich: „Wahrscheinlich weil er sein Betthäschen alleine gelassen hatte.“ Er wandte seinen Kopf zu mir und als er sah, dass ich wach war, begann er zu lächeln. „Jude“, sagte er sanft und zärtlich. Er kam auf mein Bett zu und setzte sich neben mich. „Wie geht es dir?“ „Dem Umständen entsprechend.“ Er nickte. Beide schwiegen wir wieder. Plötzlich brach er das Schweigen, als er sagte: „Ich weiß, dass du ausgezogen bist, weil du Justine gesehen hast…“ Na toll. War ich so durchschaubar? Trotzdem sah ich ihn geschockt an…
Kapitel 9: „Wie kommst du denn jetzt darauf Tommy? Das ist ja lächerlich. Als ob es mich interessieren würde, mit wem du deine Zeit verbringst.“ Er hätte mir diese Worte bestimmt abgekauft, wenn meine Stimme nicht so gezittert hätte. Trotzdem schienen ihn die Worte zu treffen. Dann sagte ich lässig: „Außerdem war ich am selben Abend noch bei Johny, dem Typen, den du verjagt hast.“ Ich wusste nicht, warum ich es darauf anlegte ihn zu verletzen. Geschockt und zugleich zornig und traurig sah er mich an. Er wandte seinen Blick ab und fragte nur leise: „Wieso…?“ „Wieso was…?“ „Ach vergiss es…“ Er stand auf und wollte schon gehen, als er sich noch mal umdrehte und sagte: „Du bist wegen ihr ausgezogen und anstatt mit mir darüber zu sprechen vögelst du einfach den Erstbesten. Muss ja ne tolle Nacht gewesen sein.“ Ich sah traurig zu Boden. Nein, die Nacht war alles andere als schön gewesen. Tommy musste wohl bemerkt habe, dass er mich verletz und genau ins Schwarze getroffen hat, schnell kam er wieder her und setzte sich neben mich. „Jude…“ „Nein, du musst mir nichts erklären und dich auch nicht rechtfertigen. Außerdem hab ich dir schon mal gesagt, dass ich dir nicht zur Last fallen wollte. Und das bin ich ja wohl, denn so musstest du es auf dem Sofa tun.“ Er sah mich verständnislos an. Nach einer Weile schien wohl endlich der Groschen bei ihm gefallen zu sein, denn er lachte laut auf. Ich sah in böse an. Was gab es denn da bitte zu lachen? „Du denkst also, dass ich mit…mit…“, er musste sich einen erneuten Lachanfall verkneifen, „mit Justine geschlafen habe?“ „Ja, ihr werdet doch nicht etwa Stadt Land Fluss gespielt haben, wenn sie am Morgen in deinem Hemd in der Küche steht.“ Hoffentlich klang ich nicht recht eifersüchtig. Den Sieg wollte ich Tommy nicht überlassen. Er sah mich eindringlich an. „Jude, Justine ist die Verlobte meines Bruders…“, das wurde ja immer besser, jetzt hinterging er schon mich und seinen Bruder, „und sie war bei mir, weil sie sich heftig mit Jim gestritten hat und bat mich ihr ein paar Ratschläge zu geben. Dann schüttete ich unabsichtlich eine Tasse Kaffee über ihr weißes Kleid und gab ihr ein Hemd von mir.“ Erwartet er im Ernst, dass ich ihm das abkaufe. Skeptisch sah ich ihn an, doch damit er nicht merkte, wie eifersüchtig ich war, sagte ich: „Tommy, es ist mir egal, was du mit Justine getan hast und wer sie ist. Es ist dein Leben, deine Wohnung. Ich habe mich nur als Störenfried gefühlt, darum bin ich ausgezogen.“ Meine Stimme hatte einen wütenden Unterton. Ich hoffte nur, dass er den nicht heraushörte. Aber er schien förmlich die Geduld zu verlieren. „Ich weiß, was ich getan habe und was nicht! Außerdem muss ich mich vor einem Kind, wie dir, nicht rechtfertigen.“ Er stand auf und verließ mein Zimmer. Ich starrte vor mich hin. Seine Worte taten mir im Herzen weh. Er hätte mir 1000 Schimpfwörter an den Kopf werfen können, aber mich als Kind zu bezeichnen, war für mich das Schlimmste, was er tun konnte. Ich habe es doch selbst provoziert. Na toll, wenn seine Geschichte stimmte, hatte ich mich an diesem Tag umsonst betrunken. Ich war ja so blöd. Einzelne Tränen liefen über meine Wange. Kurz darauf kam Tommy wieder ins Zimmer, er schien sich beruhigt zu haben. Er sollte nicht mitkriegen, dass ich geweint hatte, deshalb wischte ich mir schnell die Tränen weg, doch gegen meine verquollenen Augen konnte ich nichts machen. Zuerst ging er im Zimmer auf und ab, bis er sich wieder neben mein Bett auf den Stuhl setzte. Gleichzeitig sprachen wir den Namen des anderen aus. Dann meinte er: „Bitte ich zuerst.“ Ich nickte. „Jude…es tut mir leid, was ich gesagt habe. Es hat mich nur so wütend gemacht, dass du mir so etwas unterstellst. Und dann sind die Worte nur so herausgeschossen. Ich weiß, dass du kein Kind mehr bist, denn ich sehe eine junge, wunderhübsche Frau vor mir.“ Ich wollte schon anfangen auch mich zu entschuldigen als Tommy mir zuvorkam und meinte: „Ich weiß, dass es dir auch leid tut.“ Dann sah er mir in mein Gesicht. „Hast du geweint?“ Zuerst schüttelte ich meinen Kopf, dann jedoch nickte ich. „Jude, ich hätte nie mit Justine schlafen können, weil…“ Gespannt sah ich ihn an.
Kapitel 10: Tommys Sicht: Was sollte ich denn jetzt sagen? War ich und vor allem sie schon bereit dazu, dass ich ihr meine Liebe zu ihr gestand? Ich brauchte irgendeinen Ausweg. Bevor ich ihr die drei magischen Wörter sagen konnte, musste ich zu 100% wissen, ob sie genau das gleiche empfand, wie ich. Als mir nichts Besseres einfiel, sagte ich: „Weil ich nicht auf Frauen stehe…“ Gott, was red ich denn da? Naja, jetzt wusste ich wenigstens, was dabei heraus kommt, wenn ich improvisiere. Jude sah ihn überrascht an. „Soll das heißen, du bist schwul?“ Zuerst zögerte ich, dann nickte ich.
Judes Sicht: Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein oder? Hatte der sich Mann, in den ich mich gerade erst verliebt hatte, geoutet? Warum nur verliebte ich mich immer nur in die falschen Männer? Der eine ist ein Arsch, der andere betrügt mich, der nächste ist schon vergeben und wieder ein anderer ist schwul. Echt toll. Immer noch traurig und geschockt sah ich ihn an. Es schien ihm peinlich zu sein, denn schnell meinte er: „Ähm…ich muss jetzt los. Gute Besserung.“ Zum Abschied küsste er mich auf die Wange. Er sah meiner Meinung nach, so gar nicht schwul aus. Es ergab einfach keinen Sinn. Wieso hatte er mich dann geküsst? Wieso war er immer so eifersüchtig? Ich seufzte. Ich musste es wohl akzeptieren. Naja…es hatte auch sicher etwas Gutes einen schwulen Freund zu haben. Immerhin konnte ich dann mit ihm shoppen gehen. Obwohl…ich war mir sicher, dass ich ihn wieder auf den rechten Weg bringen konnte…
Eine Woche später wurden ich und Derek entlassen und gleich am Tag darauf meldeten wir uns bei den Anonymen Alkoholiker. Meine Therapie würde auch bald anfangen. Die Stunden bei den Alkoholikern halfen mir wirklich sehr, denn alle hatten sie ähnliche Schicksalsschläge erlebt, wie ich. Mit den Leuten konnte ich offen über alles reden und sie hörten mir zu, ohne alles zu kommentieren. Es ging mir von Sitzung zu Sitzung besser. Auch mit Derek verstand ich mich super. Er wurde zu meinem besten Kumpel, dem ich alles sagte. Auch das mit Tommy. Dass er im Rollstuhl saß, störte mich keineswegs.
Wieder einmal diskutierte ich darüber, dass es einfach nicht sein konnte, dass Tommy schwul sei. Nachdenklich sah er mich an, dann meinte er: „Weißt du, was ich glaube?“ „Ne, aber sag schon.“ „Ich denke Tommy hatte nur Angst wieder von dir zurückgewiesen zu werden, dass er sich das mit dem schwul sein ausgedacht hat, um dir seine wahren Gefühle nicht sagen zu müssen.“ Das ergab wenigstens einen Sinn. „Was schlägst du vor?“ Wieder sah er mir direkt ins Gesicht. „Du solltest eine List anwenden und so tun, als würdest du ihm glauben. Dann würde ich an deiner Stelle noch…“ Er winkte mich zu sich und flüsterte mir seinen Plan ins Ohr. Dieser war genial.
Tommys Sicht: „Du hast was getan?“ Ich sprach gerade mit Quest, meinem besten Kumpel, der auch bei G-Major arbeitete, den ich aber schon seit der Schule kannte, über den größten Fehler meines Lebens. 2 Wochen war es her, dass ich Jude gesagt hatte, dass er schwul sei. „Du bist wirklich der größte Vollidiot, den ich je gesehen habe! Sagst der Frau, die du liebst, dass du auf Männer stehst. Wie soll da jemals was aus euch werden?“ Ich sah in wütend an. „Man, ich weiß, dass ich bescheuert war. Wahrscheinlich werde ich jetzt niemals bei ihr landen.“ Ich verzog das Gesicht zu einer traurigen Grimasse. „Und wenn du ihr die Wahrheit sagst?“ „Dann stehe ich erst wie eine Knalltüte da!“ „Nicht wenn sie genauso empfindet, wie du.“ Ich wollte noch etwas erwidern, doch da läutete mein Handy. Ich ging ran. „Hallo?“ „Tommy, hier ist Jude. Kannst du schnell zur Shopping Male kommen? Es ist ein echter Notfall!“ „Bin schon unterwegs.“
Kapitel 11: Judes Sicht: „Hat er angebissen?“ „Klar. Wer könnte mir schon widerstehen?“ Belustigt sah ich Derek an. „Du weißt was du zu tun hast?“ „Ja, Sir!“ „Auf was wartest du dann noch? Geh los und beginn mit Phase A!“ „Danke, Derek.“ „Gern geschehen Mäuschen.“ Schon ging ich zum Haupteingang des Gebäudes, wo ich auf Tommy wartete, der wenig später eintraf. Völlig außer Atem kam er auf mich zugerannt und fragte: „Was ist denn los Jude? Am Telefon klangst du total verzweifelt.“ „Es ist ja auch ein Notfall! Denn meine Tante heiratet, ich bin Brautjungfer und weiß nicht, was ich anziehen soll! Darum musst du mir helfen, dass perfekte Kleid zu finden. Du musst da eh einen guten Blick haben!“Völlig verdattert sah er mich an. Ja, ins Schwarze getroffen! Zuerst gingen wir in ein Geschäft für Brautmoden. Dort zog ich ein Kleid nach dem anderen an und Tommy kommentierte es. Doch so richtig überzeugen konnte ihn keines. Als ich in einem grünen Seidenkleid mit mehreren Tüllschichten herauskam, meinte er: „Wow…ich glaube du hast das perfekte Kleid gefunden.“ Ich ging wieder in die Umkleidekabine und grinste.
Tommys Sicht: Dass Judes Notfall sich in eine Shoppingtour verwandelt hätte ich nicht gedacht, denn so kannte ich sie gar nicht. Doch dann war ich froh, denn es tat gut mit ihr Zeit zu verbringen. Das grüne Kleid stand ihr wirklich ausgezeichnet. Ich dachte schon jetzt seien wir fertig, doch sie meinte noch, dass ich sie bei den Schuhen beraten musste. Ich folgte ihr, denn es war ja so ein Klischee das sich schwule in Sachen Mode gut auskannten. Ich hatte mich wirklich tief hineingeritten. Als Jude auch noch die passenden Schuhe, Ohrringe, Kette, Armband und Tasche hatte, war ich davon überzeugt, dass wir nach Hause gehen würde. Jude belehrte mich eines besseren. Sie schleifte mich vor ein Geschäft. Zuerst fragte ich mich, was wir dort wollten, dann als ich dass Schild las, dachte ich sie hätte sich geirrt, doch als sie in das Dessous Geschäft ging und mir deutete ihr zu folgen, war ich etwas geschockt. Verlangte sie jetzt auch noch, dass ich Unterwäsche mit ihr aussuche? Ich glaube meine Nerven würden das nicht aushalten. Jude hatte schon ein paar Teile in der Hand, als ich zu ihr stieß. „Ich geh das schnell anprobieren. Komm mit.“ Ohoh. Was verlangte sie bloß von ihr? Sie ging in die Umkleidekabine. Zuerst war es ganz still, dann fragte sie mich: „Tommy kannst du mir mal helfen? Wegen der Schiene habe ich Probleme mich aufrechtzuhalten und muss mich festhalten. Kannst du mir bitte den BH wieder aufmachen?“ Ich erbleichte. Diesen Anblick würde mein Herz nicht ertragen. Ich würde sofort über sie herfallen. „Ähm…ich kenn mich mit solchen Sachen doch gar nicht aus. Soll ich nicht lieber die Verkäuferin holen?“ „Nein, das wäre mir zu peinlich. Komm schon Tommy. Wir sind doch Freunde. Außerdem habe ich dich auch schon mal nur im Handtuch gesehen. Recht viel anders ist das nicht.“ Oh Gott. Was mach ich denn jetzt? Ich riss mich zusammen, öffnete den Vorhang und schlüpfte rein. Ich stand immer noch mit dem Rücken zu ihr. „Tommy, ich bin hier. Jetzt zier dich nicht so.“ Ich atmete noch einmal tief durch, dann drehte ich mich zu ihr. I riss die Augen weit auf. Sie sah….unglaublich sexy aus. Mir lief schön förmlich das Wasser im Mund zusammen. „Wie kann ich der Dame zu Diensten sein?“ „Lass den Quatsch und mach nur den BH auf.“ Sie drehte sich vorsichtig um. Ich betrachtete jetzt ihren Rücken. Dann ging ich einen Schritt näher an sie heran und schon konnte ich ihren Geruch riechen. Gespielt ungeschickt öffnete ich den BH. Mit einer Hand hielt sie sich fest, mit der anderen hielt sie sich den BH, damit sie nicht entblößt vor mir stand. „Ich zieh mich schnell um…“ Sie sah mich fragend an. Was wollte sie jetzt schon wieder. „Äh..Tommy kannst du bitte rausgehen?“ „Ach so. Ja, klar!“ Schnell ging ich raus. Toll. Diesen Anblick würde sich jetzt auf meine Netzhaut einbrennen, wie sie halbnackt vor mir stand. Ich musste ihr dringend die Wahrheit sagen. Doch vorher einmal würde ich sie nach Hause bringen.
Kapitel 12: Ich saß mit Jude im Studio, die gerade einen neuen Song schrieb. Plötzlich sah sie mich an und kam auf mich zu. „Tommy?“ „Ja?“ „Ich hab nur gerade an diesem Song geschrieben und…plötzlich fiel mir ein, dass mein letzter Freund gesagt hat, dass ich nicht küssen könnte…“ Ich sah sie fragend an. „Und?“ „Und jetzt hab ich mich gefragt, ob ich dich…äh…küssen könnte und du mir sagst, wie du diesen Kuss findest?“ Auf was für Einfälle kam diese Frau? Wollte sie mich unbedingt quälen? Wenn ja, gelang es ihr aufs Neue. Sie musste gemerkt haben, dass ich zögerte, denn sie sagte schnell. „Mach einfach die Augen zu und stell dir vor es wäre ein Mann, den du gerne küssen würdest.“ Sie machte alle Fensterläden zu, damit wir unbeobachtet waren. „Ich weiß nicht, ob das so klug wäre Jude.“ Sie sah ihn mit ihrem Dackelblick an und dazu noch Schmolllippen. „Bitte, tu’s für mich. Ich bin doch deine beste Freundin, oder?“ Ich nickte. Zuerst war ich zwar noch dagegen, doch dann konnte sie mich doch überreden. „So…und jetzt schließ die Augen.“ Ich tat was sie sagte. Wieder musste ich Leid ertragen, das sie mir unbewusst zufügte. Wen sie mich küsste, muss ich unbedingt widerstehen und sie nicht länger küssen, als sie es geplant hat. Moment Mal…ich wusste ja schon fast, wie sie küsste. Nur dass sie meinen Kuss nicht erwidert hat. Trotzdem könnte ich ihr sagen, dass sie gut küsst. Doch dann war es schon zu spät ihre Lippen lagen auf meinen. Ich erwiderten ihn natürlich um den Schein zu wahren. Ihre Lippen waren weich und schmeckten nach Kirsche, wahrscheinlich ein Lip Glos mit Geschmack. Ich wollte gar nicht mehr aufhören sie zu küssen, doch sie hörte auf. Ich musste mich wirklich zusammen reißen, um sie nicht wieder zu mir zu ziehen und sie erneut zu küssen. Sie flüsterte irgendetwas wie: „Phase B abgeschlossen.“ Doch auf das achtete ich nicht. Langsam öffnete ich die Augen und starrte in ihre wunderschönen Augen. „Und?“ Ich sah sie fragend an. „Wie war mein Kuss?“ Nun brauchte ich nur noch die passende Antwort. Sie küsste einfach umwerfend, doch das musste sie ja nicht gleich wissen. „Für eine Frau gar nicht schlecht.“ Sie grinste. „Danke Quinzy. Ich weiß, dass dir das große Mühe gekostet hat.“ Ja, das hatte es. Aber andere als sie dachte! Jude ging raus. Als sie die Tür geschlossen hatte, fluchte ich leise vor mich hin. „Ich bin so ein Vollidiot!“
Judes Sicht: „Derek…Irgendwie klappt das alles nicht. Immerhin die Antwort, ich zitiere: für eine Frau gar nicht schlecht, lässt nicht gerade darauf deuten, dass er etwas für mich empfindet. Wahrscheinlich ist er wirklich schwul, oder er sagt das nur, weil er weiß, wie ich fühle und mich nicht verletzen will.“ „Mäuschen…Phase C wird zeigen, ob er etwas für dich fühlt oder nicht. Hast du ihm denn schon mit ihm geredet? Um den Plan auszuführen?“ „Nein.“ „Dann ruf ihn gleich mal an!“ Ich gehorchte aufs Wort, wählte Tommys Nummer. Es läutete 2-mal bis er abhob. „Jude, was gibt es denn?“ „Tommy. Ich hatte gerade DIE Idee. Was hältst du davon, wenn wir beide zu dem Wochenendhaus meiner Tante fahren und dort meinen neuen Song schreiben?“ „Können wir das denn nicht ihm Studio tun?“ „Nö…irgendwie habe ich gerade eine Schreibblockade und brauche etwas Inspiration. Darum schlage ich vor, dass wir gleich Morgen fahren, denn sonst wird Darius sauer, wenn er bis Montag keinen neuen Song hat.“ Am anderen Ende der Leitung herrschte Totenstille. Gespannt wartete ich auf seine Antwort. „Na gut. Ich bin morgen um 8 bei dir.“ „Danke. Freu mich.“ Ich strahlte Derek über beide Ohren an. Dann sagte ich zu ihm: „Phase C eingeleitet.“ Auch er fing an zu grinsen.
Tommys Sicht: Am nächsten Tag war ich, wie verabredet, um 8 bei Jude. Sie wartete schon auf mich. Ich konnte immer noch nicht fassen, dass ich eingewilligt hatte. Immerhin war ich jetzt 2 ganze Tag ganz allein mit Jude. Quest meinte, dass das der perfekte Gelegenheit war, Jude die Wahrheit zu sagen. DIE ganze Wahrheit. Ich wusste nur noch nicht, ob ich mich das traute. Denn Jude konnte, nachdem sie erfuhr, dass ich sie angelogen hatte, total sauer auf mich sein. Ich stieg aus, um ihr Gepäck in den Kofferraum zu verstauen. Derweil stieg sie schon mal ins Auto. Als auch ich einstieg, strahlte sie mich an. „Du bist ja gut drauf.“ „Klar, immerhin fahre ich mit dir weg. Dann sind wir endlich wieder mal ganz allein.“ Worauf wollte sie hinaus? Auf was spielte sie an? Die ganze Zeit während der Autofahrt machte ich mir Gedanken, wie ich es ihr am besten beibringen sollte. Jude hörte Radio und sang leise mit. Dieser Anblick erheiterte mich. Sie war einfach bezaubernd. Quest hatte recht. Es wurde Zeit, ihr die Wahrheit zu sagen.
Kapitel 13: Judes Sicht: Als wir ankamen, half ich Tommy beim Reinbringen. Danach führte ich ihn im Haus herum. Mein Magen grummelte, also schlug ich prompt vor, ein Picknick beim See zu machen. Auch Tommy gefiel die Idee. Deshalb packte ich alles was wir brauchten in einen Picknick-Korb und zog mich noch schnell um. Derweil hatte Tommy eine Decke zum picknicken gesucht und gefunden. Neben einander schlenderten wir zum See. An einem ruhigen und gemütlichen Plätzchen machten wir es uns gemütlich, aßen und alberten herum. Ich stand auf und zog meine Sachen aus. „äh…Jude…was machst du da?“ „Schwimmen gehen? Wonach sieht’s denn aus?“ „Ist es nicht ein wenig kühl zum Schwimmen?“ „Mir ist irgendwie heiß…“ Betont langsam ging ich zum See, bevor ich rein sprang. Während ich schwamm sah Tommy mir zu. Aber Tommy hatte recht gehabt, es war ziemlich frisch. Trotzdem genoss ich es im kalten Wasser zu schwimmen. Ich fühlte mich so frei und belebt. Es war als seien all meine Probleme weggespült worden. Doch die Realität holte mich schnell ein, als ich das Wasser verließ und ich merkte, dass ich total fror und kein Handtuch hatte. Ich zitterte am ganzen Körper. Auch Tommy schien das aufzufallen, denn heldenhaft, wie er war, bot er mir seine Jacke an. Dankend nahm ich sie an. Dann zog Tommy mich zu sich, um mich aufzuwärmen. Ich genoss die Nähe zu ihm, schmiegte mich an ihn. Doch ihm war irgendwie unbehaglich zu Mute, denn er wirkte nervös und unkonzentriert. Nach einer Weile rückte er ein Stück von mir weg. Toll. Langsam gab ich die Hoffnung auf, dass er etwas für mich empfand. Vielleicht war es besser so, immerhin hatte ich ihm nicht alles aus meiner Vergangenheit erzählt und wenn diese Dinge ans Licht kommen, würde er sowieso nie mit mir zusammen sein wollen. Seit langem hatte ich wieder einmal das Bedürfnis mich zu betrinken, aber Tommy sollte nicht merken, welche Gefühle ich für ihn hege. Ich wollte nicht, dass er sich in meiner Gegenwart, deswegen, anders verhielt. Nun löste ich mich von Tommy und meinte: „Mir ist kalt, ich geh rein mich duschen und frische Klamotten anziehen.“ „Ich komm dann nach.“ Ich nickte. Dann ging ich Richtung Haus.
Tommys Sicht: Warum war ich nur so ein Vollidiot? Wütend stampfte ich mit den Füßen auf den Boden. Ich hatte echt alles versaut. Es war so schön gewesen in ihrer Nähe zu sein, doch ich spürte selbst, dass ich mehr wollte als nur eine Umarmung oder neben einander sitzen und Händchen halten. Ich dachte wieder an unseren Kuss. Es war so schön gewesen, sie zu spüren. Doch ich hatte so ein schlechtes Gewissen, wegen meiner Lügengeschichten, die ich ihr erzählt hatte. Sie soll ja nicht denken, dass ich sie nur benutze. Ich blieb noch eine Weile sitzen und schaute mir den Sonnenuntergang. Auf einmal wünschte ich mir, dass Jude wieder neben mir saß und sich an mich kuschelte. Sie hatte bestimmt gemerkt, dass ich mich nicht wohl gefühlt habe. Man…ich bin ja so dumm. Ich bin zu feige, der einzigen Frau, die ich jemals so richtig geliebt habe, zu sagen, was ich für sie empfinde! Stattdessen lüge ich sie an und behaupte schwul zu sein! Manchmal könnte ich mich echt selbst schlagen. Ich stand auf, packte das restliche Zeug zusammen und ging zum Haus. Als ich dort ankam, war Jude immer noch im Bad. Leise summte sie vor sich hin. Ich musste lächeln. Ich setzte mich vor den Fernseher und zappte durch die Kanäle. Irgendwie fesselte mich kein Program. Nach einer Weile gesellte Jude sich zu mir. Doch diesmal hielt sie einen bedeutend großen Abstand zu mir. Hatte ich irgendwas Falsches gesagt oder getan? Sie war schon so komisch, als sie alleine hierher gegangen ist. Auch sie schien desinteressiert den Film anzusehen, der gerade lief. Ich achtete gar nicht mehr auf den Fernseher, beobachtete nur noch sie. „hab ich irgendetwas im Gesicht oder warum starrst du mich die ganze Zeit an?“, irgendwie hatte sie einen beleidigten und verletzten Unterton. „Äh…echt? Hab ich dich angestarrt?“ Was red ich denn da? Jetzt sah sie mich anklagend an und meinte nur kühl: „Ich werde jetzt ins Bett gehen. Gute Nacht.“ Schon stand so auf und war verschwunden. Toll. Wieder hatte ich es geschafft!
oh tommy ist schwul. haaha. xD er soll ihr endlich die wahrheit sagen. deine story ist toll. <3. der anfang gefällt mir total und dein shreibstil ist auch grossartig. ich freu mich shon wenns weitergeht.
Leider ist die Geschicht nur 20 Kapitel lang geworden. Hoffe trotzdem dass ihr spaß beim lesen hatte
Kapitel 14: Judes Sicht: Die ganze Nacht lag ich schlaflos im Bett. Ich wusste nicht, was schlimmer war. Entweder das Tommy schwul war und gar nichts für mich empfand, oder das Tommy nicht schwul war, mich angelogen hatte und vielleicht doch Gefühle für mich hegte. Nein, am aller Schlimmsten wäre, wenn er mich angelogen hatte und nichts für mich empfand. Ich starrte auf den Wecker. Halb 5 Uhr morgens. Ich beschloss aufzustehen und auf die Promenade zu gehen. Schnell zog ich mich an, schlich bei Tommys Zimmer vorbei und stürmte nach draußen. Ich atmete die frische Luft ein. Hier draußen war es echt schön. Darum verlangsamte ich meinen Schritt, um so viel, wie möglich, von der Natur zu sehen. Ich war sogar etwas enttäuscht, als die Promenade in Sicht kam und ich nicht mehr alleine war. Ich schlenderte vor mich hin, kaufte mir ein Eis und setzte mich auf eine Bank. Ich war total in Gedanken versunken, darum merkte ich gar nicht, wie sich ein Mann neben mich setzte. Plötzlich berührte mich dieser Mann. Ich schreckte hoch, sah dem Mann in die Augen und war überrascht, denn ich kannte den Mann sehr gut. „Derek. Was machst du denn hier?“ „Deine Mum hat mir gesagt, wo ich dich finden kann.“ „Und was führt dich zu mir? Hätte das nicht auch noch bis Montag warten können?“ „Nein. Ich muss es dir jetzt sagen.“ „Dann leg mal los.“ Er atmete tief ein. „Du sitz hier allein, dass heißt Tommy hat dir seine Gefühle zu dir noch nicht gestanden?“ „Nein. Ich glaube, diese Gefühle sind nicht einmal vorhanden…“ „Das ist nicht der Punkt Jude. Ich wollte dich nur vor dem größten Fehler deines Lebens bewahren.“ Okay, was wollte er jetzt von mir? Ich konnte ihm nicht ganz folgen. „Was meinst du denn jetzt damit?“ Er seufzte. „Jude, Tommy hat dich angelogen. Ich habe Nachforschungen angestellt. Er hat nicht einmal einen Bruder.“ Ich verstand immer noch nicht. Fragend sah ich ihn an. „Das heißt, Jude, das ‚Justine‘ nicht die Verlobte seines Bruders gewesen sein konnte.“ Geschockt verdaute ich erst mal, was ich gerade gehört hatte. Dann meinte ich: „Er ist also nicht schwul und hat sich mit dieser Justine vergnügt, was wiederrum bedeutet, dass er mich 2-mal angelogen hat.“ Tränen bildeten sich in meinen Augen. Verdammt. Ich fiel immer auf die falschen Männer rein. „Wieso hast du ihm hinterher spioniert?“ „Weil…weil ich nicht wollte, dass er dich verletzt. Jude…ich mag dich…ich mag dich wirklich sehr…und…du bedeutest mir sehr viel.“ „Ich mag dich auch sehr.“ „Du verstehst nicht ganz…“ Auf einmal zog Derek mich zu sich und küsste mich. Am Anfang fühlte es sich total merkwürdig an, doch dann fand ich Gefallen daran. Als Derek sich von mir löste, war ich total verwirrt. Er grinste mich frech an und meinte: „Jetzt weißt du, dass es immer jemanden auf der Welt gibt, der dich liebt und auf dich wartet. Es liegt nun an dir, ob du mich warten lässt oder nicht. Schlaf darüber.“ Schon fuhr er mit seinem Rollstuhl weg und stieg in ein Taxi ein. Toll. Ich befand mich in einem einzigen Gefühlschaos. Was sollte ich nur tun? Würde ich Tommy jemals verzeihen können? Ihn vergessen können? Hatte ich mich in Derek verliebt, oder wieso hat mir der Kuss gefallen? Was hatte das nur alles zu bedeuten?
Tommys Sicht: Als ich aufgestanden war, hatte ich feststellen müssen, dass Jude nicht zu Hause war. Zu Anfangs machte ich mir keine großen Gedanken darüber, doch nach einer Weile machte ich mir große Sorgen um sie. Nervös lief ich im Raum auf und ab. Überlegte, was ich machen sollte. Sollte ich sie suchen gehen? Hier auf sie warten? Gerade als ich beschlossen hatte, sie suchen zu gehen, wurde die Tür geöffnet und Jude trat ein. Erleichtert sah ich sie an. Dann erkannte ich an ihrem leeren Gesichtsausdruck, dass etwas geschehen sein musste. Besorgt ging ich auf sie zu. Ich wollte sie umarmen. Sie stieß mich weg und meinte leise: „Fass mich nicht an Tommy.“ Was hatte ich nur jetzt schon wieder gemacht? „Was ist denn los, Jude? Habe ich irgendetwas falsch gemacht?“ „Tu nicht so Tommy. Ich weiß Bescheid.“ Über was wusste sie Bescheid? Etwa dass ich nicht schwul war? Nur woher? Na gut…vielleicht hatte ich mich auch selbst verraten. Doch irgendwie wusste ich, dass es nicht nur das war, was sie wusste. „Was meinst du Jude?“ „Die Tatsache, dass du keinen Bruder hast und ihn nur ausgedacht hast, damit du ein Betthäschen vor mir geheim halten konntest! Dann behauptest du auch noch, dass du schwul bist. Gott, Tommy, wie krank bist du eigentlich?“ Ich starrte sie geschockt an. Woher wusste sie das alles? An meinem Blick musste sie gemerkt haben, dass sie recht hatte, denn sie stürmte die Treppe nach oben. Als sie schon fast oben angekommen war, drehte sie sich noch einmal um und murmelte: „Hat es dir wenigstens Spaß gemacht, mich zu verarschen und auf meinen Gefühlen herum zu trampeln?“ Ich öffnete meinen Mund und wollte gerade antworten, da gab Jude mir das Zeichen zu schweigen. „Nein…Ich will es gar nicht wissen. Hoffentlich erstickst du irgendwann an deinen eigenen Lügen. Ich will damit nichts mehr zu tun haben.“ Nun ging sie in ihr Zimmer. Wenige Minuten später kam sie mit ihrem Koffer wieder herunter. „Ich fahre mit dem Zug nach Hause. Wenn du das Haus verlässt schließ ab und gib den Schlüssel bei G-Major für mich ab.“ „Jude, jetzt warte doch mal. Lass uns über alles reden!“ „Wir haben schon viel zu viel geredet. Es ist alles gesagt.“ Ohne ein weiteres Wort stürmte sie an mir vorbei durch die Tür und ließ mich allein zurück. Ich ließ mich zu Boden sinken. Ich hatte alles gründlich verbockt. Ich könnte mich selbst schlagen oder einfach losschreien.
Kapitel 15: Judes Sicht: Eine Woche später hatte ich bei Darius einen neuen Produzenten angefordert. Er sah, dass etwas vorgefallen war, deshalb willigte er ein, ohne nachzufragen. Dabei hatte Tommy kein Mitspracherecht. Es wurde über seinen Kopf hinaus entschieden. Nun sollte ich es eine Weile mit Quest versuchen. Quest war…nett. Und doch war es mit ihm nicht das gleiche. Tommy hatte mich immer verstanden, was ich meine. Obwohl Tommy ziemlichen Mist gemacht hatte, vermisste ich ihn. Nicht nur beruflich. Trotzdem ging ich Tommy weiterhin aus dem Weg. Immer wenn ich ihn sah, verließ ich den Raum oder flüchtete auf die Damentoilette, wenn ich mitbekam, dass er mir folgte. Er hatte keine Chance auch nur ein Wort mit mir zu wechseln. Jeder bei G-Major schien kein anderes Gesprächsthema zu haben, als, was zwischen mir und Tommy wohl geschehen sein mochte. Viele Theorien waren mir zu Ohren gekommen, keine glich der Wahrheit. Die meisten dachten, dass Tommy mich verführt hatte und ich mich in ihn verliebt hatte, er diese Gefühle aber nicht erwidern konnte. Das wäre mir noch lieber als die Realität. Jetzt gerade versuchte ich einen Song zu schreiben, deshalb saß ich im Studio, wo ich mich bemühte, mich zu konzentrieren. Irgendwie gelang es mir nicht. Quest kam herein geschlendert und brachte mir eine Tasse Cappuccino. Er setzte sich auf seinen Stuhl und sah mich an. „Na, klappt‘s heute nicht mit schreiben?“ Ich schüttelte deprimiert den Kopf. „In letzter Zeit klappt überhaupt nichts.“ „Meinst du auch die Sache mit Tommy?“ Ich nickte. „Alles scheint den Bach runterzugehen.“ Nur Derek ist mir geblieben. Ich musste lächeln. Heute würde ich Derek sagen, dass wir es versuchen sollten, es aber langsam angehen lassen sollten. „Du lächelst? Wieso?“ „Top Secret.“ Ich zwinkerte Quest zu. Zuerst erwiderte er noch mein Lächeln, doch dann wurde er ernst. „Jude…kannst du nicht noch mal mit Tommy reden?“ „Nein.“ „Von Tag zu Tag sehe ich, dass es ihm schlechter geht. Er versaut sich selbst sein Leben und dabei möchte ich nicht zu sehen. Ich weiß, dass er viel Mist gebaut hat und ich verlange auch nicht, dass du ihm verzeihst…hör dir bitte nur an, was er zu sagen hat. Tu’s für mich.“ Er machte eine kurze Pause, sah mich fragend an und fügte noch hinzu: „Ein Gespräch wird dich schon nicht umbringen.“ „Ich sehe das ein wenig anders als du, Quest. Ein Gespräch mit Tommy kann bedeuten, dass er mir noch mehr Lügen weiß machen will, nur damit er gut dasteht.“ Ich sah zu Boden und meinte noch: „Er hat mich zu sehr verletzt, als das ich ihm noch einmal gegenüber stehen will. Er hat seine Chance verpasst.“ Quest sah mich traurig an, nickte dann und ließ mich wieder allein. Ich sah zu, wie er sich in den Türrahmen stellte. Auf einmal rannte er raus und ich hörte ihn noch sagen: „Man, was soll das? Was hast du vor?!“ Ich war neugierig geworden, deshalb ging ich ihm nach, um dann zu sehen, wie Tommy vor ein paar Kartons stand. Ich stellte mich so hin, dass die beiden mich nicht sehen konnten und belauschte ihr Gespräch. „Es ist Zeit für mich zu gehen Quest. Ich halte es hier nicht mehr aus.“ „Überleg es dir noch einmal! Du kannst doch nicht alles für was du einmal gekämpft hast, aufgeben!“ „Es gibt nichts was mich hier noch hält.“ „Tommy, du wirst über Jude schon eines Tages hinwegkommen.“ „Nein. Sie war alles, wonach ich mich jemals gesehnt habe. Nur ihr allein gehört mein Herz und das für immer. Es macht mich krank nicht mit ihr reden zu können. Ich würde alles dafür geben, die Zeit zurück zu drehen und meine Taten ungeschehen, doch das kann ich nicht, deshalb habe ich beschlossen G-Major zu verlassen. Darius hat gestern meine Kündigung erhalten und heute hat er meinen Vertrag zerrissen.“ Mein Atem raste. Das konnte doch nicht sein ernst sein. „Leb wohl Quest. Ich hoffe wir werden uns eines Tages wieder sehen.“ Ich hörte, dass Quest mit den Tränen kämpfte, dann wurde eine Tür geöffnet und jemand verließ G-Major. Ich ging zu Quest, um ihn zu trösten. Er sah mich flehentlich an. Sein Blick schien zu sagen: „Bitte geh ihm nach und halte ihn auf.“ Einen Moment überlegte ich, ob ich es machen sollte. Im nächsten zögerte ich und im wieder nächsten rannte ich Tommy nach. Draußen angekommen sah ich schon sehr weit entfernt die blaue Viper. Ich stampfte mit den Füßen auf den Boden auf. Verdammt. Ich hatte ihn gehen lassen. Da wurde mir etwas klar. Ich war am falschen Ort. In den nächsten Wochen arbeitete ich Tag und Nacht, um dieses verdammte Album fertig zu machen. Dann überreichte ich es Darius und er war begeistert. An diesem Tag fragte ich ihn auch um eine Auszeit. „Jude, das kannst du mir doch nicht antun. Du musst dein Album promoten, auf Tour gehen und das nächste produzieren.“ „Ich verspreche dir, dass wenn ich zurück komme, ich all diese Dinge machen werde.“ „Wirst du denn zurück kommen?“ „Eines Tages. Und auf diesen Tag freue ich mich, denn dann werde ich dich wiedersehen.“ „Darf ich wenigstens noch eine Geburtstagsfeier für dich veranstalten? In 3 Tagen wirst du 18 und dass sollten wir feiern.“ „Wenn du mich dann gehen lässt.“ Darius nickte.
Kapitel 16: 3 Tage später war es so weit. Eine schicke, lange, schwarze Limousine holte mich von Zuhause ab und setzte mich bei G-Major ab. Dort war ein großer roter Teppich für mich bereit gelegt worden. Ich stieg aus dem Auto aus und wurde von Blitzlichtgewitter begrüßt. Viele Reporter hatten sich hinter der Absperrung eingefunden. Ich war überrascht, dass es so viele waren. Obwohl man mich nach Interviews bat, ließ ich die Reporter eiskalt stehen und ging nach drinnen, wo mich schon ein freudiger Darius erwartete. Er umarmte mich, wünschte mir alles Gute und überreichte mir ein Geschenk. Es war ein neues Handy. Ich sah Darius fragend an. Er meinte: „Damit ich dich erreichen kann, falls du mir zu sehr fehlst.“ Ich lächelte, umarmte ihn noch einmal und dann bedankte ich mich bei ihm. Die Party war zwar total riesig und cool, trotzdem konnte ich sie nicht richtig genießen. Plötzlich sah ich, wie Derek die Tür herein gerollt kam. Ich hatte ihn ja total vergessen. Etwas beschämt ging ich auf ihn zu. „Derek. Freut mich dich zu sehen.“ „Schön dich zu sehen.“ „Wir müssen reden. Können wir ins Studio gehen, wo wir unter 4 Augen reden können?“ „Klar. Komm, setz dich auf meinen Schoß, ich fahr dich.“ Zuerst sträubte ich mich, dann überrumpelte er mich und ehe ich es mich versah, saß ich lachend auf seinem Schoß. Im Studio angekommen ließ Derek mich wieder runter. „Was willst du denn so dringend mit mir besprechen?“ „Es geht…um…uns.“ „Aha.“ „Derek…ich weiß nicht…wie ich es dir sagen soll…“ „Ich denke, ich weiß, was du sagen willst. Du hast mich zwar sehr gern…aber lieben tust du nur einen.“ „So in etwa. Ich brauche Zeit Derek, deshalb muss ich auch hier raus. Tut mir leid.“ „Macht doch nichts. Für deine Gefühle kannst du nichts machen.“ „In nächster Zeit werden wir uns wohl eher nicht sehen, darum wünsche ich dir viel Erfolg und alles Gute auf deinem Weg.“ „Ich hoffe, wir bleiben Freunde.“ „Klar, auf so einen Kumpel wie dich kann ich nicht verzichten.“ Ich lächelte ihn an, dann umarmte ich ihn und wir begaben uns wieder zur Party. Um Punkt Mitternacht gab es noch ein Feuerwerk, danach durfte ich nach Hause gehen. Dort war schon alles für meine Abreise vorbereitet. Meine Koffer waren gepackt. Das Flugticket war in meiner Handtasche. Morgen früh würde ich in einem Flieger unterwegs sein. Das Beste an der ganzen Sache war, dass ich endlich von meinen Eltern weg kam. Sie verstanden mich einfach nicht. Und das ich nun ausziehen wollte, stempelten sie nur wieder als einen verrückten Einfall von mir ab. Trotzdem flossen am nächsten Tag Tränen als sie sich von mir verabschiedeten. Danach holte ich tief Luft und stieg ins Taxi ein. Wohl wissend, dass ich Toronto womöglich nie wieder sehen würde. Fast ein Jahr hatte ich hier gelebt. Es war ein Jahr voller Liebe, Trauer, Schmerz, Geheimnissen und Musik. Ich dankte Gott dafür, dass er mein Leben wieder halbwegs normal gemacht hatte.
Nun saß ich im Flieger auf dem Weg nach Kalifornien. Dort wollte ich mein neues Leben beginnen, denn dort hat alles angefangen. Und ich würde immer in der Nähe von Charlotte sein, was mich beruhigte. Nach einem langen und anstrengenden Flug kam ich in Kalifornien an, wo ich mir ein Taxi rief, dass mich in meine neue Wohnung bringen sollte. Als ich dort angekommen war, war es ein unglaubliches Gefühl zum ersten Mal den Schlüssel zu meinen eigenen vier Wänden umzudrehen. Ich ging rein und sah mich um. Es war alles da. Küche mit Essbereich, Bad, Schlafzimmer, Wohnzimmer und ein kleines Gästezimmer. An diesem Abend ging ich früh schlafen, da ich schon am nächsten Morgen bei meinem neuen Job erwartet wurde. Ich hatte einen Job bei einem Schnellimbiss angenommen. Dort würde ich Kellnerin sein. Es hatte zwar nichts mit Musik zu tun, würde mich trotzdem über die Runden bringen. Bei „Dosey’s“ angekommen, schlüpfte ich in meine Uniform und ließ mich in meinen Aufgabenbereich einführen. Schon nach wenigen Stunden hatte ich den Dreh raus. Mein Feierabend kam gerade rechtzeitig, denn eine Stunde länger und ich wäre vor Erschöpfung eingeschlafen. Trotzdem musste ich danach noch etwas erledigen. Mein Ziel war der Friedhof. Ich hatte Charlotte schon so lange nicht mehr besucht. Mit der Bahn gelangte ich wenige Minuten später zum Friedhof. Dort suchte ich Charlottes Grab, das schon ziemlich verwildert aussah. Es schienen nur wenige Besucher zu kommen. Es wunderte mich nicht, dass ihre Familie ihr nicht ab und zu Blumen hinstellte. Schnell eilte ich zu einem Blumenladen, um einen großen Strauß zu kaufen. Danach ging ich wieder zum Grab. Dort stellte ich die Blumen in die Mitte des kleinen Grabes. „Tut mir leid Charlotte, dass ich so lange nicht hier gewesen bin. Doch du musst verstehen, dass es Zeit geworden ist mein Leben wieder zu leben.“ Ich strich über den Grabstein. Charlotte Sawyer. Gestorben 23.9.08. In unseren Herzen wirst du ewig leben Charlotte und eines Tages werden wir dich wiedersehen. „Ich vermisse dich Charlotte. Ohne dich ist mein Leben…wie…wie ein Gemälde ohne Farben. Interessant aber doch irgendwie langweilig. Ich hoffe, da wo du jetzt bist geht es dir besser.“ Dann stellte ich ein kleines geschnitztes Herz vor ihren Grabstein auf den ich mein Medaillon hing. „Das gehört dir Charlotte.“ So ließ ich das Grab zurück. Dann ging ich noch ein bisschen ziellos durch die Straßen und dachte über mein Leben nach. Im letzten Jahr hatte es sich ganz schön verändert. Von ganz unten hatte ich mich nach oben gekämpft und ich hatte nicht vor, wieder nach unten zu sinken.
4 Wochen später läutete es an meiner Tür. Als ich sie öffnete, konnte ich nicht glauben, wer da vor mir stand. „Kann ich reinkommen? Ich muss mit dir reden.“ „Klar…äh…Sadie…komm rein.“ Ich geleitete Sadie in die Küche, setzte Wasser auf und dann bat ich Sadie sich zu setzen. „Was führt dich zu mir, Sadie? Ich muss sagen…dass dein Besuch mich ziemlich…äh…überrascht.“ „Wir sind zwar sehr verschieden, Jude und in der Vergangenheit war ich wirklich keine gute große Schwester. Trotzdem habe ich dich immer geliebt! Und ich muss gestehen…dass ich des Öfteren eifersüchtig auf dich war.“ „Du? Auf mich? Was hatte ich denn bitte, dass du nicht hattest? Du warst beliebt, unsere Eltern haben dich vergöttert und du bist die Hübschere von uns beiden. Jeder Mann läuft dir nach.“ „Aber du hattest dein eigenes Leben. DU hast nur das getan, was du wolltest, trafst dich mit Leuten, die du nett fandest und dich wirklich so mochten, wie du bist und nicht nur weil du beliebt warst.“ Sadie setzte ein nachdenkliches Gesicht auf. „Aber das ist nicht der Grund warum ich hier bin Jude. Ich mache mir Sorgen um dich. Du lebst hier ganz allein. Tausende Kilometer weg von deiner Familie.“ „Ich bin 18. Ich kann schon allein auf mich aufpassen.“ „Du fehlst mir Jude.“ Diese Worte ließen mir das Blut in den Adern gefrieren. Wie oft hatte ich mir schon gewünscht, dass Sadie schwesterliche Gefühle zeigen würde, doch niemals hatte sie es getan. „Äh…ich muss gestehen…dass ich das jetzt nicht erwartet hätte…aber…“ Sadie sah mich fragend an. „Es ist schön, dass von dir zu hören Sadie. Du weißt gar nicht, wie oft ich mir solche Worte aus deinem Mund gewünscht habe.“ Nun wirkte Sadie erleichtert. „Kann ich dich ab und zu besuchen kommen, Jude?“ „Na klar. Du bist immer willkommen.“ Zum Abschied umarmten wir uns. Sadie war nun einige der wenigen Personen, die wussten wo ich mich aufhielt und die meine neue Nummer hatten.
Kapitel 17: Gerade kam ich wieder einmal vom Friedhof. Meistens ging ich nach der Arbeit dorthin, um Charlottes Grab zu besuchen. Ich hatte es auch wieder einmal auf Fordermann gebracht. Ich wollte ihr nur zeigen, dass es hier auf der Erde jemanden gab, der sie über alles vermisste. Ich schlenderte durch die Straßen. Es nieselte leicht. Trotzdem war ich über glücklich, auch wenn mir meine Freunde aus Toronto sehr fehlten. Ich ging an einem Cafe vorbei. Beim flüchtigen Vorbeigehen glaubte ich Tommy darin zu sehen. Doch ich musste mich geirrt haben. Ich schien ihn schon so sehr zu vermissen, dass ich Halluzinationen hatte. Dennoch würde es nichts daran ändern, wenn ich zurück nach Toronto gehen würde. Vielleicht hatte auch Tommy die Stadt verlassen. Erst als ich ein Straßenschild rannte, merkte ich, dass ich in die falsche Richtung ging, darum machte ich kehrt. Wenig später lief ein Mann mich über den Haufen. Er entschuldigte sich bei mir und half mir aufzustehen. Da erkannte ich ihn. Zwar total heruntergekommen, aber seine Augen würde ich unter Milliarden wieder erkennen. „Tommy?“ Erst jetzt schien er mich am Klang meiner Stimme erkannt zu haben. Er starrte mich an, sanft rüttelte ich ihn. „Alles in Ordnung?“ Er nickte. „Was machst du hier Tommy?“ Er zuckte mit den Schultern. „Hast du deine Zunge verschluckt?“ Er schüttelte den Kopf. „Hm…lass uns zu mir gehen, dann können wir reden.“ Ich nahm ihn bei der Hand und führte ihn zu meiner Wohnung. Dort angekommen führte ich ihn ins Wohnzimmer, wo ich ihn auf die Couch drückte, da er ein wenig durch den Wind zu sein schien. Ich reichte ihm eine Tasse Tee, die er dankend annahm. „Also, was führt dich nach Kalifornien?“ „Mein Onkel lebt hier. Ich wusste nicht, wohin ich nach meinem Ausstieg sonst sollte. Darum bin ich zu meinem Onkel gefahren, der mich mit offenen Armen aufgenommen hat.“ „Du siehst ziemlich…äh…heruntergekommen und unglücklich aus…Ist irgendetwas passiert?“ „Nein. Das sind nur die Reste einer mehrtägigen Sauftour.“ „weswegen trinkst du?“ Er stützte sein Gesicht in seine Hände, fuhr sich dann einmal übers Gesicht und sah mich wieder an. „Ich habe dich vermisst.“ Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. „Jude…ich weiß…dass ich ziemlich viel Mist gebaut habe und glaub mir…ich bereue alles…was ich falsch gemacht habe…“ Er kam einen Schritt auf mich zu und meinte: „Ich habe zwar keinen Bruder, aber ich habe nicht mit Justine geschlafen.“ „Wieso erzählst du mir dann, sie wäre die Verlobte deines nicht vorhandenen Bruders?“ „Du hättest es nicht verstanden…“ „Was? Du kannst doch wenigstens versuchen, es mir zu erklären.“ Er seufzte laut auf. „Justine, war meine Ex-Freundin. Ich musste diesen Abend mit ihr verbringen, da sie mich mit Bildern erpresst hat. Diese Bilder bekam ich, nachdem ich ihr ein letztes Mal ein Rendezvous spendierte. Ich wollte dir nicht die Wahrheit sagen…da es mir zu peinlich war…Außerdem wusste ich ja, was du denken würdest…“ „Und…wieso hast…hast du gesagt, du würdest auf Männer stehen?“ „Weil ich Angst hatte…“ „Angst vor was?“ „Jude, du musst wissen…in Solchen Sachen bin ich ein echter Feigling und tollpatschig…aber…vielleicht finde ich eines Tages den Mut dazu, dir zu sagen, was ich wirklich für dich empfinde…“ „Eigentlich hast du es mir gerade gesagt…“ Ich ging einen Schritt auf ihn zu, legte meine Lippen vorsichtig auf seine. Dann jedoch zögerte ich und zog mich wieder zurück, doch er ließ mich nicht los. „Hast du nun Angst vor dem, was du fühlst?“ „Nein…Nur…wir sollten uns Zeit lassen.“ „Ja…du hast recht. Wir wäre es dann, wenn ich dich morgen zum Essen ausführe?“ „Ein richtiges Date?“ Er lächelte und nickte. „Gerne.“ Ich zwinkerte ihn an. Danach ging Tommy nach Hause. Zuvor hatte er mir noch eine gute Nacht gewünscht. Glücklich schloss ich die Tür. Ich war so dumm gewesen, ich hätte schon viel früher mit Tommy reden sollen. Als ich mich am nächsten Tag fertig machen wollte für Tommy und mein erstes Date, klingelte es an der Tür. „Sadie. Schön dich zu sehen. Komm rein.“ Sadie sah meine Lockenwickler. „Hast du heute noch was vor?“ „Ja.“ „Ein Date? Oder wieso machst du dich so schick?“ „Ja, ein Date.“ „Kenn ich ihn?“ „Ich weiß nicht. Kann schon sein.“ „Ist es dieser Derek, der im Rollstuhl?“ „Nein.“ „Wer denn dann?“ „Tommy.“ Sadie sah mich geschockt an. „Nach allem was er dir angetan hat, gibst du ihm noch eine Chance?“ „Ja. Er hat meiner Meinung nach noch eine Chance verdient.“ „Soll ich wieder gehen, damit ihr nach eurem Rendezvous alleine sein könnt?“ „Du kannst ruhig hier bleiben, wenn du willst. Wir haben beschlossen, uns Zeit zu lassen.“ „Ah…der Klassiker. ‚Wir lassen uns noch etwas Zeit‘“, Sadie konnte meine Stimme echt gut Nachammen. „Was meinst du jetzt damit?“ „Nichts. Nur das ich lieber wieder nach Hause fahre. Ist ja eh nur eine 2-Stunden Zugfahrt.“ „Tut mir leid, dass ich heute keine Zeit habe.“ „Macht doch nichts. Ich hätte vorher eben anrufen sollen. Ich wünsche dir viel Spaß auf deinem Date.“ „Danke.“ „Du hast es verdient glücklich zu sein, Jude.“ Schon war sie wieder weg. Gerade als ich fertig geworden war, mit hübsch-machen, klingelte es erneut an der Tür. Schnell beeilte ich mich, um Tommy die Tür zu öffnen.
da ist ja ganz schön viel passiert! aber gut, dass jude eine therapie gemacht hat und nicht mehr trinkt. und dass sie sich endlich mit tommy ausgesprochen hat ich hoffe die story endet gut für die beiden, freu mich schon auf die nächsten und leider letzten kapitel!
Tommys Sicht: Sie öffnete mir die Tür. Mir blieb der Atem stehen. Sie sah so bezaubernd aus. In dem weißen Kleid sah sie aus, wie ein Engel. Sie lächelte mich an. „Ich bin gleich fertig, muss nur noch meine Tasche holen.“ Schon verschwand sie wieder hinter der Tür. Im nächsten Moment öffnete sich die Tür erneut und diesmal hatte Jude schon ihre Jacke umgeschlungen. Sie hackte sich bei mir ein und so gingen wir runter zu meinem Wagen. In dem teuersten Restaurant hatte ich einen Tisch reserviert. Schon während des Gehens fingen Jude und ich an uns zu unterhalten. Sie fragte mich, was ich gerade so beruflich mache. „Eigentlich…gar nichts…und du?“ „Ich arbeite als Kellnerin bei Dorsey’s dem Schnellimbiss.“ „Ja…das kenne ich. Wieso machst du das?“ „Ich habe mal eine Auszeit gebraucht und naja…irgendwie muss auch ich meine Miete zahlen.“ „Dir scheint es gut zu gehen.“ „Ja…ich bin gerade so richtig glücklich…obwohl Toronto und meine Freunde mir fehlen…aber…am meisten…habe ich dich vermisst…und du bist jetzt hier bei mir in Kalifornien.“ „Ich habe dich auch vermisst. Vor allem deine Stimme und dein bezauberndes Lächeln.“ Sie grinste mich an. Schon lange hatte ich sie nicht mehr so glücklich gesehen. Als wir beim Restaurant ankamen, half ich ihr beim Aussteigen, so richtig Gentlemen-like. Dann gingen wir Händchen haltend in das Gebäude. Drinnen wurden wir vom Platzanweiser zu unserem Tisch geführt. Der Abend verlief perfekt. Jude und ich hatten jede Menge Spaß, konnten einfach über alles reden. Gerade als wir zahlen wollten, kam ein Mann mit einer Maske ins Restaurant gestürmt. Wenige Augenblicke später zog er seine Knarre und befahl uns Gästen uns auf den Boden zu legen. Ich sah, dass Jude große Angst hatte, deshalb nahm ich ihre Hand. Nun folgte auch der Komplize des bewaffneten Mannes, der durch die Reihen ging. Bei uns blieb er stehen, dann meinte er: „Lue, sie mal an, wen wir da haben.“ Dieser Lue kam zu Jude und mir rüber. „Das ist doch Jude Harrison und ihr komischer Produzent. Wie war noch gleich sein Name?“ „Tommy Q. Weißt du was das bedeutet?“ „Mehr Lösegeld?“ „Erraten.“ Sie redeten mit der Polizei, verlangte eine hohe Summe an Geld. Dann deuteten sie mir und Jude, dass wir aufstehen sollten. Er knipste ein Foto von uns, dann führte er uns zum Kühlraum und meinte: „ Hofft einmal, dass die Polizei schnell genug das Lösegeld bezahlt, ansonsten werdet ihr erfrieren.“ Schon stieß er uns in den Raum und verschloss die Tür hinter uns. Ich konnte die Angst in Judes Augen erkennen. Ich nahm sie in den Arm flüsterte ihr beruhigende Worte zu. Nach einer Weile hatte sie sich zwar beruhigt, aber sie fror am ganzen Körper, deshalb zog ich sie näher an mich, wegen der Körperwärme. „Tommy…“ „Ja?“ „Falls…falls…wir heute sterben sollten…“ „Wir werden nicht sterben…“ „Trotzdem sollst du wissen…dass…dass…ich dich liebe…“ Sie sah mich an. „Ich liebe dich auch Jude, mehr als alles andere auf der Welt.“ Ich zog sie ganz nahe zu mir und küsste sie. Der Kuss war unbeschreiblich schön. Nicht einmal in meinen Träumen hatte ich ihn mir so vorgestellt. Nach einer Weile lösten wir uns voneinander, da wir Luft schnappen mussten. Jude sah mich an und konnte lächeln. „Das war WOW.“ „Ja…das war…WOW.“ Ich konnte nicht sagen, wie lange wir schon hier drinnen waren. Es war einfach nur furchtbar kalt und das die ganze Zeit. Jude war schon dran das Bewusstsein zu verlieren. Deshalb legte ich meine Jacke um sie und drückte mich fest an sie. Endlich hörte ich, wie die Tür aufgeschlossen wurde. Der Mann mit der Maske hatte seine Waffe in der Hand und hielt sie auf uns gerichtet. „Mitkommen.“ Ich half Jude aufzustehen. Es ging ihr nicht gut. Ich machte mir Sorgen. Der Mann ließ uns vorgehen und hielt mir seine Waffe in den Rücken. Dann brachte er uns in eine mittelgroße Abstellkammer, in der 4 Sessel standen. „Hinsetzen.“ Wir taten, was der Mann von uns verlangte. Wenigstens war es jetzt schön warm. Plötzlich stürmten Polizisten den Raum. Jude und ich sprangen auf und flohen in eine Ecke, doch der Mann hatte seine Pistole immer noch auf uns gerichtet. „Wo ist unser Geld?“ „Legen sie die Waffen nieder und geben sie ihre Hände auf ihren Kopf.“ „Entweder sie geben mir jetzt die Kohle oder ich knall einen der beiden ab. Ihre Entscheidung.“ Die Polizisten flüsterten miteinander, dann meinte der eine wieder: „Waffen niederlegen und Hände hoch.“ Der Mann in der Maske nahm die Maske ab, grinste frech und sagte: „Wie ihr wollt.“ Plötzlich hob er seine Waffe zielte auf mich und drückte ab. Obwohl der Schuss mich noch nicht getroffen hatte, wusste ich, dass es jetzt gleich aus sein würde. Ich würde sterben, aber wenigstens wusste Jude jetzt, was ich für sie empfinde. Ich schloss die Augen. Doch plötzlich hörte ich einen dumpfen Aufprall. Ich öffnete die Augen und sah, dass Jude vor meinen Füßen lag. Blut überströmte ihr weißes Kleid. Ich ließ mich neben sie gleiten. „Was hast du nur getan?“ Sie konnte nicht mehr antworten, denn da verlor sie schon ihr Bewusstsein. Den Rest bekam ich nur noch wie in Trance mit. Die Polizisten entwendeten den beiden Männern ihre Waffen verhafteten sie und schickten den Notarzt herein, der sich sofort um Jude kümmerte. Sie musste reanimiert werden. Geschockt sah ich zu. Dann hatten die Ärzte wieder einen sehr schwachen Puls. Sofort wurde Jude ins Krankenhaus gebracht und dort kam sie in den OP. Ich wartete Stunden, doch niemand kam raus, um mir auch nur irgendetwas zu sagen. Wie es ihr ging, wie es um sie stand nichts… Langsam verzweifelte ich. Ich fühlte mich so hilflos. Sie lag nur auf diesem OP-Tisch, weil sie mich retten wollte. Doch ohne sie war ich doch verloren. Sie musste leben. Ohne sie war ich ein nichts. Eine körperlose Hülle. Endlich kam ein Arzt heraus. „Sind Sie Mrs Harrisons Mann?“ Ich musste wissen, wie es ihr ging. „Ja. Mein Name ist Tommy Harrison. Wie geht es meiner Frau?“ „Sie hat sehr viel Blut verloren. Bevor wir zu 100% sagen können, dass sie überleben wird, müssen wir die Nacht abwarten, aber es sieht gut aus.“ „Danke, Doktor.“ „Nichts zu danken. Sie sollten jetzt nach Hause fahren und sich ausruhen. Ihre Frau wird höchstens Morgen früh aufwachen und jetzt benötigt sie viel Ruhe“ Abwesend nickte ich. Doch dann setzte ich mich wieder auf meinen Platz und begann zu warten. Auf sie würde ich ewig warten.
Kapitel 19:
Jahre später: Ich ging in ihr Zimmer, klopfte an, doch niemand antwortete mir. Das war ich gewöhnt. Ich öffnete die Tür. Drinnen war es ziemlich dunkel. Alle Fensterläden waren geschlossen bis auf einen. Vor dem geöffneten Fenster saß sie ganz einsam und starrte hinaus. Sie schien mich nicht zu bemerken, aber da war ich mir nicht ganz sicher, denn sie zeigte keine Regung mehr. Einfach gar nichts. Ich ging auf sie zu. „Hey Jude. Na wie geht es dir denn heute?“ Kurz sah sie mich an, dann wanderte ihr Blick wieder zum Fenster. Ich hatte ihr Blumen mitgebracht, die ich auf ihren kleinen Nachtisch stellte. Ihr Zimmer war sehr klein. Es hatte ein Bett, einen kleinen begehbaren Schrank und eine kleine Leseecke mit Sessel. Und natürlich dem großen Sessel vor dem Fenster. Jude war aufgewacht, nachdem niemand mehr zu hoffen gewagt hatte. Das war ein Jahr nach der Schussverletzung. Sie hatte es nie verkraftet, dass sie ein Jahr ihres Lebens verschlafen hatte. Sie drehte förmlich durch. Deshalb war sie seit 2 Jahren nun hier, einer Anstalt in der Mann sich Tag und Nacht, um sie kümmerte. Hier konnte sie sich selbst und anderen nicht schaden. Obwohl sie nicht mehr ganz sie selbst war und auch Tabletten bekam, hatte sich an meinen Gefühlen nichts verändert. Ich liebte sie immer noch abgöttisch. Deswegen kam ich sie jeden Tag besuchen und brachte ihr Geschenke oder Geschichten mit. Die Pfleger meinten, dass sie immer ruhiger sei, nachdem ich hier war. Ich wünschte mir immer noch, dass sie eines Tages aus ihrer Erstarrung aufwachen würde und endlich wieder anfing normal zu leben. Nur man müsste ihr einen kleinen Schubs in die richtige Richtung geben. Nur wusste ich nicht, wohin ich sie führen musste. Gedankenverloren starrte ich mit Jude aus dem Fenster. Seit ganzen 2 Jahren hatte sie nun nichts mehr geredet und würde es wahrscheinlich auch nie wieder tun. Sie war 22 Jahre alt und vergeudete ihr Leben hier in dieser Anstalt. Trotzdem konnte sie für ihren Zustand nichts. Die Ärzte meinten, dass viele so reagierten, wenn sie nach einer langen Zeit, die sie im Koma lagen, aufwachten. Plötzlich stand Jude auf und ging zu ihrem Schrank. Das war ungewöhnlich. Ich fragte mich, was sie wohl vorhatte. Gespannt sah ich ihr zu. Sie holte ein Kleid aus dem Kasten. Sie zog sich vor meinen Augen um, was mir den Blick freigab auf ihre Narbe, die sie von der Schusswunde hatte. Es erschreckte mich immer wieder, was sie überlebt hatte. Ich war sehr froh darüber. Dann kam Jude wieder auf mich zu und kniete sich vor mich hin. Plötzlich öffnete sie ihren Mund, zuerst fing sie ganz leise an zu sprechen und wurde immer lauter: „Bitte Tommy. Hol mich hier raus. Ich halte das nicht mehr aus. Die Eintönigkeit. Ich kann nicht mehr. Diese Klinik bringt mich um.“ Zuerst konnte ich nicht glauben, dass sie wirklich gesprochen hatte, dann jedoch nahm ich sie in den Arm. Als ich sie wieder los ließ, sah ich sie an und meinte: „Wieso hast du so lange geschwiegen Jude?“ „Ich hatte keinen Grund zu sprechen. Ich musste zuerst einmal mit…mit allem klar kommen.“ „Kann ich verstehen. Aber musstes du mich so lange leiden lassen?“ „Ich bin dir sehr dankbar dafür, dass du immer zu mir gehalten hast Tommy. Du warst immer an meiner Seite. Doch so lange habe ich dich nun auch wieder nicht warten lassen. Die paar Monate.“ „Es waren ganze 2 Jahre.“ Sie sah mich verblüfft an. „Wirklich? So lange? Naja…jeder braucht unterschiedlich lang, um etwas zu verkraften nicht?“ Ich nickte und lächelte sie an. Sie erwiderte dieses Lächeln. Danach ging ich raus und holte einen Arzt, der sie durchcheckte. Auch er befand, dass Jude vollkommen geheilt war, was ihm wie ein Wunder erschien. Sie durfte noch am selben Tag die Klinik verlassen. Ich nahm sie mit zu mir. Ich hatte mir ein kleines Haus mit Garten gekauft, das ich mir mit Charlie, meinem Hund, teilte. Ich hatte mir Charlie aus dem Tierheim geholt, damit ich nicht so einsam war. Zudem hatte ich auch noch mein eigenes Label gegründet: Quarrison Productions. Es war eine Mischung zwischen Judes und meinem Namen. Begeistert stieg Jude aus dem Auto aus, dann wurde sie schon bellend von Charlie begrüßt. „Du hast einen Hund?“ Ich nickte. „Gott, ist der süß!“ Sofort kraulte sie Charlie, der es sichtlich genoss. Dann begleitet ich Jude nach drinnen. Wo ich ihr half, die Koffer ins Gästezimmer zu tragen. Oben angekommen ließ sie sich aufs Bett fallen und sah aus dem Fenster, das sich direkt in der Dachschräge über dem Bett befand. Sie lächelte. „Dieses Zimmer ist bombastisch.“ Dann sah sie mich an. „Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich bei dir wohne.“ „Nicht im geringsten.“ Ich setzte mich neben sie auf das Bett, schlang meine Arme um sie und gab sie nicht mehr frei. Sie kicherte. Plötzlich wurde sie still. Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände und küsste mich. Ich hatte schon beinahe vergessen, wie es sich anfühlte, ihre Lippen auf meinen zu spüren. Ich liebte diese Frau einfach immer noch, wie am ersten Tag. Als sie sich von mir löste, flüsterte sie mir ins Ohr: „Ich bin dir so dankbar, dass du mich nicht aufgegeben hast. Und auch für deine Geduld.“ Danach ging sie mit Charlie spazieren, um sich ein wenig die Gegend anzusehen. Am Abend kochten wir dann gemeinsam, was ein riesen Spaß war. In der Küche sah es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Als wir dann unser Mahl verkosteten, verzogen wir beide das Gesicht. Lachend meinte Jude: „Wir sind definitiv keine Meisterköche.“ Ich stimmte ihr erheitert zu. Nachdem wir uns dann eine Pizza bestellt hatten, saßen wir mit einem Glas Wein auf der Terrasse unter dem Sternenhimmel. Jude hatte sich an mich gekuschelt. Nach einer Weile begann ich sie zu küssen. Wenig später befanden wir uns in meinem Zimmer, wo wir uns unserer Leidenschaft hingaben, die nun schon so lange darauf gewartet hatte, gelöscht zu werden. Diese Nacht würde ich mein ganzes Leben nicht vergessen, denn es war die schönste in meinem ganzen Leben.
Kapitel 20: Das Ende
Wenig später hatte ich Jude einen Antrag gemacht. Ich werde ihre Reaktion niemals vergessen, denn zuerst hatte sie angefangen laut loszuheulen und wäre fast zusammengebrochen. Danach hatte sie ihn dann lachend angenommen. Überglücklich fiel sie mir dann in die Arme. Das war der zweitschönste Moment in meinem Leben. Sadie veranstaltete einen Polterabend für uns, bei dem wir die Gelegenheit hatten, alle unsere Freunde endlich einmal wiederzusehen. Auch die freuten sich, dass wir endlich zueinander gefunden hatten. Sadie und Quest hatten 3 Monate vor uns geheiratet und Sadie sollte Zwillinge erwarten. So waren die beiden immer auf Trab. Sadie hatte endlich die Lebensfreude von Jude gefunden. Ja, sie hatte viel von ihrer Schwester gelernt und das würde sie ihr nie vergessen. Derek hatte seine Ex-Frau ein zweites Mal geheiratet und war überglücklich mit ihr, trotzdem merkte ich, wie er Jude sehnsüchtig anstarrte. Nun seine Liebe würde wohl auf ewig unerwidert bleiben. Darius freute sich, dass ich mein eigens Label gegründet hatte und Jude bei mir unter Vertrag war, wo sie eine sehr erfolgreiche Sängerin geworden ist. All ihre CDs verkauften sich im Hand umdrehen. Natürlich beschäftigte ich auch noch andere Künstler in meinem Label. Auch unsere Hochzeit, die von Jude und mir, war einfach traumhaft schön geworden. Ich weiß noch genau, wie nervös ich war, als ich vorne am Traualtar auf sie wartete. Minuten schienen zu Stunden zu werden. Ich bekam schon Panik, dass sie es sich anders überlegt haben könnte, doch da ertönte schon die Musik und die Tür wurde geöffnet. Zuerst trat Sadie, als Judes Brautjungfer, durch die Tür. Dann erklang die Musik, die immer in Filmen gespielt wurde, wenn die Braut zum Traualtar schritt. Jude hatte diese sich gewünscht. Am Ende konnte ich Jude erkennen, die einfach die schönste Braut war, die ich jemals gesehen hatte. Ihr Kleid glich dem einer Prinzessin und unter dem Schleier war sie verborgen, wie ein kleines Geschenk, das nur für mich bestimmt war. Dann trat sie neben mich. Ich schwor ihr ewige Liebe und das ich immer für sie da sein würde. Im Gegensatz zu ihrem Versprechen erschien mir meines ziemlich lächerlich. Ich weiß noch ihre genauen Worte: „Tommy, als du zum ersten Mal in mein Leben getreten bist, hast du mich angefahren. Unter uns: Das ist eine ziemlich ungewöhnlich Art zu zeigen, dass man ein Mädchen mag. Jedenfalls gingst du mir nicht mehr aus dem Kopf. Damals hatte ich viele Probleme unter anderem war auch Alkohol im Spiel. Während alle anderen mich schon aufgegeben haben, hast du mich unterstützt und mir geholfen endlich wieder ich selbst zu sein. Danach hatten wir uns einige Monate auseinander gelebt. Diese Monate waren die schlimmsten Monate meines Lebens, denn mit jeder Sekunde vermisste ich dich mehr. Doch wie das Schicksal es wollte, trafen wir uns noch einmal, bekamen eine neue Chance und ich verliebte mich erneut in dich. Selbst als ich im Sterben lag, hast du nie aufgehört zu hoffen. Und heute muss ich dir sagen, dass ich nur allein durch deine Liebe die Kraft hatte aufzuwachen und nach meinem großen Schweigen weiterzumachen. Tommy, du hast mein Leben verändert, hast mir endlich wieder Leben eingehaucht. Jede Sekunde, die ich nicht bei dir bin, ist eine verlorene. Ich liebe dich und das werde ich für den Rest meines Lebens tun. Ich werde alles daran setzen dich in allem so gut zu unterstützen, wie es mir nur möglich ist. Nun ist aus meiner Dunkelheit endlich Licht geworden, denn du bist an meiner Seite.“ Nach diesem Versprechen hatten sogar Judes Mum und Sadie Tränen in den Augen. Nachdem wir zu Mann und Frau erklärt wurden, feierten wir noch schön mit all unseren Freunden. Gleich danach ging es in die Flitterwochen in die Karibik, wo wir 3 leidenschaftliche Wochen verbrachten. Tja und 9 Monate später bekamen wir Söhnchen Jess, der unser ganzer Stolz wurde. Es gab viele Fotos von uns drein, wie Jess noch ganz klein war. Wir waren eine kleine glückliche Famile. Als dann 3 Jahre später Töchterchen Beth folgte, war unser Glück perfekt. Wir kauften auch ein größeres Haus, in dem wir genug Platz zum Leben, Spielen und Herumtollen hatten. Auch Charlie war unser ständiger Begleiter. Dann als Jess 9 Jahre alt war und Beth 6 bekam Jude erneut Depressionen. Wir taten alles, um sie zu heilen und es vor den Kindern zu verstecken. Doch das mussten wir gar nicht, denn in der Nähe der Kinder war Jude immer ganz die Alte. Doch zum Schluss hatten Judes Depressionen sie ins Grab gebracht. Ihre Beerdigung hielten wir im kleinen Kreis ab. Nur die allerwichtigsten. Trotzdem weinten wir zusammen ein ganzes Meer. Sie wurde auch nicht auf einem Friedhof begraben, sondern auf dem Hügel hinter unserem Haus, auf dem man den Ausblick auf einen riesigen See hatte. Jude hatte diese Aussicht geliebt und war mit den Kindern oft Stunden dort oben gewesen. Die erste Zeit lang hatte mich der Schmerz beinahe erdrückt, doch mit Hilfe der Kinder ist er weniger geworden, auch wenn er heute noch tief in meinem Herzen verborgen liegt. Heute noch steige ich jeden Tag zu ihrem Grab und bringe ihr Blumen. Ich vermisse sie sehr, doch ich danke Gott für all die schönen Jahre, die ich noch mit ihr erleben durfte. Immerhin ist es ein Wunder, dass ihre Depressionen nicht schon früher zurück gekehrt sind. Ein kleiner Zaun umrundete ihr Grab, später einmal würde ich neben ihr liegen und wir würden wieder vereint sein. Auch die Kinder vermissten ihre Mum sehr, doch sie zeigten ihre Trauer anders als ich. Heute war es noch bei uns Tradition, dass wir jeden Dienstag Lasagne essen, Judes Lieblingsspeise. Das war die Idee von Jess und Beth gewesen. Doch wir konnten nicht unser ganzes Leben trauern, dass hätte Jude nicht gewollt. Wir genossen unser Leben in vollen Zügen und doch trugen wir sie immer in unseren Herzen. Manchmal bildete ich mir sogar ein, dass Jude neben mir stand, immer mit Charlotte. Obwohl ich Charlotte erst später auf einem Foto sah, glich meine Einbildung ihr exakt. Heute war ich ein alter Mann, dessen Kinder erwachsen waren und selber Kinder hatten. Meine Enkelkinder hatten neue Frische in mein Leben gebracht und ich erzähle ihnen immer wieder Geschichten über ihre Großmutter und lasse sie ihre Lieder anhören. Dann wird es immer ganz still. Nach ihrem Tod hatten sich Judes Alben 4-Mal so oft verkauft wie zuvor. Sie war zu einer richtigen Legende geworden. Sogar heute kam ab und zu noch ein Artikel über sie in die Zeitung, obwohl ihr Tod nun schon Jahre zurück lag. Viele hatten es nie verstanden, dass ich nicht noch einmal geheiratet hatte, doch das wäre der Frau über nicht gerecht gewesen, denn ich würde auf ewig nur Jude lieben, denn sie hatte mir erst gezeigt, was Liebe bedeutete. Dafür war ich ihr unendlich dankbar. Ich sehne schon den Tag herbei an dem ich endlich wieder mit ihr vereint sein werde, doch ich sehe ein, dass ich hier noch gebraucht werde. Ich greife manchmal noch Jess unter die Arme, der Quarrison Productions übernommen hatte. Und meine kleine Beth hatte die Stimme ihrer Mutter geerbt. Es freute mich zu sehen, dass beide die Musikkarriere eingeschlagen hatten. Jetzt gerade saß ich neben Judes Grab und betrachtete die Aussicht, die sie so sehr geliebt hatte. Ab hier endet meine Geschichte. Ich habe alles erzählt, was ich zu erzählen hatte. Nur eines kann ich euch versprechen: Bis zu dem Tag an dem ich meine Augen für immer schließen werde, wird Jude in meinem Herzen wohnen. Es hat schon immer ihr gehört, mein Herz. Ich nahm meine Gitarre zur Hand und spielte Judes letzten vollendeten Song:
Timeless Love is a cure A promise Still so pure Rise like the tide No need to hide it Fearless Just like before
Oh, here we go They're all waiting for a cure
Breathe in And let go I have seen How you crawl Let go and hover Still changing colors But nothing Can break this call
Oh, here we go They're all waiting for a cure Oh, here we go They're all waiting for a cure
Der Wind trug die Melodie weiter und dann flüsterte ich: „Ich liebe dich Jude Harrison.“ Leise verklangen meine Worte.
oh der schluss is sooo traurig. abr soooo shön.^^ die story ist echt toll geworden. ich hoffe es gibt bald 'ne weitere story von dir. ich mag deinen shreibstil.
das war wirklich eine wunderschöne story, aber so traurig ich musste echt weinen, so schön, wie du das leben von tommy nach judes tod beschrieben hast! ich hoffe es gibt bald wieder etwas von dir zu lesen!